Seine Eltern waren Uhrmacher. Und auch schon seine Großeltern führten einen Uhrmacherbetrieb. Für Jürgen Felser (58) aus Leoben war als junger Mann schnell klar, dass er die Familientradition hochhalten werde. Mittlerweile ist der Uhrmachermeister seit 22 Jahren als selbstständiger Unternehmer tätig. Seinen Betrieb führt er in der Leobener Innenstadt noch haargenau an derselben Adresse, wo schon seine Eltern und Großeltern das Geschäft hatten.
In der neunten Schulstufe besuchte Felser ein Jahr lang die Fachschule im Waldviertel, die Lehre samt Abschlussprüfung absolvierte er freilich im elterlichen Betrieb. 1989 legte er die Meisterprüfung ab. Und hat es seither keine Sekunde lang bereut. „Es ist schön, die Tradition der Familie fortzuführen“, so Felser.
Kinder orientieren sich anders
Wobei die Linie der Uhrmacher in der Familie Felser nach ihm voraussichtlich ein Ende finden dürfte, wie er sagt: Seine Tochter und einer seiner beiden Söhne seien schon gut auf einem völlig anderen Berufsweg unterwegs. Und auch der jüngste Sohn, der noch die Schule besucht, sei an dem Handwerk des Uhrmachers eher nicht so interessiert.
Das Handwerk sei nach wie vor gefragt. Seit einiger Zeit beobachte er einen wieder wachsenden Trend zum Reparieren von Uhren: „In meiner Wahrnehmung hat sich das seit der Coronakrise so verstärkt. Ich denke, dass da die Leute Zeit gehabt haben, daheim zu stöbern und alte Familienstücke gefunden haben, die sie repariert und wieder in Gang gesetzt haben wollten“, sagt Felser.
Er sei aber auch davon überzeugt, dass auch der Gedanke der Nachhaltigkeit eine Rolle bei dem Zunehmen der Reparaturen spiele. „Es sind natürlich auch nicht mehr so viele Uhrmacher wie früher im Geschäft, aber seit der Coronakrise hat sich in Leoben da nicht allzu viel getan.“ Mit ihm zusammen gebe es in der Stadt Leoben noch vier Uhrmacher.
Handel und Werkstatt in der Waage
In seinem beruflichen Alltag würden sich der Handel und die Arbeit in der Werkstatt etwa die Waage halten – mit einem leichten Übergewicht auf den Handel. Er könne jungen Leuten, die sich erst für eine Ausbildung entscheiden müssen, nur empfehlen, ein Handwerk zu erlernen: „Das hat noch immer einen hohen Stellenwert. Wenn man technisch affin ist, ist der Beruf des Uhrmachers eine interessante Option.“
Geduld sei in seinem Job natürlich von Vorteil, schmunzelt er. Und auch eine gute Feinmotorik sei wertvoll. „Ich lerne immer wieder etwas Neues dazu. Ich sehe zwar im Regelfall schon auf den ersten Blick, ob sich etwas reparieren lässt oder nicht, aber wie lange ich dafür brauche und welchen Aufwand das bedeutet, stellt sich immer erst heraus.“
Alle Termine halte er selbstverständlich pünktlich ein, „ansonsten lebe ich aber persönlich nicht nach der Funkuhr“, räumt der Uhrmachermeister ein.