Nadine Wolfgruber wollte letztes Jahr im Juni "nur kurz in den Urlaub fahren". In den Urlaub gefahren ist sie auch – nur bis auf wenige Kurzbesuche nicht wieder zurückgekommen. Wohnung, Bus und ihr Friseurgeschäft: Das alles hat sie inzwischen längst gekündigt, abgemeldet und aufgegeben. Wolfgruber hat ihr "altes Leben" in Trofaiach komplett hinter sich gelassen und ist im Moment als Dauerreisende quasi im Dauerurlaub und rund um den Globus unterwegs – teilt sie als na_di_ne_wo gerne mit ihren 175 Tausend Followern auf Instagram.
Es sind Fotos und Videos aus luftigen Höhen, türkisblauem Wasser, vom Motorrad auf waghalsigen Offroad-Strecken im Dschungel, von ausgedehnten Yoga-Einheiten und: ganz viel Unbeschwertheit und Privates.
"So schnell will ich nicht wieder heim"
System stecke aber keines dahinter – gepostet wird, was sich in ihrem Leben eben gerade so abspielt, erzählt Wolfgruber am Telefon.
Währenddessen sitzt sie gerade in einer Strandbar auf einer kleinen Insel in Thailand. Zu ihrer Rechten einen Shake, zu ihrer Linken "Franky" – Reisebegleitung und Partner Frank Herbert. Wie lange die Zwei dort bleiben wollen? Das wissen sie selbst noch nicht. Jedenfalls wurde das Visum verlängert und Wolfgruber meint: "Also so schnell will ich nicht mehr heim." Wie sie sich ihren Weltenbummlerin-Lebensstil finanziert? Hauptsächlich über Social Media und Kooperationen.
Seit der Corona-Pandemie hat Wolfgrubers Leben eine komplette 180 Grad-Drehung hingelegt. So hat sie ihrer Wohnung und ihrem Friseurgeschäft "Schnittmuster" in Trofaiach den Rücken gekehrt und ihre Zelte im Ennstal aufgeschlagen. In der Luft – ihrem zweiten Wohnzimmer – habe sie sich beim Paragleiten in die Region verliebt und gesagt: "Da möchte ich einmal wohnen." Und wer Wolfgruber kennt, weiß: Sie ist keine Frau der leeren Worte. Das Geschäft übernahm eine Kollegin, und "nach nur vier Tagen war alles weg. Die Leute haben sich mit der Ablöse für die Wohnung übertrumpft."
Wenige Tage später saß sie mit halbem Gepäck und ohne Job in ihrem neuen Zuhause, im Ennstal – planlos. Und wer jetzt glaubt, Wolfgrubers Leben hat nur Sonnenseiten – Fehlanzeige. "Ich bin am Boden in meiner neuen Wohnung gesessen, hab geweint und mich gefragt, was habe ich jetzt getan?" Schnell hat sie im Ennstal aber Fuß gefasst, die Fixkosten auf ein Drittel heruntergeschraubt, und war eine Zeit lang als Friseurin tätig.
"Aber nur an drei Tagen, um Zeit fürs Fliegen zu haben", sagt sie. Nach rund einem Jahr wurde sie in "Zwangsurlaub" geschickt – nicht ahnend, dass sie danach nur kurz zurückkommen wird, um zu kündigen. "Ich hab nie einen Plan, aber so viel Glück – und denke mir immer, es wird alles wieder gut werden."
Ab da war sie dann weg und der Bus quasi ihr neues Heim. "Ich war eine Zeit lang jeden Tag zwischen zwei und fünf Stunden in der Luft. Und viel allein. Aber ich bin gut mit mir allein", erzählt sie. Rund vier Monate lang bereiste sie unter anderem Frankreich, Portugal, die Kanaren und den Gardasee.
"Ernährt habe ich mich hauptsächlich von Humus und Reiswaffeln. Geparkt hab ich auf verschiedenen Stränden, aber nie auf Campingplätzen. Außer für den Sprit hab ich nicht viel Geld gebraucht", erzählt sie. Nebenbei habe sie so viele nette Menschen kennengelernt, "man muss einfach ein bisschen darauf vertrauen, irgendjemand hilft dir im Leben immer, wenn du etwas brauchst". Wohin es sie nach Thailand verschlägt – wer weiß das schon?