Was sich hinter einer unscheinbaren Tür mitten in Langenwang verbirgt, lässt das Herz von vielen Motorradfreunden höher schlagen. Handgefertigte, spezialisierte Sättel für Motorräder liegen nebeneinander und wetteifern förmlich um die Gunst des Betrachters. Ein Sattel ist dabei prächtiger gestaltet als der andere, individuell und mit viel Liebe zum Detail.
Herr über diese handgefertigten Prachtstücke ist Franz Hofegger. Ihm ist etwas gelungen, was vielen vorschwebt. Er hat aus einer Leidenschaft einen Beruf gemacht. „Mein Beruf ist Berufung. Das hört sich kitschig an, ist aber so“, sagt Franz Hofegger. Den ersten Kontakt zu Leder hat der Langenwanger bereits in seiner frühen Kindheit gehabt. „Ich habe von klein auf mit Leder gearbeitet. Früher hat es den ,Schuster Schalk‘ bei uns im Ort gegeben und ich durfte sein Helferlein sein und mit Lederresten basteln“, erzählt Hofegger. Die Begeisterung für das Material ist ihm bis heute geblieben, die Liebe zum Handwerk ist mit den Jahren sogar gewachsen.
Farben, Formen und Muster
„Sättel zu fertigen, war nie mein Berufswunsch. Vielmehr wollte ich Schuster werden“, sagt er und grinst verschmitzt. Er meint nämlich nicht irgendwelche Sättel, sondern die Sitzbänke von Harley-Davidsons, Indians oder Custombikes. Bei der Art, wie er die Sättel betrachtet, wie er sie ins Licht hält und die Muster, Farben und Formen begutachtet, wird eines sofort klar: Vor dem inneren Auge Hofeggers ist der Sattel bereits mit dem Motorrad unterwegs. Brettert über Asphalt, glänzt in der Sonne und macht seinen Besitzer stolz.
Stolz ist Hofegger auf jedes seiner Werke. „Jeder Sattel, jede Tasche ist Werbung für mich. In der Szene muss man sich erst einmal einen Namen machen“, sagt er. Und sein Handwerk kommt gut an. Schließlich sind nicht nur heimische Motorradliebhaber auf ihn aufmerksam geworden, sondern auch Custombike-Bauer aus Amerika. „Ich verschicke sie einfach mit der Post. Das funktioniert wunderbar“, freut sich Hofegger.
Die Geschichte von „Hofi‘s leather crafts“ hat aber ganz einfach begonnen. „Ich habe 2000 zum Punzieren begonnen. Damals standen noch Brieftaschen auf dem Programm und ich habe mein erstes Werkszeug selbst gemacht – aus Alu“, erinnert er sich. Nach kleineren ersten Aufträgen folgten aber rasch größere, bis schließlich Harley-Davidson-Händler auf ihn aufmerksam geworden sind.
Sein erstes Werkzeug ist aber heute noch in Verwendung. „Es ist schwierig, zu entsprechendem Material zu kommen. Nicht nur die Punziereisen müssen passen, auch die Qualität des Leders muss hinhauen“, erklärt Hofegger. Seinen „Maker-Stempel“, den Stempel, der für sein Unternehmen steht und auf jedem seiner Stücke zu finden ist, hat er beispielsweise in Bulgarien anfertigen lassen. „Mein erster ,Maker-Stempel‘ habe ich selbstgemacht. Irgendwann wollte ich aber etwas Handfesteres haben“, erzählt er.
So rau die Motorrad-Szene auf einen Laien wirkt, so fein und detailreich ist die Arbeit von Hofegger. Nach dem Punzieren, dem Prägen des Leders, wird es von ihm bemalen. Die Vorstellungen vom Auftraggeber und ihm als Künstler gleichermaßen zu treffen, ist dabei nicht immer ganz einfach. „Ich fertige eine grobe Skizze nach den Ideen des Kunden an. Dann geht es im Regelfall los. Jedes Werk ist anders – ich fertige ausschließlich Unikate“, sagt der Langenwanger. Gerade diese Einzigartigkeit ist es, die er an seinem Beruf liebt. „Ich sehe mir das Motorrad und den Fahrer an. Meine Arbeit kommt dann dazu und muss das Gesamtbild abrunden.“
Einen Trend in Sachen Gestaltung kann Hofegger momentan nicht orten: „Flammen werden zwar weniger gewünscht, kommen aber immer noch vor. Florales und Totenköpfe sind immer gefragt.“ Die Farbauswahl muss zum Motorrad passen. „Ich arbeite ausschließlich mit Alkoholfarbe und feinen Pinseln“, so Hofegger.