Er gehört zu den reichsten Österreichern und selbst wenn Stefan Pierer im oberösterreichischen Mattighofen mit KTM groß geworden ist, so gibt es eine tiefe Verbundenheit zu seiner Heimat. Und das nicht erst, seit er Pankl Racing übernommen und in Kapfenberg etabliert hat. Schon seit etwa zehn Jahren investiert der aus der Ortschaft Etmißl im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag stammende Pierer in die Region, wo er und seine Frau Claudia aufgewachsen sind. Insbesondere in Aflenz.
In dem Kurort hat er im Zentrum mehrere alte Bürgerhäuser revitalisiert. „Mit sehr, sehr viel Fingerspitzengefühl für die Architektur“, attestiert ihm Bürgermeister Hubert Lenger. Man kenne das sonst von Mateschitz, berichten Beobachter: Auch der habe bei manchen Engagements letztlich so viel Liebe hineingesteckt, dass sich gar nicht alles gerechnet habe. Das sei bei Pierer zwar anders, aber dennoch – der Industrielle hege besondere Fürsorge für den Ort.
Altes Gasthaus wird wachgeküsst
35 Millionen Euro hat die Pierer Immobilien GmbH & Co KG seit 2014 in diverse Wohnprojekte dort gesteckt. 65 Wohnungen und zehn Geschäftsflächen wurden so in der Gemeinde geschaffen. „Die erste Reihe und Ortsdurchfahrt wird in ganz traditionellem Stil saniert, in der zweiten und dritten Reihe entstünde dann auch modernere Architektur“, sagt der Ortschef, der mit Pierers rechter Hand, Günther Essenko, dieser Tage ein weiteres Objekt eröffnet hat. Den sogenannten „Hubertushof“ mit elf Wohnungen und zwei Büros, Kostenpunkt: drei Millionen Euro. Dass hauptsächlich regionale Firmen zum Zug kamen, versteht sich von selbst.
Wobei die Eröffnung gleich der Rahmen für die Ankündigung des nächsten Bauprojektes war: Pierer möchte den derzeit stillgelegten Gasthof „Schwarzer Adler“ im Ort wieder zum Leben erwecken. Das alteingesessene Haus soll auf den neuesten Stand gebracht und wieder bewirtschaftet werden. Im hinteren Bereich wird ein Wohnobjekt für neun Familien samt 18 Tiefgaragenplätze entstehen. „Mit dem Pankl-Tower in Kapfenberg haben wir dann 104 Wohneinheiten, die alle belegt sind“, rechnet Essenko vor.
Keine Erhöhung der Liftkartenpreise auf der Bürgeralm
Wobei er ergänzt: „Wir haben auch Gründe gekauft, um sie freizuhalten, eben damit nicht alles verbaut wird.“ Pierer gehe es darum, etwas Nachhaltiges zu machen. Und da stehe der Gewinn nicht immer an erster Stelle, sagt er mit Blick auf die Aflenzer Bürgeralm. Bei der Freizeitanlage, die im Winter ein Skigebiet ist, sei es zum Draufzahlen. „300.000 bis 400.000 Euro pro Jahr. Wir erhöhen die Preise für die Liftkarten heuer trotzdem nicht“, verspricht er. Hier schlägt sie durch, die großzügige Seite Pierers.
„Kannst mir einen Termin besorgen...“
Er selbst hat ebenfalls ein Haus in Aflenz, Wegbegleiter sprechen davon, dass er etwa alle zwei Monate in die Region kommt. „Er kündigt sich aber nicht an, es ist für ihn so etwas wie ein Rückzugsort“, weiß Bürgermeister Lenger. Pierer gießt aber nicht über die ganze Region das Füllhorn aus. Er ist wählerisch. „Manche Kollegen haben mich schon gebeten, ob ich ihnen nicht einen Termin bei ihm verschaffen kann“, erzählt das Ortsoberhaupt. „Doch das will er nicht, das hat er mir schon ziemlich am Anfang ganz klar gesagt.“
Und dann gibt es noch kritische Stimmen. Aflenz werde schön langsam zur „Pierer-City“, heißt es da etwa. „Ihm gehört bald der ganze Ort.“ Der Bürgermeister nimmt das sehr entspannt: „Ich sage zu jedem: Ich halte keinen auf, wer will, der soll. Bitteschön.“ Aflenz habe eben das Glück, dass es Pierer gebe. „Hätten wir nicht so moderne Wohnmöglichkeiten, würden wir die Abwanderung viel stärker spüren. Dank Pierer halten wir uns ganz gut.“