Skitouren - also das Erklimmen von Bergen auf Skiern und die Abfahrt im Gelände - erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Mit der steigenden Popularität mehren sich aber auch Verletzungen und Einsätze für Bergrettung und Alpinpolizei: Im Jahr 2022 kam es zu 20 Todesfällen bei Skitouren in Österreich, erst kürzlich kam ein weiterer hinzu, als ein 56-Jähriger bei einer Skitour auf der Rax verstarb.
Ohne Schlüsse aus dem konkreten Fall zu ziehen, stellt sich ganz allgemein die Frage, welche Rolle die körperliche Verfassung spielt. Wie fit muss man sein, um sich bei niedrigen Temperaturen eine derart anstrengende, körperliche Tätigkeit zuzumuten?
Vorbereitung als Voraussetzung
Für Alpinpolizist Gerhard Rieglthalner ist eines klar: Ohne entsprechende Vorbereitung sollte man von einer Tour lieber absehen. „Skitouren sind anstrengend, man sollte daher auf seine Grundkondition achten. Wenn man als ungeübte Person mehrere Stunden unterwegs ist, stellt das eine massive Belastung für Körper und Kreislauf dar“, erklärt der Leiter der Alpinen Einsatzgruppe Hochsteiermark.
In dieselbe Kerbe schlägt man bei der Bergrettung: „Grundsätzlich sind die körperlichen Anforderungen je nach Berg und Länge der Tour unterschiedlich“, erklärt Werner Winkler, stellvertretender Landesarzt bei der Steiermärkischen Bergrettung. Um sich nicht in Gefahr zu begeben, empfiehlt er regelmäßige Bewegung: „Man sollte regelmäßiges Ausdauertraining betreiben. Bevor man sich erstmals auf eine längere Tour begibt, wäre es auch sinnvoll, sich sportmedizinisch überprüfen zu lassen.“
Da man mehr Material im Rucksack braucht, ist dieser schwerer. Auch die benötigte Ausdauer für eine längere Tour sollte man nicht unterschätzen. „Es ist eine Ausdauersportart, da nutzt Schnellkraft relativ wenig. Ich war schon mit Spitzensportlern unterwegs, die mir nach zwei Stunden zusammengeklappt sind“, erzählt Andreas Steininger von der Bergrettung Mürzzuschlag. „Man muss kein Extremsportler sein. Wer regelmäßig Sport macht, ist im grünen Bereich“. Er rät weiter: „Grundsätzlich sollte man sich das ganze Jahr vorbereiten und die Tour an das eigene Fitnesslevel anpassen.“
Bewusstsein für regionale Gegebenheiten
Am Berg selbst ist ebenfalls einiges zu beachten: Neben der Ausrüstung, in der Verschütteten-Suchgerät, Sonde und Schaufel nicht fehlen dürfen, sollte man sich auch mit dem Gebiet auseinandersetzen. „Man sollte sich immer bewusst sein, wo man unterwegs ist und wie das Gelände aussieht. Die Dauer der Tour sollte man sich bewusst machen und für den Notfall auch einen Fluchtweg einplanen“, erklärt Rieglthalner. Zudem gilt es , bei Kälte für ausreichend Verpflegung zu sorgen, um die nötige Energie aufbringen zu können.
Wenn während der Tour in der Gruppe die eigenen Kräfte merklich nachlassen, rät Steininger davon ab, mit Gewalt weiterzugehen. „Der Gruppendruck ist da sicher oft ein Problem, man muss aber das Selbstbewusstsein aufbringen und eingestehen, dass es nicht mehr geht. Es nutzt nämlich nichts, wenn man oben am Berg geschwächt ist und sich bei der Abfahrt verletzt“, sagt der Bergretter und fügt hinzu: „Lieber eine Minute zu früh als zu spät.“