Die steirische ÖVP hielt um 13 Uhr in den Klubräumen im Grazer Landtag ihren erweiterten Parteivorstand ab. Nach dem schweren Wahldebakel herrscht höchste Nervosität. Noch-Landeshauptmann Christopher Drexler hat zunächst den Absturz bei der Wahl am Sonntag aus seiner Sicht analysiert. Wie angekündigt, stellte er die Vertrauensfrage. Und dann für die Aussprache den Raum verlassen, damit „offen“ diskutiert werden kann.
Das Ergebnis wurde dann früher verlautbart, als erwartet: Der Landesparteivorstand sprach ihrem Parteichef einstimmig das Vertrauen aus. Er bekam vom Gremium das Mandat, die Regierungsverhandlungen mit der FPÖ zu führen.
Größte Sorge der Schwarzen ist nämlich, dass sich FPÖ und SPÖ rasch auf eine blau-rote Regierung einigen. Um diesen aus schwarzer Sicht „schlechtesten Fall“ zu verhindern, soll Drexler mit seiner Verhandlungserfahrung vorerst bleiben – und den Verbleib der ÖVP in der Regierung sicherstellen. Er muss also nach dem Desaster wenigstens noch die abgebrannten Kastanien aus dem Feuer holen.
Dass der 53-Jährige dann den Vize-Landeshauptmann unter FPÖ-Chef Mario Kunasek gibt, können sich aber nur die wenigsten vorstellen. Die Unruhe in der Partei ist groß. Zahlreiche Posten – und lukrative Verdienstmöglichkeiten – für die vielen schwarzen „Berufspolitiker“ fallen plötzlich weg. Auch die Dominanz des ÖAAB wird kritisiert. Damit nicht genug, droht im März 2025 bei den steirischen Gemeinderatswahlen ein weiterer, massiver FPÖ-Vormarsch. Das macht die vielen ÖVP-Bürgermeister unruhig. Für Gesprächsstoff ist also üppig gesorgt. Für den mittleren Nachmittag ist – nach Ende der Beratungen – ein Medientermin mit Drexler anberaumt.