1. Warum wird aus dem früheren Pflegeheim ein Asylquartier?
Der Bau aus 1900 steht seit Anfang 2018 leer. Schnell gab es Überlegungen für eine Nachnutzung in Form von Wohnbau oder Büros, ehe im Frühjahr 2019 ein Grazer Immobilienunternehmen zuschlug. Zu einer Umsetzung kam es nie, bis im heurigen Juli die Pläne publik wurden, aus den 10.000 Quadratmetern Nutzfläche ein Flüchtlingsheim zu machen.
2. Wie hat die Stadt Kindberg darauf reagiert?
Von Anfang an zeigten sich die vier Parteien SPÖ, ÖVP, FPÖ und KPÖ geeint. Doch die Kontakte auf Landes- und Bundesebene blieben ebenso ohne Erfolg wie eine Unterschriftenaktion mit mehr als 2200 Unterstützern und ein Protestmarsch im November. Rund 250 Teilnehmer – darunter auch FPÖ-Landeschef Mario Kunasek – spazierten dabei vom Rathaus zum Flüchtlingsheim.
3. Warum wehrt sich Kindberg dagegen?
Da wäre zum einen die Entfernung, nicht einmal 1000 Meter Fußweg liegen zwischen dem Ortszentrum und dem Asylquartier. Gleichzeitig sieht man in Kindberg die östliche Obersteiermark ohnehin über Gebühr belastet. Mit dem Bundesquartier in Steinhaus, das rund 30 Kilometer entfernt liegt und mit 350 Asylwerbern voll ist, befindet sich eine weitere Einrichtung in der Nähe, hinzu kommt noch jenes in Leoben.
4. Wie sieht der Zeitplan aus?
Dass bereits im Jänner die ersten Flüchtlinge einziehen, daran bestehen aufgrund des Zustands des Gebäudes Zweifel. Doch die Bauarbeiten schreiten voran. Firmen aus der Region haben sich nicht beworben, um nicht in den Konflikt hineingezogen zu werden. Laut BBU ziehen im Jänner die ersten 50 Asylwerber ein, die Zahl steigt dann parallel zum Baufortschritt an.
5. Wie viele Asylwerber sollen einziehen?
Maximal 250 "vulnerable Personen" sollen laut den zuständigen Stellen auf Bundesebene einziehen, die Kommunikation mit der Stadtgemeinde gestaltet sich allerdings schwierig. In Kindberg glaubt man diese Zahl in Anbetracht der anhaltenden Flüchtlingsströme nicht und befürchtet, dass bis zu 1000 Personen – darunter auch nicht-vulnerable – kommen werden. Immerhin, so die Argumentation, sei der Bund dringend auf Unterkünfte angewiesen.
6. Wer wird die Betreuung übernehmen?
Diese Frage birgt sozialen Sprengstoff. Der Bezirk leidet unter dem Ärztemangel, weil Nachfolger fehlen und Ärzte über das Pensionsantrittsalter hinaus ordinieren. Hinzu kommt der eklatante Mangel an Pflegekräften, in den Heimen bleibt jedes fünfte Bett leer. Pflegekräfte mit Arabischkenntnissen werden aktuell gezielt kontaktiert.
7. Wie viele Personen werden im Asylquartier arbeiten?
Für die Betreuung werden laut BBU rund 40 Mitarbeiter zuständig sein,
von der Küche über die Sozialarbeit bis hin zur Pflege. Das Sicherheitspersonal wird zugekauft.
8. Wie viele Geflohene werden in der Steiermark versorgt?
Insgesamt 10.531 Personen, davon 6000 Vertriebene aus der Ukraine. In Bundeseinrichtungen (Graz, Leoben, Semmering) sind 1165 Personen untergebracht. Die Quote liegt bei 81,4 Prozent.
9. Wer wird für die Kosten der Asylwerber in Kindberg aufkommen?
Wie in Leoben, Graz und am Semmering teilen sich Bund und Länder den Aufwand. Für die Grundversorgung kommen die Länder auf, dann werden ihnen 60 Prozent vom Bund rückerstattet.
10. Wo werden derzeit denn "vulnerable Personen" versorgt?
Das hängt vom (Gesundheits-)Zustand ab - also je nach Diagnose im Spital, von einem Arzt etc. Hauskrankenpflege oder mobile Dienste sind ebenso denkbar.