Anders als ihre Tiroler Kollegin Ingrid Felipe will sich die steirische Spitzenkandidatin zur Landtagswahl 2020, Sandra Krautwaschl, nicht auf eine Koalitionsansage einlassen: "Wir müssen es in den Nationalrat schaffen - und im Landtag bei der Wahl im nächsten Mai möglichst stärker werden", sagte die Landtagsabgeordnete. In Klimafragen müsste energisch agiert werden, man habe keine Zeit mehr.
Zu Jahresbeginn hatten die Grünen bekannt gegeben, dass Landtagsklubchef Lambert Schönleitner für die Landeswahl im Mai 2020 am zweiten Listenplatz antreten und Krautwaschl auf den Spitzenplatz vorrücken wird. Wenn die Landtagswahl gut ausgehe, dann würde sie gerne Klubobfrau werden: "Das möchte ich, aber das Erstreben von Posten war nie in meinem Fokus", sagte sie im APA-Sommergespräch. Sie habe ja auch ihren "geliebten Beruf" als Physiotherapeutin nie ganz aufgegeben.
Auf Prozent-Ziele sowohl bei der Nationalrats- als auch bei der Landtagswahl wollte sich Krautwaschl nicht festlegen lassen. Außer: "Wir müssen es ins Parlament schaffen. Und im Landtag die drei Mandate halten und wenn möglich stärker werden." Bei der letzten Landtagswahl 2015 hatten die Grünen ein leichtes Plus auf 6,68 Prozent und drei Mandate im 48-köpfigen Landtag erreicht. Bei der Nationalratswahl 2017 waren die Grünen in der Steiermark nur auf 2,79 Prozent (2013: 10,59 Prozent) gekommen. Traditionell deutlich stärker schneiden sie bei EU-Wahlen ab, zuletzt mit 13,3 Prozent.
Voll des Lobes zeigte sich die Steirerin über ihren Landsmann Werner Kogler, der die Grünen in der schlimmen Phase seit dem Rausflug aus dem Nationalrat zusammengehalten hatte: "Wenn einer die Menschen mitnehmen kann - er kann's." Auf eine Ansage wie ihre Tiroler Kollegin Ingrid Felipe, die sich zuletzt offen für eine Koalition mit Kurz gezeigt hatte, möchte sie sich nicht einlassen: "Beim System Kurz fehlt mir der Ansatz zu Veränderungen, vor allem bei der Klimapolitik. Ich bin da sehr skeptisch, lasse mich aber gerne eines Besseren belehren", sagte sie. Auch in Fragen der Menschenrechte und der sozialen Gerechtigkeit müsste die ÖVP den Grünen weit entgegen kommen.
"ÖVP macht Klimascheinheiligkeitsschutzpolitik"
In der Klimafrage gehe es Krautwaschl vor allem um das Sichtbarmachen von alternativen Maßnahmen und Modellen, ein umfassendes Pfandsystem bei Flaschen etwa sei keine große Schwierigkeit. Speziell die ÖVP mache ihrer Ansicht nach eher eine Klimascheinheiligkeits- statt -schutzpolitik. Man werde sehen, ob die Wähler der nächsten Regierung einen Tritt in Richtung Klimaschutz geben. "Wir sind jedenfalls die einzigen, die Klimaschutz als Chance sehen", sagte die Steirerin. Finanzielle Fragen dürften in Sachen Klima bei einem der reichsten Länder der Welt jedenfalls kein Problem sein. Und: "Wir haben keine Zeit mehr. Wenn ich daran denke, dass die Debatte um wiederverwendbare Behältnisse des Kunden an Fleischtheken in Supermärkten vor zehn Jahren begonnen hat und nun erst im Umsetzung ist?"
Wahlkampf: kurz und knackig
Für die Landtagswahl hat Krautwaschl einen kurzen und knackigen Wahlkampf vor Augen, "es heißt an unseren Themen dran bleiben" - mit einem Budget von rund 700.000 Euro, was der Größenordnung von 2015 entspräche. "Wir haben ja noch einiges vor im Herbst und im Frühjahr. Dazu zählen ein neuer Anlauf für den Klimacheck bei Gesetzen und Maßnahmen, die Initiative für Artenschutz und eine Initiative für ein besseres Pflegemodell. "Hier müssten wir vor allem die mobile Pflege massiv ausbauen. Wenn uns die pflegenden Angehörigen wegbrechen, wird das System völlig unleistbar", sagte die Abgeordnete.
Neues Buch im Jänner
Krautwaschl wird im Jänner 2020 ein neues Buch herausbringen - bekannt wurde sie ja mit "Plastikfreie Zone". Nun wird der Titel "Verschwendungsfreie Zone" lauten - weniger ein Ratgeber zur Plastikreduktion im täglichen Gebrauch wie der Bucherstling, sondern ein Nachdenken über Ressourcen, weniger Verbrauch und Nachhaltigkeit.
Peter Kolb/APA