Auf dem Weg von Kapfenberg-Redfeld hinauf auf die Pötschen hat man einen schönen Blick auf das mächtige neue Böhler-Stahlwerk. Aber nur kurz, dann geht's in den Wald. "Du gehst einfach den Forstweg entlang, dann kannst du uns nicht verfehlen", erklärt Christian Schemmel am Handy. Er ist von Beruf Architekt, Mountainbiker der ersten Stunde und Gründungsobmann der Brucker Do-Biker. Ihren Namen haben sie von ihren Ausflügen in die umliegenden Berge, die jeden Donnerstag stattfinden.

Man kann sie wirklich nicht verfehlen, denn schon von Weitem hört man Klopfen, Sägen, kurze Anweisungen und Gelächter. Die Do-Biker haben gerade einen Arbeitseinsatz auf dem Pötschen-Trail, ihrer zweiten Mountainbike-Strecke, die sie in Eigenregie bauen. Die erste war der Schweiz-Uneben-Trail von der Brucker Schweizeben ins Weitental.

Waldbesitzer helfen selber mit

In Bruck mussten die Radler nur einen Waldbesitzer überzeugen: die Stadt Bruck, was eine ziemlich leichte Übung war. In Kapfenberg sind es mehrere Besitzer, die man unter einen Hut bringen musste. Einer von ihnen ist Volker Schnäbele, Forstwirt und Mountainbiker. Er kniet gerade an einer dünnen, vertrockneten Fichte und sägt sie mit einer Handsäge um. Sein Bruder Gregor und Max Trafella, der Obmann der Do-Biker, schieben den Baum in die Richtung, in die er fallen soll.

"Ich habe gesehen, dass zwar sehr motiviert, aber nicht sehr fachmännisch gearbeitet wird, da musste ich mich selber einklinken", grinst Schnäbele. Den Do-Bikern konnte gar nichts Besseres passieren, erzählt Trafella: "Wir wollen am Wald keinen Schaden anrichten, es ist uns allen klar, dass so etwas nur im Einvernehmen mit den anderen Nutzern der Natur geht, vor allem mit den Besitzern."

Währenddessen schlagen einige Biker massive Pflöcke in den Waldboden, sie stützen eine künftige Schrägfahrt. "Heute sind wir 17 Leute, so viele wie noch nie", freut sich Christian Schemmel, der gerade mit einer Scheibtruhe voll Erde keuchend und schwitzend vorbeikommt. Auch er betont, wie wichtig das Miteinander in der Natur ist: "Volker zeigt uns, wo wir Erde wegschaufeln können und welche Bäume wir herausnehmen dürfen. Es ist toll, dass wir einen Forstfachmann haben, der auch Mountainbiker ist."

Der Trail ist 2,2 Kilometer lang und weist 250 Höhenmeter auf, 450 freiwillige Stunden haben die großteils jungen Männer bereits investiert, Ende April wollen sie fertig sein. Würden die Do-Biker den Trail bauen lassen, würde er zumindest 100.000 Euro kosten, aber im Eigenbau kostet er fast nichts. Die Burschen – es gibt auch Mädchen, aber Trailbau ist Männersache – sitzen zwar lieber auf dem Rad, aber die Freude am Graben und Bauen ist allen anzumerken. Vielleicht ist das auch der Grund, warum sie von einer Benützungsgebühr herzlich wenig halten: "Wir hängen eine Spendenbox auf, mit dem Geld werden wir den Trail in Ordnung halten", heißt es knapp. Die Pacht für die Waldbesitzer übernimmt die Stadt Kapfenberg.

Trafella: "Der Pötschen-Trail ist leichter als der Schweiz-Uneben-Trail und steht allen offen, wenn er fertig ist." Schemmel ergänzt: "Solche Trails werden in der Szene rasch bekannt, in Bruck kommen schon Biker aus ganz Österreich. Aber wir machen es vor allem für uns und für die Jugend in der Region." Waldbesitzer Schnäbele bringt es auf den Punkt: "Je weniger Konflikte wir haben, desto mehr Möglichkeiten haben wir in Zukunft." Aber dann muss er weg, es wird gerade eine Ladung Pizzen angeliefert.