Eine ganze Reihe von Anschuldigungen prasselte zuletzt auf die Senecura-Verwaltung nieder, denn im Heim in Gratkorn sollen sich seit Jahren zahlreiche Verfehlungen abgespielt haben. Die Vorwürfe stammten von teils ehemaligen Mitarbeitern, die etwa vom sexuellen Missbrauch an einer Bewohnerin berichten, außerdem davon, dass ein Pfleger ihre Tabletten regelmäßig selbst eingenommen oder in den Müll geworfen habe.
Es kam zur Anzeige von fünf teilweise ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. "Die Staatsanwaltschaft Graz leitete umgehend die Ermittlungen ein", bestätigt Staatsanwalt Christian Kroschl. Freitagnachmittag bestätigt Kroschl dann allerdings, dass die Ermittlungen der Kriminalpolizei wieder eingestellt wurden. "Die Vorwürfe konnten nicht bestätigt werden." Die Staatsanwaltschaft prüfe nun das weitere Vorgehen.
Reaktion von Senecura
Die Senecura-Geschäftsführung reagierte zunächst betroffen auf die Vorwürfe und versicherte, dass "Hinweise ernst genommen und intern unter Beiziehung eines Arztes genauestens geprüft" wurden. Man arbeite "in voller Transparenz" mit den Behörden zusammen.
Senecura-CEO Anton Kellner stellt aber auch klar, dass „diese Vorwürfe schlicht und einfach falsch sind und jeglicher Grundlage entbehren. Offensichtlich fahren "anonyme Hinweisgeber" aus völlig unnachvollziehbaren Gründen eine Schmutzkübelkampagne gegen bestimmte Mitarbeitende des Hauses in Gratkorn – wir können nur raten, welche emotionalen Rachegedanken da dahinterstecken. Das lassen wir uns nicht gefallen – denn der Schutz unserer Mitarbeitenden ist uns ebenso wichtig wie die bestmögliche Versorgung der Bewohner:innen, die in diesem Fall bestätigt wurde. Wir werden mit voller Härte gegen solche Verleumdungen vorgehen, sofort gerichtliche Schritte setzen und Klage einreichen.“
Mitarbeiter bestätigen Vorfälle
Indes meldeten sich weitere Mitarbeiter bei der Redaktion, die die Vorfälle bestätigten. Die Heimleitung sei demnach vor Monaten über die Vorfälle informiert worden, angeblich existieren auch schriftliche Protokolle. Man wolle weiterhin mit der Polizei bzw. Staatsanwaltschaft Kontakt halten, um die Sachlage aufzuklären.
Prüfung am Freitag
Nach Bekanntwerden der Vorwürfe veranlassten Land/BH eine Überprüfung des Heimes am Freitag. Ergebnis: Es war im Grunde alles in Ordnung. Das bestätigte man am Abend auch im Büro von Pflege-Landesrätin Juliane Bogner-Strauß.
Das letzte Mal wurde der Betrieb übrigens im Mai 2022 kontrolliert. Die damals notierten Mängel sollen im Bereich der Dokumentation und Ausbildung gewesen sein. Aber keine Spur/Rede von den in der Anzeige erhobenen Anschuldigungen.
Politische Reaktionen
Neos-Gesundheitssprecher Robert Reif betonte, "wie wichtig die Bündelung der Heimaufsicht unter der Verantwortung des Landes ist." Reif erneuerte die Forderung nach einer raschen Zusammenführung der Heimaufsicht: "Die unterschiedlichen Zuständigkeiten erschweren derzeit objektive Kontrollen." Die Landesregierung müsse jetzt endlich handeln und die versprochene Bündelung der Heimaufsicht rasch umsetzen.
Der Grazer Gesundheitsstadtrat Robert Krotzer (KPÖ) ist bekanntlich gegen eine Zusammenführung: "Das Überprüfungsnetz des Landes ist bei weitem nicht so dicht gewebt wie jenes der Stadt Graz. Wir haben ein engmaschiges Kontrollnetz für die 20 privaten Heime in Graz, das gut funktioniert." In diesen Heimen finden jährlich zwei unangemeldete Kontrollen statt. So sei man in der Lage zu prüfen, ob der "Personalschlüssel wirklich eingehalten wird". Man würde Mängel rasch erkennen. Daher will Krotzer, dass "das gut funktionierende Kontrollsystem weiterhin autonom bestehen bleibt". Es "darf nicht in der Baustelle des Landes aufgehen."
Die Grünen laden unterdessen nächste Woche zum (geplanten) runden Tisch "Sichere Pflege für alle".