„Normalerweise ist mein Vater immer sehr vorsichtig. Er ist eigentlich eher schnell misstrauisch. Ich verstehe überhaupt nicht, wie er auf diese Geschichte hereinfallen hat können. Aber das Wichtigste ist, dass ihm nichts passiert ist“, meint eine Leobenerin.
Denn als ihr Vater sie am Donnerstagnachmittag am Handy erwischte, musste er ihr beichten, dass er einem schamlosen Betrüger auf den Leim gegangen war und ihm letztlich 3000 Euro in bar in den Rachen geworfen hatte.
„Geschenk“ als Dankeschön
Angebahnt hat der Betrüger seine dunklen Machenschaften auf einem Supermarktparkplatz in Leoben-Lerchenfeld. Der Betrüger sprach den betagten Leobener an, bat ihn um eine kurze Auskunft. „Er hat ihn gefragt, wie er von dort aus am schnellsten auf die Autobahn kommt“, berichtet die Tochter des Opfers.
Der unbekannte, „gut gekleidete und höfliche“ Mann habe ihrem Vater daraufhin in Aussicht gestellt, sich als „Dankeschön“ mit einem Geschenk revanchieren zu wollen: „Er hat ihm gesagt, dass er im Kofferraum seines Autos schönes Geschirr habe, das er ihm schenken wolle“, erzählt die Tochter.
Das Geschirr im Kofferraum gab es tatsächlich. Geschenk war es letztlich aber keines. Vielmehr gab es einen größeren Haken an der Geschichte: „Der Mann hat gesagt, mein Vater bekomme das wertvolle Geschirr zwar geschenkt, aber er müsse dafür die Mehrwertsteuer zahlen.“
Plötzlich waren 3000 Euro zu zahlen
Plötzlich war von 3000 Euro die Rede, die der Leobener berappen sollte, um mit dem vermeintlichen und vermeintlich wertvollen Geschenk noch ein Schnäppchen zu machen. Kurzum: Der Betrüger trug seinem Opfer das Geschirr sogar noch in die nahe gelegene Wohnung, riss sich das Bargeld unter den Nagel – und war die Wolke.
Der Geprellte erstattete sehr schnell Anzeige, und Beamte der Leobener Polizeiinspektion Erzherzog Johann-Straße nahmen vor Ort die Daten auf. „Die Personenbeschreibung ist allerdings sehr vage ausgefallen. Da ist es natürlich schwierig, zielgerichtete Fahndungsmaßnahmen einzuleiten“, erzählt Fritz Grundnig von der Landespolizeidirektion Leoben.
Die Chancen, dem Täter auf die Spur zu kommen, seien nicht allzu groß, befürchtet Grundnig. Und rät, bei derartigen „Angeboten“ sofort unmissverständlich Nein zu sagen. „Diese Masche ist fast schon ein Klassiker. Der Fantasie der Täter ist dabei keine Grenze gesetzt“, weiß Grundnig. Von Schmuck über Uhren bis zu Geschirr und Besteck werde alles als vermeintlich wertvolles „Geschenk“ angeboten, um den Opfern letztlich ihr Geld aus der Tasche zu ziehen.
„Gesunden Hausverstand benutzen“
Niemand solle sich davor gefeit fühlen, solchen Betrugsmaschen aufzusitzen: Man könne in diesen Fällen von größeren, gut organisierten Tätergruppen ausgehen, die auch psychologisch geschult sind, um ihre Opfer im Gespräch etwas aufzuschwatzen, betont Grundnig. „Es ist ratsam, den gesunden Hausverstand zu benutzen, zuerst nachzudenken und dann zu handeln. Dabei ist eine wichtige Frage, wie plausibel die Geschichte ist, die einem aufgetischt wird“, so Grundnig.