Wohin darf's denn gehen? Velden, Lignano, Rovinj oder vielleicht doch etwas weiter weg? Diese Frage können zwölf Ehrenamtliche im Rahmen eines Bergwaldprojektes des Österreichischen Alpenvereins ganz genau beantworten: Auf die Schneealm, wo sie gemeinsam mit den Almbauern die Almweiden im Naturpark Mürzer Oberland pflegen. Zu tun bekommen es die Freiwilligen, die aus der Steiermark und den umliegenden Bundesländern kommen, dabei vor allem mit Latschen und Germer, einer für das Weidevieh giftigen Pflanze.

Als Basislager für die fleißige Truppe, deren ältester Teilnehmer rüstige 74 Jahre alt ist, dient in dieser Woche die Michlbauerhütte. Dank und Anerkennung gibt es in luftigen Höhen, wo selbst in diesen sonnigen Tagen noch der eine oder andere Schneehaufen zu sehen ist, in Form von Kost und Logis, für die Andreas Steininger vom Naturpark nur zu gerne aufkommt: "Der Erhalt der Kulturlandschaft ist auch uns ein Anliegen. Denn wenn alles zuwächst, bekommen wir ein Problem mit den Touristen."

Futterflächen und Artenvielfalt erhalten

Vor allem profitieren vom Einsatz des Dutzends auf den mitunter schroffen Hängen aber die hiesigen Almbauern. Mit den Maßnahmen zur Sanierung der Weideflächen wird schließlich nicht nur Futterfläche für Kühe und Pferde wiedergewonnen, sondern gleichzeitig auch die Biodiversität gefördert. "Ohne die vielen tatkräftigen Hände würden die Weiden schnell verbuscht, vom Germer überwuchert und die alpine Artenvielfalt verdrängt", sagt Projektleiterin Susanne Gahn, während rundherum die Freiwilligen zu Spitzhacke und Schaufel greifen. Um die Idylle auf rund 1700 Metern Seehöhe zu erhalten, braucht es zahlreiche kräftige Hände. Entfernt werden etwa auch Wurzeln, damit die Kühe nicht stolpern und sich im schlimmsten Fall Verletzungen zuziehen.

Karl Grafeneder geht mit Freiwilligen gegen den Germer vor
Karl Grafeneder geht mit Freiwilligen gegen den Germer vor © Marco Mitterböck

Andernorts widmet sich Almbauer Karl Grafeneder mit fünf Freiwilligen dem Germer. "Die Almpflege gehört das ganze Jahr dazu", sagt Grafeneder. Weil das Areal als Wasserschutzgebiet definiert ist, scheidet die chemische Keule ohnehin aus. Also dürfen die Freiwilligen, die seit 2018 an diesem Projekt auf der Schneealm teilnehmen können, jedes Jahr zum Werkzeug greifen, um den Germer zu entfernen. Im Idealfall möglichst nahe am Boden, um eine weitere Aussamung zu verhindern. Die Arbeit geht den Ehrenamtlichen auf den schier endlosen Flächen aber ohnehin nicht aus.

Im Zuge ihres einwöchigen Aufenthalts entwickeln die Teilnehmer deshalb nicht nur enorme Kraft, was ihnen bei den Bauern durchaus Anerkennung einbringt, sondern eignen sich auch ein entsprechendes Wissen über das Leben auf der Alm und die damit verbundenen Herausforderungen an. "Die Teilnehmer dienen dann zugleich als Multiplikator, weil sie ihr Wissen weitergeben", sagt Gahn. Sie freut sich schon jetzt auf viele helfende Hände im Jahr 2023, zumal die Anmeldung schon im Februar startet.