Die Stimmung ist bei manchen Obersteirern nicht gut: „Ab 1. 1. wird in Bruck nach 15 Uhr nicht mehr operiert, wisst ihr das schon?“, lautete die Frage besorgter Bewohner. Nun: Ganz so ist es nicht. „Kleinere Eingriffe nach Stürzen werden nach wie vor in Bruck operiert, aber die großen Notfälle, etwa Polytraumata nach Verkehrsunfällen, schicken wir künftig außerhalb der Kerndienstzeiten nach Graz in die Universitätsklinik“, erklärt Erich Schaflinger, ärztlicher Leiter des LKH Hochsteiermark. Das gilt für das gesamte Einzugsgebiet im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag und Leoben.
Volles Programm zu den Regeldienstzeiten
Hintergrund ist der Anästhesisten-, aber auch Chirurgenmangel. Ärztinnen und Ärzte aus diesen Fachrichtungen sind in ganz Österreich rar und am Standort Bruck besonders, seit man Reformschritte angekündigt hat. Viele sind nach Leoben gegangen, wo die Orthotrauma künftig als Schwerpunkt neu aufgesetzt wird. Bis es so weit ist, soll die Lösung mit Bruck bleiben, die, auch das muss betont werden, zu den Regeldienstzeiten aber auch alle Stückerl spielt.
Die Weiterleitung nach Graz für schwere Fälle gilt nur ab 15 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen. „Ansonsten bleibt Bruck Anlaufstelle für alle verunfallten Personen in der Region.“ Im Hintergrund wird schon seit einiger Zeit nach diesem System gearbeitet. Zum Jahreswechsel hat Schaflinger aber das Rote Kreuz und auch kommunale Entscheidungsträger noch einmal gesondert darüber in Kenntnis gesetzt.
Ein Einschnitt, aber auch Schutzmaßnahme
Bei Unsicherheiten über den Schweregrad der Verletzung oder in Fällen, die nicht ganz klar sind, kann man sich übrigens jederzeit mit der Trauma-Ambulanz in Bruck telefonisch absprechen. Selbst wenn die Weiterleitung nach Graz ein gewisser Einschnitt ist: Auf diese Weise schafft man es, mit den vorhandenen Personalressourcen in der Region über die Runden zu kommen.
So kann etwa Betriebsrat und Personalvertreter Thomas Kammerhofer vom LKH Bruck der Regelung durchaus etwas abgewinnen: „Die Weiterleitung schwerer Fälle nach 15 Uhr schützt unser Personal vor der Verpuffung“, formuliert er und meint damit, dass man sonst wegen Überlastung auch die Regeldienste vor Ort nicht mehr stemmen könnte.
Schwere Trauma-Fälle sollen gänzlich zurück in die Region
Und selbst wenn es im großen Rückblick, als Bruck noch großes Operationszentrum für Notfälle war, ein Rückschritt ist, hört man überall: Jetzt gibt es wenigstens eine klare Regelung, wann man wo mit welchen Patienten hin muss.
Der langfristige Plan lautet bekanntlich, die Trauma-Fälle, die man jetzt an Graz abgibt, wieder zurück in die Obersteiermark zu holen. Damit ginge auch eine wohnortnähere Versorgung einher. Es könnte allerdings noch bis Ende 2024 bzw. 2025 dauern, bis die dafür notwendige Station am LKH-Standort Leoben tatsächlich in vollem Umfang in Betrieb ist.