Menschen, die mit großem Einsatz und tollen Leistungen die Region und Gesellschaft geprägt haben, hat die Kleine Zeitung auch 2022 wieder gesucht und ins Rampenlicht gerückt. 35 "Köpfe des Jahres" wurden mit Beteiligung unserer Leser und Leserinnen nominiert.
Es folgten spannende Wochen, per Onlinevoting und per Brief stimmten die Obersteirerinnen und Obersteirer für ihre Favoriten. Mittwochabend dann der große Moment: Im Rahmen einer festlichen Gala wurden die Siegerinnen und Sieger in sieben Kategorien präsentiert.
Zahlreiche Gäste fanden sich im Skyroom des Styria Media Centers ein, um den Gewinnerinnen und Gewinnern zu applaudieren. Eva Maria Lipp wurde von der Redaktion der Kleinen Zeitung mit einem Ehrenpreis ausgezeichnet.
Alle "Köpfe des Jahres 2022" der Region auf einen Blick:
Siegerin in der Kategorie Kultur:
Lisa Weinhandl, Kulturvereinsobfrau und Narzissenkönigin
Die Bad Ausseerin Lisa Weinhandl (22) hat die Kulturszene im Ausseerland aufgemischt: Sie ist erfolgreiche Obfrau des neuen Kulturvereins MittelTon, der sich fast ausschließlich aus Unter-30-Jährigen zusammensetzt. Weinhandls Teamgeist und ihr Talent zur Kommunikation kommen ihr bei dieser Aufgabe besonders zugute, sagt Vereinskollege Hans Simentschitsch lobend.
MittelTon wurde vor etwas mehr als einem Jahr gegründet, die 22-Jährige war von Anfang an mit dabei. Ausschlaggebend war die Stimmung im Ausseerland: "Bei uns tut sich nichts". Also hat Weinhandl mit ihren Mitstreitern die Initiative ergriffen. "Man merkt, dass man gebraucht wird. Jeder ist voll durstig und freut sich", erzählt sie über ihre Aufgabe.
Die ersten Veranstaltungen sind bereits über die Bühne gegangen. "Wir geben unser Bestes, man wächst da hinein." Als amtierende Narzissenkönigin ist Weinhandl auch in der Volkskultur aktiv. Damit sei ein Kindheitstraum für sie in Erfüllung gegangen, verriet sie nach der Wahl im vergangenen Mai. Es sei ihr eine Ehre, das Ausseerland zu repräsentieren.
Für die Hotelmanagement-Studentin heißt das viel Planung. "Um alles unter einen Hut zu bekommen, gehört freilich Disziplin dazu", erklärt sie und fügt hinzu: "Aber ich bin sowieso bei jeder Veranstaltung dabei – da ist es egal, ob privat oder als Narzissenkönigin."
Sieger in der Kategorie Wirtschaft und Forschung:
„Gary Mash“ mit zu 100 Prozent veganen und tierversuchsfreien Produkten
Sarah Schanes und Maggy Kubli haben von Unzmarkt aus die Welt der veganen Onlineshops umgekrempelt: Zwischen Bauernhöfen, saftigen Weiden und Kuhglocken befindet sich der Firmensitz eines der größten veganen Labels im deutschsprachigen Raum. Rund 5000 Produkte finden sich im Sortiment von "Gary Mash" – allesamt fair produziert, zu 100 Prozent vegan, tierversuchsfrei, nachhaltig und so gut es geht plastikfrei.
Die beiden Unzmarkterinnen wurden anfangs belächelt, was sich nun jedoch aufgehört haben dürfte – die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten wächst stetig. Für die Zukunft ist der Einstieg in den Handel mit veganen Lebensmitteln geplant.
Siegerin in der Kategorie Soziales Gewissen:
Monika Faes ermutigt Jugendliche, zu Vermittlern der Geschichte zu werden
Jugendliche für soziales Engagement zu begeistern, das ist eines der großen Talente von Monika Faes. Mit Schülerinnen und Schülern forscht die Schladminger Lehrerin für Religion und Französisch seit mehreren Jahren zu den Opfern des Nationalsozialismus im Ennstal. Von ihnen gab es oft nicht mehr als einen Namen, Geburts- und Sterbedatum.
"Wenn Jugendliche Vermittler der Geschichte sein können, dafür brennt mein Herz", sagt sie und erzählt von intensiven Recherchen und vielen berührenden Begegnungen mit Nachfahren der Opfer. Das Projekt „Gegen das Vergessen“ mündete 2022 in den ersten Stolpersteinen des Bezirkes Liezen, weitere werden folgen. "Im Ennstal, in dem 2010 Spuren jüdischen Lebens noch als undenkbar galten", ist Faes stolz.
