Zwar gibt es dort keine Hundewiese, auch keine Wasserstelle für dürstende Vierbeiner, doch Paula mag den Burggarten trotzdem, was sie durch vehementes Ziehen zum großen Eingangstor demonstriert, wann immer wir in die Nähe kommen. Es dürfte die Ruhe, die Beschaulichkeit sein, die Hund wie Mensch an diesem Fleckchen bezaubert. Ein Grün mit längerer Geschichte als die des darunter liegenden Stadtparks.

Seit 1568

Zu den Wurzeln des Burggartens führt uns Stadthistoriker Karl Kubinzky: "Der geht auf das Jahr 1568 zurück, als der habsburgische Landesfürst Karl II., der Vater des späteren Kaisers Ferdinand II., neben der Residenz auf der Burgbastei einen Lustgarten anlegen ließ." Der Garten hieß so auch "Kaisergarten" oder "Garten des Statthalters", als in der Burg nur noch ein Vertreter des Landesherrn residierte. "1860 wurde der Burggarten als Landschaftsgarten gestaltet, Umgestaltungen erfuhr er bis in die heutige Zeit", weiß Kubinzky, der auf die Funktion dieses fürstlichen Gartens als Veranstaltungsort verweist: "1901 lud der Statthalter Manfred von Clary und Aldringen zu einem großen Wohltätigkeits-Gartenfest, an dem meine Großmutter teilgenommen hat. Später fanden andere Feste wie auch Theateraufführungen statt. Manche erinnern sich an den Sommernachtstraum in den 1960er-Jahren."

Dem "Volke" offen stand der Burggarten nach dem Ende der Monarchie, ab 1919. Dann erhielt er den hofrätlichen Anstrich. Eine kleine Stiege von oben in den Stadtpark wird gemeinhin "Hofratsstiege" genannt. Den ehemaligen Tennisplatz zierte die Bezeichnung "Hofrats-Tennisplatz", mittlerweile gepflastert ein Außenteil der Orangerie, die ehemals Garderobe und Dusche für Tennisspieler beherbergte und heute für Veranstaltungen zu mieten ist. "Die Orangerie ist ein Biedermeier-Gewächshaus, ohne jemals eine Orangerie gewesen zu sein", merkt Kubinzky an.

Der Burggarten grenzt an die Rückseite der Burg, befindet sich auf einer Ebene mit dem Weißen Saal und liegt erhaben über dem Stadtpark, abgegrenzt von Sandstein-Figuren. Der große steirische Panther thronte auf dem alten Rathaus, beim Neubau setzten die Grazer lieber den Rathausmann auf der Spitze. Die Figuren Samson und Herakles standen in der 1904 abgerissenen Färberkaserne und erhielten am Hang des Burggartens neue Standplätze. Wie auch Justitia, der rechter Arm im Laufe der Jahrhunderte verloren ging.

Hoch hinauf ragte das Befreiungsdenkmal von Wolfgang Skala. Ein Adler, der dem Käfig entfleucht. Ein Denkmal, das nicht zur Befreiung vom nationalsozialistischen Verbrecher-Regime geschaffen wurde, sondern zum Abzug der Besatzungstruppen 1955. Was später thematisiert wurde und für Kritik sorgte. Als Folge installierte das Land 2008 eine Erklärtafel. Das Denkmal erhitzte schon bei der Aufstellung ob der modernen Gestaltung gewisse Gemüter, wie Johannes Koren im Buch "Graz – Funkelnder Talisman" berichtete, wurde der Adler "mit Pech übergossen und mit weißen Daunenfedern überschüttet".

AEIOU

Unter der schattenspendenden Baumlandschaft wird sogar die Hitze erträglicher, der zu den alten Glashäusern – die eine Sanierung verdienen würden – aufsteigende Rosengarten gleicht einer Augenweide. Und an den Wänden der Burg das rätselhafte "AEIOU" von Kaiser Friedrich III., dem Vater von Kaiser Maximilian, dem letzten Ritter und als Zeugnis der jüngeren Ereignisse das Coronadenkmal von Wolfgang Becksteiner. Und die Geburtstags-Eiche für Arnold Schwarzenegger. Der Burggarten wird so zu einem Spaziergang durch ein grünes Kleinod und die steirischen Jahrhunderte.