Haben Kinder von Migranten Nachteile auf ihrem Bildungsweg? Ist ihr Migrationshintergrund generell ein Nachteil in der Bildung? Mit diesen Fragen beschäftigen sich drei Maturanten der HAK Eisenerz in ihrer 148 Seiten starken Diplomarbeit. Und Albin Berisha, Josip Markovic und Kemal Yurdakul wussten, warum sie sich dieses Themas annahmen, denn alle drei haben einen Migrationshintergrund.

Die familiären Wurzeln der drei liegen in Albanien, Kroatien und der Türkei. Geboren und aufgewachsen sind die jungen Männer in Österreich. "Wir haben schon zusammen den Kindergarten in Eisenerz besucht und sind seitdem die besten Freunde", erzählen die jungen Männer. Dennoch hatten sie, wie sie selbst sagen, keinen leichten Einstieg und auch keine leichten ersten Jahre im österreichischen Bildungssystem. Der Hauptgrund: die deutsche Sprache.

Online-Fragebogen an alle Schulen in Obersteiermark-Ost

Weil sie selbst hautnah miterlebt haben, welche Probleme sich auftun, wenn man einen Migrationshintergrund hat, haben sich die drei Burschen, die die schriftliche Matura schon positiv hinter sich gebracht haben, auf Spurensuche begeben. Mehr als 600 Arbeitsstunden investierten sie in ihre verpflichtende Diplomarbeit. Sie recherchierten Statistiken, brachten ihre eigenen Erfahrungen mit ein, verfassten einen professionellen Online-Fragebogen und werteten diesen aus.

Lehrerin Elke Hirner betreute die Diplomarbeit der drei Maturanten
Lehrerin Elke Hirner betreute die Diplomarbeit der drei Maturanten © Johanna Birnbaum

"Wir wollten mit dem Fragebogen Schüler und Lehrer der ersten acht Schulstufen direkt befragen, weil wir mögliche Probleme in der Region Leoben bestätigt und aufgezeigt haben wollten", erklären Berisha, Markovic und Yurdakul. Unterstützt wurden sie dabei von ihrer Lehrerin Elke Hirner. "Ich habe mit Claus Kastner, dem Leiter der Bildungsregion Obersteiermark-Ost, darüber gesprochen, und er hat sofort gemeint, dass die Fragebögen an alle Volks- und Mittelschulen sowie die Unterstufe der Gymnasien in der Region Obersteiermark-Ost gehen sollen. Das haben wir auch gemacht", so Hirner.

Interessante und überraschende Ergebnisse

Gesagt, getan. Fragebögen wurden online verschickt und um freiwillige Teilnahme gebeten. Von allen angeschriebenen Schulen in den Bezirken Leoben und Bruck-Mürzzuschlag war der Rücklauf enden wollend: Nur 63 Schülerinnen und Schüler haben mitgemacht. Aus dem Bereich Eisenerz, Trofaiach und Leoben gab es von Schülerseite überhaupt keine Rückmeldung, wie auch aus dem gesamten Mürztal sowie Thörl, Aflenz, Turnau und Mariazell.

Mehr als ein Drittel der Mädchen und Burschen mit Migrationshintergrund gaben an, sprachliche Schwierigkeiten in der Schule zu haben. Oft liege es, laut den drei Maturanten, daran, dass bei den Schülern daheim nur in der Muttersprache kommuniziert werde. Deutsch wurde als das schwierigste Hauptfach gesehen, gefolgt von Mathematik. Angebote der Sprachförderung an Schulen wurden nur von zwei Schülern genutzt.

Fortbildung, Lehre und helfende Integrationsstellen

Von 93 Lehrkräften kamen vollständige Fragebögen zurück. "Sehr erschütternd finde ich, dass 45 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer angegeben haben, keine Fortbildung in Richtung Migration besuchen zu wollen", erzählt Kemal Yurdakul. Für Alban Berisha ist die Tatsache überraschend, dass die meisten Schülerinnen und Schüler lieber eine Lehre machen wollen, als zu maturieren. Josip Markovic sieht großen Aufholbedarf an Einrichtungen in den Regionen, die Migranten dabei helfen, sich in ihrer neuen Heimat gut zu integrieren.