Vier-Tage-Woche? Dienste, die nicht länger als acht Stunden dauern? Dazu noch ein genau geregelter Ablauf, Wochenende und viel Freizeit inklusive? So eine Stelle bietet Roman Pekarz nicht an. Weil der Betreiber des Wirtshauses Kreuzwirt in Thal das auch genau so kommuniziert hat, erntet er aktuell viel Kritik im Netz.
"Sollte Sie diese Anforderung ansprechen, dann rufen Sie bitte nicht bei uns an, da mir dafür die Zeit zu kostspielig ist", schreibt er in seinem Stelleninserat in Hinblick auf die eingangs erwähnten Zuckerl. "Als Empfehlung würde ich Ihnen das AMS nahelegen und eine Umschulung beantragen."
Kommentar
20 Rückmeldungen via Mail, 0 Bewerbungen
Das Inserat, das Pekarz unter anderem auf Facebook gepostet hatte, wurde am Dienstag von einem anderen Nutzer auf der Internet-Plattform Reddit geteilt, wo es hunderte Kommentare und noch mehr Upvotes (vergleichbar mit Facebook-Likes) erntete - aber nicht, weil es den Nutzerinnen und Nutzern gefiel. "Die suchen wahrscheinlich ,händeringend' nach Arbeitskräften", kommentiert ein Reddit-Nutzer zynisch. "Gutes Beispiel für Arbeitgeber die sich beschweren, dass niemand mehr arbeiten will." "Zu Konditionen von 1840", meint ein anderer. Ein weiterer Nutzer ruft dazu auf, sich erst recht bei Pekarz zu melden um ihm mitzuteilen, dass man sich nicht bewerben wolle.
Tatsächlich erhielt der Wirt am Dienstagnachmittag, dem Tag an dem sein Inserat auf Reddit geteilt wurde, binnen 1,5 Stunden gleich 20 Rückmeldungen via E-Mail. "Das waren direkte Mails an mich von Leuten, die einen Job mit geregelten Arbeitszeiten und Homeoffice suchen", sagt Pekarz. "Also genau das, was man in der Gastro nicht anbieten kann." Ernst gemeinte Bewerbungen gab es zu diesem Zeitpunkt noch keine. "Ich glaube schon, dass noch was kommt, aber es wird wohl noch etwas dauern. Zuerst wird das Ganze mal von den anderen zerrissen", sagt Pekarz, der die negativen Kommentare im Netz sehr wohl gesehen hat.
"Gut überlegte Ausschreibung"
Die zynische Jobausschreibung war gut überlegt, sagt Pekarz. Dass es ein Echo geben werde - damit hat er ebenfalls gerechnet. Er habe damit das Positive am Beruf herausstellen wollen. Doch online scheint er genau den gegenteiligen Effekt erzielt zu haben. Dort wird das Inserat als "demotivierend" empfunden. "Das ist oft so", sagt Pekarz. "Viele wollen diese Ehrlichkeit einfach nicht hören." Dass die Arbeit in der Küche und im Service-Bereich keine einfache ist, sei ihm bewusst. Da müsse man schon beim Grundlohn anpacken. "Aber wir als Wirte tun uns schwer, zusätzlich zu Strom und Lebensmittel attraktivere Löhne anzubieten. Da müssten wir 25 Euro fürs Schnitzel verrechnen." Genau deshalb sei die Politik gefordert.
Aktuell beschäftigt er übrigens sechs Mitarbeiter, die jeweils schon seit fünf bis acht Jahren Teil des Teams sind: "Die Zufriedenheit und der Zusammenhalt im Team sind groß."
Negative Bewertungen auf Google
Weniger zufrieden zeigten sich einige Menschen am Dienstagnachmittag noch auf Google. Gleich mehrere Nutzerinnen und Nutzer bewerteten den Kreuzwirt mit Bezug auf das Stelleninserat dort negativ. Eine Praktik, die Google so eigentlich nicht erlaubt, aber durchaus geläufig ist, wenn Themen auf Reddit hitzig diskutiert werden. Generell müssen Rezensionen auf tatsächliche Erfahrungen beruhen, wie Google hier festhält. "Wir überprüfen Beiträge rund um die Uhr genauestens auf betrügerische Inhalte sowohl mit Hilfe unserer automatisierten Prüfsysteme als auch unserer Mitarbeiter:innen", sagt Wolfgang Fasching-Kapfenberger, Unternehmenssprecher von Google Austria.
Vor allem bei den jüngsten Bewertungen des Wirtshauses ist fraglich, ob das tatsächlich zutrifft. Auch diese Entwicklung blieb bei Pekarz nicht unbemerkt: "Ich warte jetzt erst einmal ab und schaue mir das Ganze an." Pekarz' Inserat wurde aber nicht nur kritisiert. Von Kollegen gab es Zuspruch, wie er berichtet: "Die haben mir gratuliert und stehen voll dahinter."
"Immer wieder ein Thema"
Auch beim AMS ist die Job-Problematik im Gastro-Bereich bekannt. "Die Bezahlung, sowie die Arbeitszeiten in dem Bereich sind immer wieder ein Thema", sagt Stefan Tauscher, Pressereferent des AMS in der Steiermark. In Graz und Umgebung waren dem AMS mit Stand Ende August 433 offene Stellen in der Gastronomie gemeldet. Dem stehen 1145 Arbeitssuchende gegenüber, die zuletzt im selben Bereich beschäftigt waren. Tauscher: "Darunter können aber auch Menschen sein, die nicht mehr in der Gastro arbeiten wollen oder können, aus diversen Gründen."
Claudia Mann