Es geht nicht um irgendeine Kirche, sondern das prominente Münster bzw. Stift Neuberg an der Mürz in der Obersteiermark. An der höchsten Stelle des riesigen Gotteshauses – es hat bis heute den größten und bedeutendsten Holzdachstuhl im gesamten deutschsprachigen Raum – dreht sich ein Wetterhahn. Darin eingearbeitet: ein Hakenkreuz, das sich mitdreht und bisher offenbar niemandem aufgefallen ist.
Der Grund dafür: Von unten ist das NS-Zeichen mit freiem Auge nicht erkennbar. In Zeiten von Drohnen und Co. wurde es kürzlich „wiederentdeckt“. Zudem dürften in Neuberg auch mehrere Personen darüber Bescheid gewusst haben. Mit einem Fernglas oder auch Teleobjektiv lässt sich der Nachweis (siehe Bild) für jedermann leicht erbringen.
In Neuberg hat das Thema größere Kreise gezogen, mehrere Bewohner stoßen sich daran, dass „ihr“ prominentes Gotteshaus mit dem Symbol der Nationalsozialisten gekennzeichnet ist. „Wir haben die zuständigen Stellen informiert und die Sache auch dem Staatsschutz gemeldet“, erklären sie.
Die Diözese Graz-Seckau als Eigentümerin der Kirche hat die Sache in die Hand genommen. „Wir haben uns intensiv damit befasst und sowohl Historiker als auch andere Experten eingeschaltet“, erklärt Sprecher Thomas Stanzer. Gewisse Dinge müssten jedoch noch abgeklärt werden, immerhin steht die Kirche auch unter Denkmalschutz. „Wir befinden uns derzeit in einer finalen Abstimmungsrunde, bevor wir entscheiden, welche Maßnahme wir konkret ergreifen“, bittet er um Geduld.
Peter Tautscher, Bürgermeister von Neuberg, sieht die Causa eher gelassen – was wiederum manche Bewohner ärgert. „Es ist nicht unsere Kirche, auch wenn sie in unserer Gemeinde steht“, meint er gegenüber der Kleinen Zeitung.
Wer war dabei?
Er selbst habe erst heuer im Sommer davon erfahren. Im Ort wüssten jedoch mehrere Personen schon länger Bescheid, bestätigt er. Es gibt auch Gerüchte darüber, wie das Hakenkreuz in den Wetterhahn gekommen sein soll. Tatsache ist jedenfalls, dass das Jahrhunderte alte Kirchendach in den 1930er-Jahren renoviert wurde. In Neuberg kursieren bis heute Namen, wer an der Aktion damals beteiligt gewesen sein soll.