Letzten Sonntag ging die FPÖ als großer Sieger aus der Nationalratswahl hervor, am Freitag wurde Spitzenkandidat Herbert Kickl als erster der Parteichefs von Bundespräsident Alexander Van der Bellen hinter die rote Tapetentür gebeten. Vor und in der Hofburg gab sich Kickl staatsmännisch und geradezu freundlich zu den Medienvertretern. Der Freiheitliche erhebt ja den Anspruch auf die Kanzlerschaft, allerdings will derzeit keine Partei mit den Blauen unter Kickl koalieren.

Der FPÖ-Bundesparteichef betont am Sonntag in St. Johann bei Hartberg vor rund 4000 erwartungsfrohen Menschen vor allem seine Dankbarkeit für das Wahlergebnis. „Das ist euer Erfolg, ihr habt euch diesen freiheitlichen Feiertag verdient, das ist der Lohn für eure Standhaftigkeit an der Seite der Bevölkerung“, sagt Herbert Kickl bei seinem Auftritt im Bierzelt beim traditionellen FPÖ-Frühschoppen am Hartberger Oktoberfest. Jetzt wolle er, dass „der Gewinn, den wir gefeiert haben, ein Gewinn für die gesamte österreichische Bevölkerung wird“. Dass er das Bundeskanzleramt anstrebe, habe er auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Freitag mitgeteilt.

Die anderen Parteien seien „schlechte Verlierer, die betätigen sich als politische Fallensteller, da wird herumgepackelt in den Hinternzimmern“. Eine schwarz-rot-pinke Koalition sei „das allerletzte, was wir brauchen“. Für die anstehenden Landtagswahlen in Vorarlberg und der Steiermark zeigt sich Kickl zuversichtlich: „Die Welle der freiheitlichen Erneuerung rollt und rollt und rollt“, verkündet der blaue Parteichef. „Ein paar Wochen musst du noch auf dieser Welle reiten, aber am Ende wirst du der Sieger sein und du hast es dir mehr als verdient“, sagt Kickl in Richtung des steirischen FPÖ-Chefs Mario Kunasek.

Das mediale Interesse an Kickls erstem Auftritt vor seiner Anhängerschaft nach seinem Wahltriumph ist jedenfalls enorm. Vergangenes Jahr kam es zum Eklat: Da war ORF-Satiriker Peter Klien von einem FPÖ-Sicherheitsmann kurzzeitig in den Schwitzkasten genommen worden. Der Vorfall schlug hohe Wellen und wurde auch von Kliens Team geschickt zur Bewerbung seiner Sendung genutzt.

Steirischer Wahlkampfauftakt

Im Mittelpunkt steht heute aber eigentlich der steirische FPÖ-Landesobmann Mario Kunasek: Er nutzt die große Bühne für den offiziellen Start in den Wahlkampf für die Landtagswahl Ende November. Die steirische FPÖ zeigt sich jedenfalls siegessicher: Landesparteisekretär Stefan Hermann nennt Kunasek schon jetzt „unseren zukünftigen Landeshauptmann“.

„Es geht schlichtweg um unsere Heimat, um unsere Steiermark, das, was uns am wichtigsten ist“, leitet Kunasek seine Rede ein. Es brauche mehr Respekt für die ältere Generation, eine flächendeckende qualitätvolle Gesundheitsversorgung im gesamten Bundesland und eine „Entfesselung im positiven Sinn“ der Wirtschaft.

Mit anderen Parteien „will ich mich gar nicht mehr auseinandersetzen“

Vor allem setzt Kunasek auf das blaue Kernthema Migration. Sozialleistungen solle es für „Österreicher geben, damit sie wieder auf die Beine kommen“ und nicht für „Glücksritter aus aller Herren Länder“. Es dürfe keine weitere Zuwanderung „aus dem islamischen Bereich geben“, verkündet Kunasek. „Überall ist sichtbar, dass wir es nicht geschafft haben, weil zu viele gekommen sind, weil die falschen gekommen sind, die nichts mit unserer Kultur zu tun haben wollen“, sagt der Landesparteichef in Anspielung an den bekannten Ausspruch „Wir schaffen das“ der ehemaligen deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Andere Parteien und Politiker habe er bewusst nicht erwähnt, betont Kunasek am Ende seiner Rede, mit diesen „will ich mich gar nicht mehr auseinandersetzen“. „Die haben ihre Chance gehabt, die haben vergeigt. Die haben das Match in Wahrheit schon selbstverschuldet verloren.“