Eine Tonne Edelpilze, Bio-Kräuterseitlinge, verlassen Monat für Monat ehemalige Sprengstofflager-Stollen im Erzberg, um im Handel und in der Gastronomie für Gaumenfreuden zu sorgen. 190 Meter in den Berg hinein, entlang von Be- und Entlüftungsrohren und -kästen, steigt die Spannung, ehe man vor einer von vier Reifekammern steht, mit Gummiüberwürfen an den Schuhen, noch nass vom Durchwaten einer Desinfektionslösung.
In der Kammer Nummer eins stehen Transportwägen mit Pilzsubstraten verschlossen. Von Pilzen ist noch nichts zu sehen. "Die Substrate bekommen wir geliefert und sie warten hier auf das Öffnen der Verpackung, ehe sie in die nächste Kammer kommen, um dort zu wachsen", erzählt Wolfgang Mitterbäck (50), einer der drei Eigentümer der GGM Produkt GmbH, welche die Erzberg Stollenpilze produziert.
Die Anfangsbuchstaben der Eigentümer
Gemeinsam mit den Brüdern Andreas (30) und Martin Gremsl (32) betreibt er das Unternehmen mit Sitz in Floing in der Oststeiermark. "Der Name unserer GmbH leitet sich von den Anfangsbuchstaben unserer Nachnamen ab", verrät der Lebensmittel- und Gastroexperte, der für Vertrieb und Marketing zuständig ist.
Und Andreas Gremsl, Absolvent der HBLFA Raumberg und der "Gärtner" des Unternehmens fügt hinzu: "GGM ist für den Handel und Vertrieb zuständig, die WAM Produkt GmbH für die Produkt-Erzeugung." Und auch WAM setzt sich aus Anfangsbuchstaben zusammen, jener der Vornamen der drei Männer.
Stress sorgt für gute und qualitativ hochwertige Ernte
Andreas Gremsl ist jener der drei Eigentümer, der weiß, wann die Substrate geöffnet werden müssen, um das Wachstum der Bio-Kräuterseitlinge voranzutreiben. "Wichtig dabei ist es, den Pilz, der ja unter der Erde ist, in eine Stresssituation zu bringen. Dann vermehrt er sich und die Fruchtkörper, die wir dann essen, können sprießen", erklärt er.
Nach vier Wochen des Wachsens können die Pilze geerntet werden, kommen dann zur Verpackung in die ehemalige Billa-Corso-Filiale in Eisenerz. "Wir haben die Halle gekauft. Hier werden nicht nur die Pilze verpackt und verschickt, sondern auch Himbeeren und Schwarzbeeren, die unter Steirerbeeren am Markt bekannt sind", erzählt Mitterbäck, der aus St. Gallen stammt, nun aber in der Oststeiermark lebt. Und noch ein Produkt findet von Eisenerz seinen Weg in Handel, die Steirerpops, Popcorn aus steirischem Mais.
Nachdem die drei Eigentümer sich bei "Zwei Minuten – zwei Millionen" um ein Investment für ihr Unternehmen bemüht hatten, wurde der Rewe-Konzern auf die Bio-Kräuterseitlinge aufmerksam. "Das Investment haben wir nicht bekommen, weil wir schon sehr gut aufgestellt waren – aber einen Vertrag mit Rewe. Dort werden die Bio-Kräuterseitlinge unter der Marke 'Erzberg Stollenpilze' verkauft."
Bald wurden auch Spar und Hofer auf die Edelpilze aus dem Erzberg aufmerksam. "Bei Spar werden die Seitlinge unter Steirerpilze verkauft und bei Hofer als 'Zurück zum Ursprung'-Produkt. Wir selbst vertreiben die Stollenpilze an gastronomische Betriebe bis nach Obertauern und im regionalen Handel", betont Mitterbäck.
1,5 Millionen Euro habe man in das Unternehmen und den Standort gesteckt. 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden beschäftigt. "Es sollen mehr werden, wenn die Produktion steigt", so Mitterbäck. Für Eisenerz sei es ein Glücksfall, dass die idealen Bedingungen im Erzberg, das gute Einvernehmen mit der VA Erzberg, von der die Stollen vorerst für 15 Jahre gepachtet sind, dafür gesorgt haben, dass das wachsende Unternehmen sich angesiedelt habe.