Gespendete Stammzellen stellen für viele schwerkranke Menschen eine letzte Therapieform und damit eine Hoffnung auf Besserung dar. Pro Jahr sind in Österreich mehr als 300 vorwiegend an Leukämie erkrankte Personen auf eine solche Spende angewiesen. Damit diese Therapie durchgeführt werden kann, müssen die Gene übereinstimmen, was mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 zu 500.000 der Fall ist.
Um die Chance auf eine Übereinstimmung zu erhöhen, ruft der gemeinnützige Verein „Geben für Leben – Leukämiehilfe Österreich“ immer wieder zur Typisierung auf: Dabei werden mittels Wangenabstrich kleine Abschnitte der menschlichen DNA erfasst, die Auskunft darüber geben, ob verschiedene Stränge zusammenpassen.
„Es ist ein unbeschreibliches Gefühl“
Durchführen kann man den Abstrich entweder zu Hause oder im Rahmen einer Typisierungsaktion, die regelmäßig im ganzen Land durchgeführt werden. Auch im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag findet am 11. August eine solche Aktion auf der Aflenzer Bürgeralm statt, im Rahmen des Almfestes. Verantwortlich dafür zeichnet der Aflenzer Michael Sommerer, der bereits selbst als Stammzellenspender aktiv war.
„Angefangen hat das Ganze, als meine zweite Tochter auf die Welt gekommen ist“, erzählt der 31-Jährige. Die Geburt ging mit schweren Komplikationen einher, „wir hatten großes Glück, dass es meiner Frau und Tochter danach gut ging“. Einige Zeit später stieß er auf die Geschichte eines dreijährigen Buben, der auf eine Stammzellenspende angewiesen war. Sommerer beschloss Anfang 2021, sich selbst typisieren zu lassen.
Im Anschluss hörte er zwei Jahre lang nichts, ehe ihn im März 2023 die Nachricht erreichte, dass ein 25-jähriger Deutscher eine Stammzellenspende von ihm benötigen würde. „Im ersten Moment war ich ein bisschen überrascht. Zwei Jahre später habe ich nicht mehr damit gerechnet“, erzählt Sommerer, „Man freut sich natürlich, es ist ein unbeschreibliches Gefühl.“
Typisierungsaktion in Aflenz
Nach einigen Voruntersuchungen konnte er schließlich in Graz Stammzellen spenden, die bereits am Tag danach in Deutschland beim Empfänger ankamen. „Ich weiß, dass es ihm wieder gut geht“, erzählt Sommerer und lächelt. Bei der Spende wurden die gesunden Zellen aus dem Blut gefiltert, der Prozess ähnelt dem einer Dialyse. Nun hat der 31-Jährige als Mitglied der Aflenzer Bergrettung selbst eine Typisierungsaktion organisiert. „Man kann dort mit ganz kleinem Aufwand Großes bewirken“, sagt der 31-Jährige und ruft dazu auf, an der Aktion teilzunehmen.
Gesucht werden dort mögliche Spenderinnen und Spender unter anderem für die an Leukämie erkrankte Olivia Knauß sowie für Zita, ein dreijähriges Mädchen aus Wien, das ebenfalls an dieser Form von Blutkrebs leidet. Möglich sind Spenden für all jene, die zwischen 17 und 45 Jahre alt sind und an keiner schwerwiegenden oder chronischen Erkrankung leiden. Die entnommenen Analysedaten werden anonymisiert in eine Datenbank eingespielt und stehen bis zum 60. Lebensjahr weltweit zur Verfügung.
„Die Spende nimmt nur wenig Zeit in Anspruch. Man muss nur seine Daten registrieren und selbständig mit einem Wattestäbchen an der Wange entlangfahren“, erklärt Katharina Palatzky vom Verein „Geben für Leben“. Sollte man tatsächlich für eine Spende infrage kommen, übernimmt dieser die Betreuung und Begleitung durch den Prozess sowie die anfallenden Kosten.