Mut, Leidenschaft oder Durchhaltevermögen sind Eigenschaften, die Wirte und Gastronomen im Bezirk Leoben sicher nicht fehlen. Schon einmal haben die meisten der Wirte im Bezirk Leoben den Corona-Lockdown durchgestanden – und vielfach kreativ die Küche laufen lassen, um Speisen zum Abholen anzubieten. Nun verhängt die Regierung ab 3. November wieder einen Lockdown und für zumindest vier Wochen erneut ein Betretungsverbot für Lokale (außer Kantinen). Und die Branche ist entschlossen, auch diesmal durchzutauchen.
Das Service der Kleinen Zeitung für Wirt und Gast
Die Kleine Zeitung will Gastronomen im Bezirk Leoben jedenfalls einmal mehr in der Zwangspause unterstützen. Schreiben Sie uns, wenn sie Speisen zum Abholen oder fürs Lieferservice auskochen, wir werden es ihre Gäste dann wissen lassen. Beim ersten Lockdown hat das schon gut funktioniert - für Wirte und Kunden.
Astrid Moder, Chefin der „Genuss-Stube“ auf dem Living Campus Leoben, hat das Ruder nach dem ersten Lockdown im Frühjahr herumgeworfen – und ihr Unternehmenskonzept schlicht ganz neu gedacht. War bis dahin die Gastronomie ihr wichtigstes Standbein, nahm sie im Sommer den Verkauf regionaler Produkte im „GenussReich“ dazu. Ihr kulinarisches Angebot konzipierte sie schon damals neu – mit dem Hauptfokus auf Abhol - und Lieferservice, Catering und mehr. Fingerfood, Snacks, Jausenboxen sowie Frühstücksboxen in kunterbunten Ausführungen.
Der doch recht radikale Richtungswechsel habe sich jedenfalls bezahlt gemacht, so Moder: „Ich habe gesehen, dass sich das Café-Geschäft überhaupt nicht mehr auszahlt, wenn ich einige Tische herausnehme, damit ich die Corona-Abstände einhalte“, erzählt sie. Mit so wenigen Sitzplätzen seien nicht einmal die laufenden Fixkosten abzudecken gewesen. „Also habe ich einfach nur mehr einige Tische stehen gelassen, den Tischbetrieb aber im Großen und Ganzen beendet, und den Rest für Verkaufsräumlichkeiten umgebaut. Dazu habe ich eben das Gastrokonzept geändert“, sagt Moder. Den eingeschlagenen Weg will sie weiter gehen. „Das Sprichwort, dass immer irgendwo ein Fenster aufgeht, wenn eine Tür zugeht, bewahrheitet sich auch dieses Mal“, meint sie. In Panik zu verfallen, helfe niemandem.
Sehr wohl helfe ihr ein solides Netzwerk, in dem man sich gegenseitig unterstütze: „Da hat man umso mehr das Gefühl, nicht allein zu sein.“ Der erste Lockdown sei ein Schock für alle gewesen: „Es geht aber auch darum, die Situation anzunehmen. Mir hat diese Krise neue Wege aufgezeigt“, so Moder. Alle würden im selben Boot sitzen: „Alle sind von der Krise in irgendeiner Form betroffen. Es ist natürlich für Leute schwieriger, für die jede Änderung ein Weltuntergang ist.“
Mit der Situation umgehen
Von einem Dämpfer durch den heute, Dienstag, begonnenen Lockdown spricht Oliver Drtina, der gemeinsam mit Melissa Schönbeck den erst im Herbst eröffneten Kupferwirt in Kalwang betreibt. Dennoch bleibt er optimistisch und meint: „Man muss mit der Situation umgehen. Da führt kein Weg daran vorbei. Wir bieten Abholservice an, haben eine eigene Speisekarte für diese Zeit, die man auf unserer Homepage, aber auch in sozialen Netzwerken abrufen kann. Abholen kann man die Speisen von 11.30 bis 14 Uhr und von 17 bis 19.30 Uhr. Ab 20 Uhr muss man ja daheim sein“, erzählt der begeisterte Koch.
Und noch ein Schmankerl haben sich die Kupferwirt-Chefs einfallen lassen. „Wir haben einen sehr gut sortierten Weinkeller und bieten auch an, dass man Flaschenweine zum Essen um 15 Prozent billiger bekommt“, erklärt Drtina. Gastronomen seien schon immer „Leid gewohnt“ gewesen, aber der November sei der Monat, wo unter diesen Bedingungen noch am wenigsten Schaden angerichtet werde.
Dass es einen neuerlichen Lockdown geben werde, „habe ich vor drei Wochen schon gesagt“, erklärt Thomas Stegmüller vom Hotel Reitingblick im Trofaiacher Ortsteil Gai. Wie schon beim ersten Lockdown im Frühling gibt es auch diesmal Essen zum Abholen. „Wir stellen aber auch in Trofaiach, Traboch, Kammern und St. Peter-Freienstein zu. Das ist schon von April bis Sommerbeginn sehr gut angenommen worden“, erzählt Stegmüller. Eine eigene Speisekarte gebe es auf der Homepage, auch das habe sich bewährt. Der Hotelbetrieb beherberge derzeit nur jene Gäste, die dienstlich in der Gegend zu tun hätten. „Im November ist es nicht ganz so tragisch, weil wir ohnehin wenige Urlaubsgäste haben“, fügt Stegmüller hinzu.
Bei Klaus Lobnik, der mit dem Gasthaus Spary in Kammern ein Haubenlokal im Bezirk Leoben betreibt, gibt es während des Lockdowns Gansl zum Abholen. „Gegen Vorbestellung kann man im gesamten November Gansl bestellen“, erklärt Lobnik und bittet, das eigene Geschirr mitzubringen. Auch wird jedem Abholer genau erklärt, wie er das fertige Gansl daheim behandeln soll.
Einig sind sich Gastronomen und Wirte darin, dass spätestens Anfang Dezember wieder aufgesperrt werden müsse. „Wenn das Mitte Dezember passiert, dann ist das eine Katastrophe“, erklärt ein Wirt.
80 Prozent der Umsatz-Ausfälle werden ersetzt
Die Regierung hat angekündigt, dass 80 Prozent der Einbußen in der Branche ersetzt wird. Bedingung: Es darf keine Kündigungen des Personals geben.