Dass Menschen auf den Hund kommen, ist gerade in Coronazeiten wahrlich keine Seltenheit. Wenn das bevorzugte Tier jedoch kein klassisches Haustier ist, sondern ursprünglich aus den südlichen Regionen Amerikas kommt, sind Interesse und Aufsehen umso größer. So geschehen auch in Tragöß-St. Katharein, wo sich der Pattererhof direkt neben dem Zenssee vor Zaungästen derzeit kaum wehren kann. Kein Wunder, halten in diesen Tagen doch 41 Alpakas, zehn Lamas und zwei Kamele Einzug ins beschauliche Tal.
Die Tiere kommen aber freilich nicht alleine, vielmehr erfüllen sich Michelle Kaufmann und Franz Friedam hier einen Herzenswunsch. Die Tiere halten sie wenige Tage vor der offiziellen Eröffnung jedoch ordentlich auf Trab. Just als die Kleine Zeitung zu Besuch ist, versucht sich Lama Espresso als Ausbrecherkönig – mit Erfolg. Das Resultat: Stuten und Hengste teilen sich plötzlich ein Gehege. Und es passiert, was im Tierreich passieren muss: Ein Hengst macht nähere Bekanntschaft mit einer Stute. "Das wäre in ein, zwei Wochen ohnehin passiert. Die beiden waren füreinander gedacht", sagt Kaufmann und lacht. Der Nachwuchs kommt dann in spätestens 13 Monaten.
Alles begann mit vier Alpakas
Seit nunmehr sechs Jahren haben es Alpakas dem Paar angetan, angefangen hat einst alles mit einem praktischen Ansatz. "Wir hatten eine große Fläche und haben Tiere gesucht, die das Gras abfressen", erinnert sich Michelle Kaufmann. Bald waren die ersten vier Alpakas da – und damit war klar, wohin die Reise geht. Als die Fläche in Mitterdorf an der Raab schließlich zu klein wurde, machte sich das Duo auf die Suche nach einer neuen Bleibe und wurde unweit des Grünen Sees auf achteinhalb Hektar aufmerksam. "Unser persönliches Paradies", schwärmt Kaufmann.
Dass dort nun auch zehn Lamas residieren, hat einen einfachen Grund. "Wir haben Lama Lisa aus schlechter Haltung gerettet, sie brauchte natürlich Gesellschaft", sagt Kaufmann. Doch wie kommen derart viele Tiere miteinander zurecht? Kein Problem, meint die Hausherrin. Weil Lama und Alpaka der gleichen Familie angehören und die gleiche Sprache sprechen, erfolgt die Trennung nicht nach Tierart, sondern nach Geschlecht. So gibt Lama Lisa etwa Acht auf den Alpaka-Nachwuchs. "Lisa will selber Mama werden – und wird das gut machen", sagt Kaufmann. Diesem friedlichen Miteinander schließen sich auch die Kamele Tamara und Jamal nur zu gerne an.
Tage der offenen Stalltür
Mittlerweile sind die flauschigen Alpakas, die sich hauptsächlich von Heu und Gras ernähren, ein echter Hingucker bei Jung und Alt. Mit den großen Augen, dem Drang zum Spucken und den kecken Frisuren – kein Tier gleicht dem anderen – haben sie das Zeug zum Publikumsliebling. "Alpakas werden auch 'Delfine der Weide' genannt, weil sie immer ein Lächeln auf den Lippen haben", erklärt Kaufmann. Das gilt auch für die Jüngsten: Sunshine, angelehnt an die Sonnschienhütte, ist erst zwei Wochen alt, Columbo mit sieben Wochen nur eine Spur älter.
Heuer sollen zumindest 15 Fohlen folgen, haben sich Kaufmann und ihre Mitstreiter der Zucht doch ebenso verschrieben wie dem Handel mit Wolle und Milchprodukten, Tierbegegnungen, Wanderungen und der Vermietung von Zimmern. Wer Bekanntschaft mit Alpaka, Lama und Kamel machen will, hat am Wochenende die Möglichkeit, wenn der Pattererhof am Samstag und Sonntag (jeweils von 10 bis 17 Uhr) zum Tag der offenen Stalltür lädt.
Marco Mitterböck