Drei Jahre dauerten die Vorarbeiten und Messungen. Jetzt ist es amtlich: Der Gotthardistollen in Kalwang im Liesingtal wurde nun offiziell vom Land Steiermark als Heilstollen anerkannt - nach den Bestimmungen des Steirischen Heilvorkommen- und Kurortegesetzes. Zusätzlich wird bescheinigt, dass sich das Mikroklima im ehemaligen Kupferstollen für die kurmäßige Behandlung bei pulmologischen Problemen eignet. Speziell im Auge hat man die Behandlung von Long-Covid-Patienten.
"Das wäre ein Lottogewinn für den Ort", freut sich Bürgermeister Mario Angerer, der sich sehr um das Projekt bemüht. Denn damit nehme Kalwang eine Vorreiterfunktion in Österreich ein. Bis aber tatsächlich erste Patienten mit Lungenbeschwerden im Stollen behandelt werden könnten, müssen noch viele Brocken Gestein abgebaut und Dinge geprüft werden.
So müsse zuallererst vonseiten der Politik die Möglichkeit beurteilt werden, ob ein Aufstocken der Zahl an Reha-Betten, die im Rehabilitationsplan genau geregelt ist, überhaupt möglich sei - so Angerer über nächste Schritte und fügt hinzu: "Erst dann können wir uns auf die Suche nach einem Versicherungsträger machen." Gespräche mit Kurzentren habe es laut Bürgermeister bereits gegeben.
Forschertrio von der Montanuni
Ausschlaggebend für die beurkundete medizinische Heilwirkung im Stollen waren Messdaten der Montanuniversität Leoben. Daten über die genaue Luftzusammensetzung und mögliche Schadstoffe wurden seit Sommer 2020 über 13 Monate lang von einem dreiköpfigen Forscherteam rund um Michael Nöger, Christian Heiss und Gerold Wölfler, aufgezeichnet.
Laut Gutachten sorgen unter anderem die extrem hohe Luftfeuchtigkeit und niedrige Temperatur sowie das Mikroklima im Stollen, aber auch die gasförmigen Inhaltsstoffe der Luft für die heilende Wirkung. Eine kurmäßige Anwendung eigne sich bei allergisch bedingten Erkrankungen der oberen Luftwege, insbesondere bei allergischem Asthma bronchiale, chronischer Bronchitis, chronischer Rhinitis und chronischer Sinusitis. Aus einem ergänzenden Gutachten geht hervor, dass die "Speläotherapie" auch für die Behandlung von pulmologischen Funktionsstörungen bei dem "Long-Covid-Syndrom" geeignet ist. Dem wurde nun seitens medizinischer Sachverständiger von der Fachabteilung für Gesundheit und Pflegemanagement vom Land Steiermark zugestimmt.
Behandlung 200 Meter tief im Berg
Wie eine solche Behandlung aussehen könnte? Der Stollen verläuft rund 200 Meter tief in den Berg hinein und mündet in einem Raum, in der Fachsprache als Kaverne bezeichnet, erklärt Angerer. "Der müsste zwar noch vergrößert und barrierefrei gemacht werden, aber darin könnten Kurgäste dann eine Zeit lang liegen und die Luft einatmen." Abhängig davon, wie schnell ein Versicherungsträger gefunden wird, könne danach das Prozedere starten. "Das könnte in den nächsten fünf Jahren schon umsetzbar sein. Aber das ist Glaskugellesen", meint Angerer.