Auch am vierten Tag der Suche nach dem mutmaßlichen Doppelmörder von Stiwoll gab es keine neuen Spuren zum gesuchten Friedrich F. Der Alllerheiligenfeiern in dem kleinen Ort fanden unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen in der Kirche statt. Vor dem Gotteshaus hatten sich schon am frühen Morgen uniformierte Polizisten postiert, auch im Gebäude wohnten Beamte in zivil der Messe bei. Dazu befanden sich Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams immer in der Nähe von Angehörigen.
Altes Silberbergwerk
In der Nacht auf Mittwoch waren Spezialkräfte der Cobra damit beschäftigt, die Stollensysteme in der Nähe des Tatortes zu durchsuchen In Stiwoll befinden sich noch die Reste eines alten Silberbergwerks.
"Das Stollensystem wurde von Kräften des Einsatzkommandos Cobra unter widrigsten Bedingungen untersucht." Die Stollen seien sehr alt, vielerorts dringe Wasser ein, teilweise bestehe Einsturzgefahr. Gefunden wurde der Verdächtige aber nicht. Generell sei das hügelige, bewaldete Gebiet um Stiwoll sehr anspruchsvoll für die Suche, sagt Polizeisprecher Jürgen Haas. "Wir haben noch genug zu durchsuchen."
Zum Schutz von möglicherweise gefährdeten Personen hält sich die Polizei weiter an ihre Gefährdetenliste. "Darauf stehen zum Beispiel Staatsanwaltschaften und Bezirkshauptmannschaften, mit denen der Verdächtige immer wieder Probleme hatte." Auch einzelne Personen, die mit dem 66-Jährigen zu tun hatten, werden vermehrt durch Streifen überwacht.
Unterstützung durch WEGA
In den Morgenstunden wurde die Suche in der gleichen Mannstärke wie am Vortag (rund 300) wieder aufgenommen. Inzwischen sind jedoch neue Kräfte aus mehreren Bundesländern in Stiwoll im Einsatz um die Polizisten abzulösen. Auch Beamte der Wiener Sondereinheit WEGA und der Einsatzeinheiten Oberösterreich sowie Niederösterreich unterstützen am Feiertag ihre steirischen Kollegen. Die Suche ging diesmal vom Anwesen des mutmaßlichen Todesschützen aus.
Mehrere Personen überprüft
Am Dienstagnachmittag hatte sich die Aufmerksamkeit vorübergehend von der Steiermark nach Niederösterreich verlagert. Nahe Amstetten soll der Verdächtige von mehreren Passanten gesehen worden sein. Gesucht wurde im Großraum um Kematen und St. Valentin sowie im Bereich der Donaubrücke Richtung Mauthausen (OÖ). Gefunden wurde der Verdächtige jedoch auch dort nicht. Später wurde die Alarmfahndung auf die zweithöchste Stufe heruntergefahren - "intensive Streifungen" wurden aber fortgesetzt. In der Nacht auf Mittwoch seien mehrere Personen überprüft worden. Mehr könne jedoch aus einsatztaktischen Gründen nicht gesagt werden, erklärte Polizeisprecher Johann Baumschlager.
Der 66-jährige Steirer soll am Sonntag mit einem Langwaffe auf seine Nachbarn geschossen haben. Ein 64-jähriger Mann und eine 55 Jahre alte Frau starben, eine 68-Jährige wollte fliehen, wurde am Arm getroffen und schwer verletzt. Einem vorläufigen Obduktionsergebnis zufolge wurde der Mann zweimal, die 55-jährige Nachbarin gleich drei Mal getroffen. Bei der schwer verletzten 68-Jährigen wurde ein Einschuss festgestellt. Bei der Waffe des Verdächtigen handelte es sich - entgegen ersten Meldungen - nicht um ein Gewehr seiner Ehefrau, sondern um eine illegale Waffe. Sie war nicht registriert. Die registrierten Waffen der Frau wurden von der Polizei sichergestellt.
Das Motiv für die Schüsse aus dem Hinterhalt soll ein langer Streit um ein Grundstück gewesen sein. Der Verdächtige ist bei den Behörden kein Unbekannter: Gegen ihn wurde schon wegen übler Nachrede, versuchter Nötigung und gefährlicher Drohung ermittelt, die Verfahren wurden aber eingestellt, da er in Gutachten als nicht zurechnungsfähig eingestuft worden war. Gegen ihn wurde auch im Vorjahr ermittelt, nachdem er mit seinem Bus mit einem Plakat mit der Aufschrift "Heil Hitler" durch Graz und andere Gebiete gefahren war. Da ihm aber der Vorsatz der NS-Wiederbetätigung nicht nachgewiesen werden konnte, kam er auch da straffrei davon. Vom Gutachter wurde er außerdem als nicht gefährlich eingestuft, weshalb er nicht in einer Anstalt untergebracht werden konnte.