Wenn die anderen in der Früh aus den Federn steigen und in die Arbeit gehen, fällt Martin Tince (45) aus Leoben gerade nach einer Nachtschicht ins Bett. „Ich lebe in der Nacht und schlafe am Tag. Das ist mir nie schwergefallen, weil ich immer schon Nachtmensch war“, schmunzelt der Chef von „El Martino‘s Cocktailbar“ in Leoben.

Seit 21 Jahren führt er das beliebte Lokal in der Erzherzog-Johann-Straße in der Innenstadt. Nun aber sucht er einen Pächter, bei dem er das Lokal, das seit 13 Jahren ihm gehört, in besten Händen weiß: „Ich habe keinen Stress damit, und es muss wirklich sehr gut passen“, meint Tince. Ganz oben auf seiner Wunschliste steht ein Jahr Auszeit und eine Abenteuerreise rund um die Welt: „Höchst an der Zeit nach 21 Jahren in der Nachtgastro“, wie er findet.

Wobei er das liebt, was er tut: „Ich würde nie etwas anderes machen als das, was ich mache“, meint Tince. Nach der Matura an der HAK Bruck absolvierte er eine Lehre zum Hotel- und Gastgewerbeassistent, dann besuchte er in München die American Bartender School. Zwei Saisonen lang arbeitete er in einer Cocktailbar am Klopeinersee und auf einem Luxuskreuzer in den Niederlanden.

„Habe immer Wert auf Kontinuität gelegt“

Dann der Einstieg in die Selbstständigkeit. Der Spitzname „El Martino“ sei ihm von einem Spanisch-Sprachkurs hängen geblieben. In seinem Lokal habe er auf Kontinuität Wert gelegt: „Ich habe von Anfang mehr als 150 Cocktails im Programm, deren Rezepte ich alle auswendig im Kopf habe.“

Auf Spezialwünsche gehe er immer wieder ein: „Einmal hat sich eine Runde Studierender eine ‚Bahama Mama‘ nach dem Originalrezept aus ‚Scrubs‘ gewünscht. Den habe ich auch gemacht.“ Die Zutaten seien auch immer von gleicher Qualität, er verwende außerdem von Anfang an dieselben Marken: „Bei mir schmeckt der Pi­ña co­la­da noch genauso wie vor 20 Jahren. Das schätzen die Gäste“, meint Tince. Auch die Musik sei eine fixe Größe: Rock-Oldies und Austropop. Das vereint Jung und nicht mehr ganz so jung.

„Insgesamt gehen weniger Leute fort“

Seit einiger Zeit stehe er nur mehr alleine in der Bar: „In den besten Zeiten habe ich vier oder fünf Mitarbeiter gehabt, aber jetzt schaffe ich das alleine.“ Die Umsätze pro Person seien ähnlich geblieben, man merke aber, dass insgesamt weniger Leute fortgehen. Die unklaren Nichtraucherschutz-Regelungen vor Jahren und die Coronakrise hätten das Geschäft nachhaltig beeinträchtigt.