Sieger in der Kategorie Entertainment:
Andreas Kumpitsch, Luca Zechner und Remy Windegger aus dem Murtal unterhalten auf mehreren Ebenen
Andreas Kumpitsch (27), Luca Zechner (26) und Remy Windegger (28) gründeten im Juli 2021 – also mitten in der Pandemie – ihre "Stagefox Event Solutions OG". Seither haben sie zahlreiche Veranstaltungen technisch ausgestattet, die drei jungen Männer arbeiten eng mit lokalen Gastronomen und Vereinen zusammen.
Doch die Murtaler, die auch als DJs im Einsatz sind, sorgen nicht nur für den passenden Ton oder das perfekte Licht bei unterschiedlichen Veranstaltungen mit oft Tausenden Besuchern, sie stellen auch selbst Veranstaltungen auf die Beine. Darunter das Open-Air-Festival "Summer Edition" in Weißkirchen, das auch 2023 wieder stattfinden wird.
Siegerin in der Kategorie Newcomer:
Lisa Rohrer begeisterte in der preisgekrönten Produktion "Das neue Normal"
Bereits während des Studiums stand für Lisa Rohrer fest: "Ich kann und will nicht mehr ohne Theater sein." Dass es aber viel mehr braucht als Talent und Willen, hat die gebürtige Rottenmannerin – wie die gesamte Kulturszene – in der Corona-Pandemie erlebt. Statt auf der Bühne zu stehen, hieß es umdenken. Als neuer Schauspielort wurde eine Dachterrasse im Grazer Bezirk Lend auserkoren.
Dort entstand unter der Regie von Martin Kroisenbrunner "Das neue Normal", eine Liebesgeschichte im Lockdown, mit Rohrer in ihrer ersten Hauptrolle. Für die 35-Jährige war die Low-Budget-Produktion eine "Wahnsinnsaufgabe", gleichzeitig aber auch "familiärer und schöner", sagt sie. Der Aufwand hat sich gelohnt, die steirische Produktion erhielt im August den Publikumspreis beim Filmfestival in Kitzbühel.
Sieger in der Kategorie Sport:
Jürgen Bayer und Walter Krug begeistern Jung und Alt für den Tennissport
Liebe und Leidenschaft für den Tennissport sind die Zutaten für eine Erfolgsgeschichte im Nachwuchs- und Mitgliederbereich der Tennissektion des WSV Eisenerz. Sektionsleiter Jürgen Bayer und sein Stellvertreter Walter Krug haben vor mehr als zwei Jahren den Funken gezündet und Tennis in Eisenerz wieder boomen lassen.
Die beiden haben es in dieser Zeit geschafft, die Mitgliederzahl der Tennissektion des WSV Eisenerz auf mehr als 100 zu vervierfachen.
Zudem gelang es ihnen, mit eigenen Kinderkursen und -camps auch gleich dem Nachwuchs die Freude am und die Liebe zum Sport zu vermitteln – und das auch mit passender Infrastruktur, für die sie sich ständig um Sponsoren und Förderer bemühen.
Sieger in der Kategorie Gastgeber:
Ulrich Matlschweiger ist innovativer Wirt mit viel Liebe zur Heimat
Wann schläft Ulrich Matlschweiger? "So wie jeder, in der Nacht", sagt der 34-Jährige lapidar. Wirft man einen Blick auf sein vielseitiges Engagement, kann man das kaum glauben. Ob stellvertretender Obmann des Tourismusverbandes, Ortsstellenleiter des Roten Kreuzes oder Teil der örtlichen Feuerwehr – in Großreifling (Gemeinde Landl) gibt es kaum ein Ehrenamt, das Matlschweiger nicht ausübt.
Im Brotberuf führt der gelernte Koch, der 2022 erstmals Vater wurde, zudem mit viel Energie und einer gehörigen Portion Unternehmergeist das Restaurant "Hoamat" im Ort. Wirt zu sein, das sei "der schönste und vielseitigste Beruf, den man sich vorstellen kann", schwärmt er.
Ob im Ehrenamt oder als Gastgeber, die Förderung des Gesäuses steht bei Matlschweiger immer an erster Stelle. Statt Cola gibt es "Gesäuse Perle", statt Pommes aus Großproduktion feine Produkte aus der Umgebung. Dass man als Einzelner auf die stark gestiegenen Energiepreise am Großhandelsmarkt keinen Einfluss hat, ärgerte ihn dementsprechend.
Mit einem "Menü für Energieversorger" protestierte er humorvoll: "Die Energielieferanten zahlen bei mir ab jetzt den zehnfachen Preis. So bitte ich jene zu Kasse, die mit der Energiekrise Geld machen." Gerade am Land brauche es innovative Ideen, Mut zu Neuem und vor allem Zusammenhalt, lautet seine Devise.