Es ist eine grausame Tat, für viele unter normalen Umständen nach wie vor nicht einordenbar: Ein 14-Jähriger hat wegen offenbarer Kleinigkeiten (Unstimmigkeiten über diverse Arbeitsleistungen im gemeinsamen Haushalt) seinen 36-jährigen Bruder erschlagen.
Dazu wurde eine Art Wikinger-Axt mit einer Größe von 50 Zentimetern benützt – eigentlich ein Deko-Gegenstand, der in diesem Fall zur Mordwaffe wurde.
Geständig gegenüber dem Haftrichter
Mittlerweile ist das Obduktionsergebnis eingetroffen, das die Brutalität der Tat unterstreicht. Demnach sind laut Gerichtsmedizin „zumindest 17 wuchtige Hiebverletzungen im Kopfbereich“ festgestellt worden. Verletzungen gab es auch an Hals und Rücken.
„Das Opfer erlitt eine Luftembolie, bei der Luft in die Blutbahnen gerät, und ist verblutet“, erklärt Viktoria Steinecker, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Leoben. Die Erhebungen über die Hintergründe der Tat laufen übrigens nach wie vor.
Sie bestätigt auch, dass der 14-Jährige in Untersuchungshaft genommen wurde. „Er war, ebenso wie gegenüber der Polizei, auch beim Haftrichter geständig, die Tat begangen zu haben“, erklärt sie.
Bis zur Anklage dürfte der „Bub“, wie Ermittler intern sagen, in Untersuchungshaft bleiben. Der 14-Jährige ist strafmündig, für ihn gilt allerdings das Jugendgerichtsgesetz. Bei Anklage wegen Mordes liegt der Strafrahmen zwischen ein und zehn Jahren.
Gemutmaßt wird, dass der Jugendliche einen schweren Schicksalsschlag (er verlor den Vater) nie verwunden und sich sehr mehr und mehr zurückgezogen habe. Tiefe Betroffenheit herrscht auch im schulischen Umfeld des mutmaßlichen Täters, der zuletzt eine Bildungseinrichtung in der Obersteiermark besuchte. Das Kriseninterventionsteam (KIT) war direkt nach der Tat im Einsatz bei der Familie des Opfers und Täters. „Es kann aber auch sein, dass darüber hinaus jemand Hilfe benötigt und mit jemandem über diese Dinge sprechen möchte“, erklärt Heimo Kohlbacher, Sprecher der Landespolizeidirektion.
Sich Hilfe holen
In solchen Fällen können sich auch Kollegen, Freunde oder Familien direkt an die nächste Polizeiinspektion, den Notruf der Polizei (133) oder auch an das KIT-Team (Notruf 130) wenden.
Über den Fall schütteln übrigens selbst hartgesottene Ermittler den Kopf und rätseln, ob es nicht ein dahinterliegendes, tieferes Motiv gibt. Man finde aber nicht immer eine Antwort, heißt es und erinnert in diesem Zusammenhang an den Polizistenmord in Trieben: Dort hatte im Vorjahr ein Beamter seinen Dienststellenleiter aus nächster Nähe mit mehreren Kugeln erschossen. „Der Täter hat bis zuletzt geschwiegen.“