Für die Spitzenvertreter der sechs Landtagsparteien waren diese zwei Stunden in der Grazer Messe mehr als nur eine lockere Aufwärmrunde. Vor mehr als 900 Schülerinnen und Schülern aus der ganzen Steiermark trafen sie knapp fünf Wochen vor der Landtagswahl erstmals in einer großen Podiumsdiskussion direkt aufeinander. Zur „Elefantenrunde“ eingeladen hatten „MeinBezirk“ (vormals „Woche“) und die Landesschülervertretung.
Zu Beginn taten sich einige Parteichefs noch merklich schwer, vor dem jungen Publikum den richtigen Ton zu finden. An der von Moderator Gregor Withalm gestellten Einstiegsfrage, was denn die jeweilige Partei attraktiv für Junge mache, kiefelten nicht nur Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) und sein Stellvertreter Anton Lang (SPÖ). Doch je tiefer es in die Fachmaterie ging, desto lebhafter wurde die Debatte. Dazu bot die Themensetzung allen Wahlkämpfern die Gelegenheit, zwischendurch zu glänzen.
Viel Zeit räumte man schon zu Beginn der Bildung ein – für Neos-Chef Niko Swatek kein Nachteil. „Dass 20 Prozent der 15-Jährigen nicht sinnerfassend lesen können, ist eine absolute Katastrophe“, prangerte er ein durch „Kompetenzwirrwarr“ ineffektives Bildungssystem an. „Da wollen eben viele Gruppen mitplaudern“, räumte Drexler ein. Eine Schülerin klagte über die hohe zeitliche Beanspruchung an: „Wenn man gute Noten haben will, geht viel zu viel Freizeit drauf“. Zustimmung kam nicht nur von Mario Kunasek, der auch positive Bereiche hervorheben wollte: „Bei der Lehre und der Fachausbildung sind wir großartig.“ Einigkeit herrschte darin, dass der Unterricht oft weit von den Lebenswelten der Menschen entfernt ist. „Es wird viel zu viel auswendig gelernt“, befand Sandra Krautwaschl (Grüne).
WG-Zimmer um 500 Euro
Als das leistbare Wohnen zur Sprache kam, wurde das Polit-Sextett mit den realen Problemen der jungen Menschen konfrontiert. „Wie soll sich ein Student, der Vollzeit studiert, in Graz ein Zimmer um 500 Euro monatlich leisten können?“, lautete eine Frage. KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler schaltete sofort in den Oppositionsmodus: Studierende fielen aus der Wohnunterstützung heraus, seit das Land die Kriterien dafür geändert habe. Krautwaschl hingegen sieht den hohen Wohnungsleerstand als Preistreiber. „Komm nach Leoben. Da bekommst du um 500 Euro eine Wohnung samt Betriebskosten“, riet Lang der Fragestellerin. Nachsatz: Wohnraum sei dort vorhanden, wo die Bevölkerung schrumpfe. Den Ausbau des öffentlichen Verkehrs sieht Lang daher als eine Alternative – neben dem gemeinnützigen Wohnbau.
Und so drehte sich auch der Klima-Themenblock zu weiten Teilen um die Frage, wie „böse“ der Ausbau des Straßennetzes ist. „Was sich in Graz abspielt, ist untragbar. Man wird fast gezwungen, auf Rad umzusteigen“, warf FPÖ-Chef Mario Kunasek ein. Ideologisch gefärbt waren dann auch die Antworten, als ein Schüler fragte, wie die Politik denn ihre Vorhaben zu finanzieren gedenke, ohne die nächste Generation weiter mit Schulden zu belasten. „Indem wir das Geld für unsere Österreicher einsetzen“, verwies Kunasek auf rund 80 Millionen Euro an jährlichen Ausgaben für das Asylwesen in der Steiermark. Klimt-Weithaler rechnete vor, wie viele Sozialwohnungen man bauen könnte für jene 1,8 Milliarden Euro, die das Bundesheer für Pandur-Radpanzer ausgibt. „Runter mit den Förderungen. Wir schmeißen jedes Problem mit Geld zu“, forderte Swatek plakativ. „Dass wir alles gratis machen, wird‘s nicht spielen“, blieb Lang pragmatisch.
„Das ist genau das, was ich so spannend an der Politik finde“, fasste Drexler launig zusammen. „Dass man bei so vielen unterschiedlichen Interessen zu einer tragfähigen Lösung kommt.“