Vor 36 Jahren machte sich eine siebenköpfige, südsteirische Wandergruppe am Allerseelentag auf den Weg zum Hochschwab. Sie hatten dort eine Wanderung geplant, der Tagesausflug endete letztlich aber als Tragödie: Ein Wetterumschwung hielt die Gruppe tagelang bei Sturm und Nebel am Berg gefangen und kostete fünf von ihnen das Leben.
Bereits am ersten Tag machten sich Bergretter von den Ortsstellen rund um den Hochschwab auf die Suche nach der Gruppe. Einer von ihnen war der Etmißler Arnold Fuchs, der später für 20 Jahre als Gebietsleiter für das Hochschwabgebiet tätig war. „Es gab damals eine Vermisstenmeldung von einem Vater der sieben betroffenen Personen. Wir von der Thörler Ortsstelle sind noch am Abend vom Bodenbauer über das G‘hackte hinauf zum Gipfel gestiegen“, erinnert er sich.
Im Radio von den Toten gehört
Der Fokus der Suchaktion galt zunächst den bekannten Wegen, „dort haben wir aber nichts gefunden“. Die Nacht verbrachten die Bergretter auf der Voisthalerhütte, um von dort aus am nächsten Tag weiterzusuchen. „Im verwehten Schnee haben wir manchmal Fußspuren in Mulden gefunden“, erzählt Fuchs.
Schließlich erreichte ihn und seine Gruppe am dritten Einsatztag die Meldung, dass eine der gesuchten Personen gesichtet worden war. Auch Hubschrauber waren parallel im Einsatz. Als die Retter an Ort und Stelle ankamen, hatten die Helikopter die Verunglückten jedoch bereits ins Tal geflogen. „Wir haben alle noch gehofft, dass es ein Lebenszeichen gibt.“ Doch vergeblich. „Als ich zu Hause bei meiner Zufahrt das Tor aufgemacht habe, war es genau 17 Uhr. Da habe ich die Nachricht von den Toten im Radio gehört und musste weinen“, sagt Fuchs und macht eine längere Pause.
Rückblick mit Bedauern: „Sie waren eigentlich in Sicherheit“
Die Betroffenheit sei damals bei allen Einsatzkräften groß gewesen. Insgesamt waren rund 150 Bergretter, Alpingendarmen und Bundesheersoldaten sowie vier Helikopter bei der historisch größten Suchaktion der Bergrettung im Einsatz. Aus heutiger Sicht würde man zwar mit großem Bedauern auf den Ausgang des Einsatzes zurückblicken, in der Suche aber ähnlich vorgehen. „Es war meiner Meinung nach gut, wie es gemacht wurde, ich habe auch nie Kritik daran gehört. Glücklicherweise hat es so einen schweren Fall seither nicht noch einmal gegeben“, meint der Bergretter.
Dass sich die Südsteirer im Schneetreiben verirrten, sei wenig überraschend: „Ich kann es leicht verstehen, dass sie sich nicht zurechtgefunden haben. Das war auch für uns nicht einfach.“ Eines bleibt für ihn dabei weiterhin tragisch: „Sie waren eigentlich bereits in der Biwakschachtel in Sicherheit, sind dann aber wieder aufgebrochen.“
„Man muss oben wissen, über welchen Graben man runter kann“
Fuchs selbst ist seit 50 Jahren Bergrettungsmitglied und hat als Lehrer in Thörl immer wieder Schulklassen auf den Hochschwab geführt. „Uns ist glücklicherweise nie etwas passiert. Am Hochschwab gibt es ein Problem: Das ist ein Plateauberg und von diesen Hochflächen gibt es ein paar steile Täler hinunter. Man muss also schon oben wissen, über welchen Graben man hinunterkann.“
Die Ereignisse vom November 1988 werden am 4. November in Form einer Dokumentation um 20.15 Uhr auf ServusTV ausgestrahlt. An deren Entstehung war Fuchs von Anfang an beteiligt: „Mein Album mit Funk-, Presse- und Staatsanwaltschaftsmeldungen war eine wichtige Grundlage. Das habe ich dem Filmteam übergeben.“