Die Verzweiflung ist spürbar. Klaus Igler, dessen Großvater Ende des 19. Jahrhunderts mit der Forellenzucht begann, geht mit seiner Frau über die verschlammte Straße im Fischzuchtgelände. Der Seniorchef ist fassungslos, zeigt auf die Mauer beim Bruthaus. Eineinhalb Meter vom Boden weg ist die Hausmauer dunkelbraun. „So hoch stand das Wasser heute Nacht“, sagt er.
„Wir haben keine Fische mehr“
Seine Schwiegertochter Eva Maria, die die bekannte Fischzucht mit ihrem Mann Hannes betreibt, wirft tote Fische in eine Scheibtruhe. Tränen laufen ihr über die Wangen. Mehr als eine Million Fische, etwa 250 Tonnen, sind verendet. „Eine große Hilfe wäre es jetzt, dass unsere Kunden erfahren, dass es im Moment keine Fische gibt. Wir haben keine mehr“, erzählt sie.
Der Schaden, verursacht durch die verheerenden Unwetter, die in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch in der Obersteiermark stattfanden, gehe in die Millionen, sagt der Seniorchef, während er auf die Wege neben den mit braunem Schlammwasser gefüllten Becken zeigt. Die Wege sind übersät mit toten Fischen. „In der Nacht haben wir noch 30 bis 40 lebende Fische im Bruthaus ausgenommen, weil wir dachten, die könnten wir retten. Aber alle Fische riechen nach Schlamm. Wir müssen sie entsorgen“, erklärt Eva Maria Igler.
Gesamtes Umfeld hilft, weitere Helfer gesucht
Dass der Liesingbach, auch die Liesing genannt, nicht zu unterschätzen sei, war schon immer so, betont Klaus Igler. „Aber dass alles so massiv über Stunden überschwemmt wird“, hat er noch nie miterlebt.
Mittlerweile treffen immer mehr Helferinnen und Helfer ein. Bagger, Traktoren und weitere Gerätschaften tummeln sich am immer enger werdenden Zentimeter dick mit Schlamm überzogenen Platz vor dem Geschäft im Wohnhaus. „Freunde, Feuerwehr, die Gemeinde und auch Kunden helfen“, sagt Eva Maria. Das tue gut, obwohl die Verzweiflung überwiegt. „Wir haben die ersten beiden Augustwochen Betriebsurlaub. Diese und nächste Woche hätten wir noch viele Lieferungen zu machen gehabt“, sagt die Unternehmerin. „Es ist für uns wirtschaftlich eine Katastrophe. Wir haben nichts mehr“, schluchzt ihre Schwiegermutter und weint bitterlich.
Für Bürgermeister Mario Angerer hat derzeit Priorität, dass man der Familie so schnell wie möglich bei den Aufräumungsarbeiten hilft. „Bitte, wenn jemand Zeit hat, zu helfen, beim Gemeindeamt melden. Wir müssen schauen, die Fische so schnell wie möglich wegzuräumen“, betont er. Amtstierarzt und Tierkörperverwertung sind vor Ort, um mit schnellen Maßnahmen hygienische Missstände zu verhindern. Derzeit sind über 100 Freiwillige Helferinnen und Helfer vor Ort. Weitere Helfer können sich bei der Gemeinde melden – Amtsleiter Josef Pöllinger (0664/24 56 930) oder Wolfgang Doppelreiter (0664/24 56 931.)