Eines sagt Thomas Wöhry von der Bergrettung Leoben klar und deutlich: „Wir von der Bergrettung urteilen nicht, warum jemand in Bergnot geraten ist, wir helfen. Das ist unsere Aufgabe und das liegt in unserer DNA.“ An die 2000 Mal mussten die Frauen und Männer der 53 steirischen Ortsstellen im Vorjahr zu Einsätzen ausrücken. Viele davon seien vermeidbar gewesen, betont der Bergretter.
Das untermauert auch Andy Aflenzer, Gebietsleiter des Bergrettungsgebietes Eisenerz, Radmer, Landl und Wildalpen. „Die Einsätze wegen Herz-Kreislauf-Problemen haben sehr zugenommen. Die Leute gehen oft untrainiert in die Berge und überschätzen ihre körperliche Verfassung“, erzählt er. Und er führt noch einen Grund an: „Die fehlende Tourenplanung macht schon 50 Prozent aller Einsätze aus.“
Planung und Kommunikation
Auch Wöhry appelliert, die genaue Planung ernst zu nehmen. Das heiße nicht, nur zu wissen, wohin man will, sondern „man muss sich schon anschauen, ob es Wegsperren gibt, ob Hütten geöffnet haben, wie viele Höhenmeter zu bewältigen sind und ob die richtige Ausrüstung vorhanden ist“, führt er an.
Zu beachten sei auch, wie sich das Wetter entwickeln wird. „In den Bergen kann es sehr schnell umschlagen. Gute Ansprechpartner sind die Hüttenwirte, die genau wissen, wie Wege und Steige beieinander sind. Die schreiben oft schon auf ihren Homepages, wo es Schwierigkeiten gibt“, rät er. Doch er mahnt auch zur Vorsicht, weil „derzeit noch viele Hütten nicht bewirtschaftet werden. Deshalb muss man selbst genügend Verpflegung und Getränke mitnehmen“, so Wöhry.
Passende Ausrüstung und Klimawandel
Grundsätzlich sei für jede Wanderung oder Bergtour die passende Ausrüstung eine überlebenswichtige Maßnahme. „Stöcke sind Grundausstattung, ebenfalls sollten in höheren Lagen Grödel oder Steigeisen wie auch Pickel und Helm mitgeführt werden“, betont Wöhry. Schneefelder wie auch Wege mit Geröll seien problematisch, denn „kommt man einmal ins Rutschen, ist man fast chancenlos“, bemerkt er.
Der Klimawandel setze auch den Bergen zu. Die Felsen werden poröser. Das bestätigt auch Greenpeace: „Durch Permafrost dauerhaft gefrorene Böden und Felswände halten Moränen und Schutthalden normalerweise in einem stabilen Zustand. Tauen sie auf, beginnen sich die festgefrorenen Erdmassen, Steine und Felsen allmählich zu lösen – gefährliche Steinschläge und Hangrutsche oder sogar ganze Bergstürze sind die Folge.“
Mut zum Umkehren und Notrufe
Eines sollte, laut Wöhry, aber das oberste Gebot bei allen Bergtouren sein: „Man muss auch Mut zum Umkehren haben. Manchmal hat man das Gefühl, dass das lässige Gipfelfoto viel wichtiger ist als die Sicherheit“, so Wöhry. Wenn jemand in Bergnot gerate, sei wichtig, dass er selbst einen Notruf unter der Nummer 140 (Bergrettung) oder 112 (Euro-Notruf) absetzt. „Viele rufen daheim an und wir werden von dort verständigt. Die Angehörigen wissen aber oft nur ungefähr, wo sich der in Bergnot Geratene befindet. Ruft man selbst an, kann das Mobiltelefon geortet werden“, führt Wöhry aus.
Viele Notrufe würden auch oft zu spät abgesetzt. „Leute irren oft schon stundenlang herum und warten dann noch bis zu Dämmerung oder Dunkelheit, ehe sie sich melden. Wenn jemand Hilfe braucht, bitte sofort anrufen.“ Es werde oft vergessen, dass die Bergretterinnen und Bergretter ehrenamtlich und unentgeltlich in ihrer Freizeit oder im Urlaub helfen. Einen Tipp gibt er noch mit: „Wenn jemand, der noch wenig Erfahrung hat, die Berge genießen will, dann sollten ein Berg- oder Wanderführer oder Wanderungen mit den alpinen Vereinen in Betracht gezogen werden. Da lernt man viel, ist in Gesellschaft und kann die Berge wirklich genießen.“
Infos zur Bergrettung und zu den Ortsstellen gibt es unter www.bergrettung-stmk.at