Seit genau einem halben Jahr ist bekannt, dass Kindberg bald ein Asylquartier im Osten der Stadt beheimaten wird. Details waren lange Zeit jedoch ebenso Mangelware wie konkrete Informationen, was bei Politik und Bevölkerung auf Widerstand stieß und Ängste schürte. Erst im Verlauf des Dezembers drangen Schritt für Schritt Details an die Öffentlichkeit, der Donnerstag sorgte nun endgültig für Klarheit.
Da fand im Kindberger Rathaus der lange ersehnte Asyl-Gipfel statt, an dem Vertreter von Gemeinde, Polizei und der Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen (BBU) um Geschäftsführer Andreas Achrainer teilnahmen. "Für uns war es ganz wichtig, uns abzustimmen. Gleichzeitig muss ich aber auch sagen: Wir hätten uns viel erspart, wenn ich das im Vorjahr schon schriftlich bekommen hätte", sagt Bürgermeister Christian Sander.
250 bleibt die Höchstzahl
Als Gemeinde werde man den baurechtlichen Aspekt weiterhin nicht außer Acht lassen, seit Donnerstag herrsche in vielen Fragen des täglichen Betriebs aber deutlich mehr Klarheit. "Ich nehme das für bare Münze und gehe davon aus, dass es zu 95 Prozent in diese Richtung gehen wird." Demnach, das wurde der Stadt Kindberg auch schriftlich von Innenminister Gerhard Karner bestätigt, werden maximal 250 Asylwerber in Kindberg einziehen. "Darunter werden keine unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge sein", sagt Sander.
Einziehen werden alleinreisende Frauen, mobilitätseingeschränkte Menschen, die auf der Flucht oder im Krieg verwundet wurden, Menschen im Familienverband mit Kindern sowie Flüchtlinge mit einem Sonderbetreuungsbedarf. Die Heimleitung wird Marina Dopler innehaben, die bereits in Graz-Andritz eine Einrichtung der BBU für vulnerable Asylwerber leitet. Die ärztliche Versorgung, so Sander, sei von außerhalb mit Werkverträgen gesichert, um hier Auswirkungen auf die heimische Bevölkerung zu vermeiden.
Asylwerber werden länger bleiben
Anders als noch Mitte Dezember angekündigt, werde Kindberg nicht als Durchzugsstation dienen, die Asylwerber werden also für längere Zeit hier sesshaft sein. "Das hat auch Auswirkungen auf den Alltag, wie wir es in unserem Forderungskatalog festgehalten haben. Da geht es um Aufenthaltsmöglichkeiten, Deutschkurse oder eine entsprechende Beschäftigung", sagt Sander. So werde etwa ein Kindergarten direkt in die Anlage integriert, zusätzlich sollen die Asylwerber untereinander eine Art Gemeinschaft bilden, sich gegenseitig helfen und auch gewisse Tätigkeiten - wie etwa Putzdienste gegen ein Taschengeld - im Heim selbst erledigen.
Die Sicherheit für die Anrainer sei durch eine Zusammenarbeit zwischen BBU und Polizei ebenso gegeben wie durch eine strenge Hausordnung, Security, Ein- und Ausgangskontrollen und eine Standeskontrolle am Abend. Die Anrainer sollen noch rechtzeitig von der BBU informiert werden, ehe in der ersten Februar-Woche die ersten 25 bis 50 Asylwerber einziehen. Sander hofft nun darauf, dass das Ergebnis des Asyl-Gipfels hält: "Wenn das so stattfindet, schaue ich optimistisch in die Zukunft."
Marco Mitterböck