Die Grazer Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) hat am Freitag ein Resümee über ihr erstes volles Jahr im Amt gezogen und einen Ausblick gegeben. Mit den im Vorjahr umgesetzten Projekten sei sie zufrieden: "Die Bilanz kann sich schon sehen lassen", meinte sie beim Pressegespräch. Kleinere Projekte wurden realisiert, große Weichenstellungen seien 2022 passiert. Neue "grüne Meilen" und ein "blauer Teppich" werden 2023 kommen. Klima-Kleber sieht Schwentner kritisch.

Größte Baustelle wird in den kommenden Jahren die Straßenbahn-Innenstadtentflechtung. Bereits in den kommenden Monaten werden die ersten baulichen Maßnahmen für die Innenstadtentlastungsstrecke über die Neutorgasse zu sehen sein. Bisher fahren alle Tramlinien durch die Herrengasse, weshalb es dort immer wieder zu Rückstau kommt. Findet eine Demonstration in der Herrengasse statt, können gar keine Straßenbahnen durch die Innenstadt fahren. Daher wird nun über die Neutorgasse eine zweite Möglichkeit für Trams geschaffen, die Innenstadt zu durchqueren. Anrainer und Wirtschaftstreibende sind am 24. Jänner zu einer Informationsveranstaltung in den Grazer Congress geladen, wo weitere Details und Pläne dargestellt werden, kündigte Schwentner an.

Mit den Bauarbeiten für die Entflechtung wird es auch eine neue sogenannte "grüne Meile" im nördlichen Teil der Schönaugasse geben. Die "grünen Meilen" sind eine der Wahlkampfforderungen von Schwentner gewesen. Dabei handelt es sich um bepflanzte Straßenzüge, dauerhaft begrünt und verkehrsberuhigt. Ihr Ziel ist bekanntlich, in jedem der 17 Bezirke zumindest eine zu installieren. Einige wenige wurden bereits errichtet, darunter die Grünachse Reininghaus und auch die Zinzendorfgasse sei fast fertig. Geplant und teilweise schon in Bau sind "grüne Meilen" auch noch in der Kaiserfeldgasse und am Floßlendplatz.

Neben den ersten "grünen Meilen" ist 2022 auch die Grundsatzentscheidung für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs mit Straßenbahn und S-Bahn-Netz gefallen und ein Klimaschutzplan sei in allen Organisationseinheiten im Haus Graz installiert worden. Für Radfahrerinnen und Radfahrer gab es erste neue Wege, etwa am Kaiser-Franz-Josef-Kai. Einen "blauen Teppich" (blau markierter Radfahrstreifen, Anm.) bekommt 2023 auch die Petersgasse und neue Fahrradstraßen sollen ebenfalls noch im gerade angelaufenen Jahr installiert werden – zum Beispiel in der Marburgerstraße. Schwentners Herzensprojekt "Ein Fahrrad für jedes Kind" starte 2023 mit einem Pilotprojekt.

Mit Jahresbeginn wurden auch die lange geforderten Umbenennungen von belasteten Straßennamen gestartet: Der Auftakt wurde bei der Max-Mell-Allee gemacht, die nun Aigner-Rollett-Allee heißt. Die Dr.-Muck-Anlage zwischen Oper und Next Liberty bekommt noch 2023 einen neuen Namen und die Kernstockgasse voraussichtlich Ende 2023 oder Anfang 2024. Trainerlegende Ivica Osim wird ebenfalls noch 2023 mit einem Platz gewürdigt: Der Stadionplatz wird in Ivica-Osim-Platz umbenannt.

Der Klimaschutz ist laut Schwentner die "große Klammer" über ihren Ressorts. Große Begeisterung für die sogenannten Klima-Kleber kommt bei ihr aber nicht auf: "Ich verstehe die Verzweiflung und die Ohnmacht und, dass sie nach neuen Ausdrucksformen suchen, aber ich sehe es kritisch, wenn Straßen blockiert werden."