Durch Plakate, Aufrufe in sozialen Netzwerken, Flugzettel in Gasthäusern und Mundpropaganda ist in Niklasdorf eine Welle der Hilfsbereitschaft angerollt, um Flüchtenden aus der Ukraine an den Grenzen zu ihrem Heimatland zumindest mit Sachspenden helfen zu können. Der Trauungssaal wurde kurzerhand in eine Abgabestelle umgewandelt, wo von Montag bis Mittwochmittag Hygieneartikel, haltbare Lebensmittel, aber auch Spielzeug für Kinder abgegeben werden konnten.
"Wir haben eine Liste erstellt, wo genau vermerkt war, was wirklich gebraucht wird. Auf keinen Fall Kleidung. Die Leute haben sich auch wirklich daran gehalten und vieles neu gekauft", erzählt Bürgermeister Johann Marak. Währenddessen ist Gemeindearbeiter Heribert Kosar im Trauungssaal mit dem Sortieren von Spenden beschäftigt. Genau getrennt stehen Kisten und Schachteln mit Zahnpflegeutensilien, Reis, Haltbarmilch und Papiertaschentüchern im Raum. "Wenn eine Kiste voll ist, bringe ich sie in die Garage, wo Fertiggepacktes für den Transport bereitsteht, alles gut beschriftet in Englisch und Deutsch", erklärt Kosar.
Am Samstag startet der nächste Transport
Und ein solcher startet schon am kommenden Samstag, mit zwei Fahrzeugen des Niklasdorfer Unternehmens Stieg GmbH, deren Geschäftsführer Andreas Zmugg selbst eines der Fahrzeuge an die ukrainisch-slowakische Grenze fahren wird. "Das ist mir ein Anliegen, und es war selbstverständlich zu helfen. Die Leute dort sind unglaublich arm, und wir leben hier in großem Überfluss. Da muss man doch helfen", sagt er überzeugt – ohne Wenn und Aber. Zmugg war es auch, der am Faschingsdienstag an den Bürgermeister herangetreten war und Transportmöglichkeiten angeboten hatte.
Mit dabei auf dem Weg in die Slowakei sind auch Sachspenden, die Maria Glettler Mittwochvormittag in den Trauungssaal bringt – eine Plastikbox, gefüllt mit Hygieneartikel für Frauen. "Das mache ich im Auftrag einer Niklasdorferin, sie hat mir Geld gegeben und gesagt, was ich besorgen und abgeben soll", erzählt sie. Sie selbst habe schon Geld gespendet. "Die Menschen dort in der Ukraine und die Flüchtenden tun mir einfach leid", sagt sie ernst und fügt hinzu: "Ich habe Angst, dass der Krieg auch zu uns kommt."
Listen für Sachspenden
Was genau gebraucht wird, hat Marak von Helfern aus Leoben erfahren. "Mario Stranimaier und Gerhard Bachkönig haben schon viele Sachspenden gesammelt und an die ukrainisch-slowakische Grenze gebracht. Die beiden haben uns verständigt, was alles gebraucht wird, und dementsprechend haben wir die Liste zusammengestellt", berichtet der Bürgermeister. In Leoben ist die Aktion, welche die beiden Männer gemeinsam mit ihren Ehefrauen Ivana und Cornelia und unterstützt von der Stadtgemeinde Leoben durchführen, durch die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung sehr gut angelaufen.