"Aah, das ist heiß!" Manfred Eber, Klubobmann der KPÖ im Gemeinderat, verbrennt sich die Zunge am Kaffee. Bei der Pressekonferenz kann er trotzdem mitmachen. Im Dreier-Gespann mit den zwei Stadträten der KPÖ, Elke Kahr und Robert Krotzer, präsentiert er die neuen Plakate, eine halbe Gemeinderats- und eine gut gefüllte Bezirksratsliste.
Wenn es nach Elke Kahr geht, soll das mit den zwei Stadträten auch so bleiben. Die Spitzenkandidatin der Kommunisten gibt als dezidiertes Wahlziel vor, beide Plätze im Stadtsenat halten zu wollen.
Mehr nicht? Man habe nie zum Übermut geneigt, meint Kahr. Was das Verhältnis der zweitstärksten Partei in Graz zur stimmen-stärksten ÖVP angeht, so darf man gespannt bleiben.
Eine Ménage à trois für Graz?
Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) hatte im Interview mit der Kleinen Zeitung kürzlich eine Koalition mit der KPÖ ausgeschlossen. "Nagl hat uns da etwas abgenommen", erwidert Kahr. Man habe selbst gemerkt, dass mit der ÖVP keine Koalition über fünf Jahre möglich ist. Reden werde man nach der Wahl trotzdem mit allen. Kritisiert wird von der KPÖ an der ÖVP vor allem der Umgang mit öffentlichen Geldern: Zu viel Geld fließe in Eigenwerbung, zu wenig werde im öffentlichen Interesse ausgegeben.
Eine von der FPÖ in Auftrag gegebene Meinungsumfrage erlaubt einen ersten Einblick in die zu erwartenden Ergebnisse der Graz-Wahl 2021. 300 Grazerinnen und Grazer wurden befragt. Laut dieser Umfrage wird eine Zweierregierung ohne KPÖ für die Schwarzen schwer machbar. Mit den Grünen, aktuell mit 14 Prozentpunkten drittstärkste Kraft, gehen sich nur knapp 50 Prozent aus. In dieser Sonntagsfrage schneidet die KPÖ wieder mit einem ähnlichen Ergebnis wie 2017 bei 20 Prozent ab.
172 für Bezirks- und Gemeinderat und 50 Plakate
Die Kandidatinnenliste der Grazer Kommunisten ist die längste, die die Partei je hatte. Insgesamt kandidieren 172 Grazerinnen und Grazer für die Bezirks- und Gemeinderatswahl im September. Besonders stolz sei man darauf, dass alle Alters- und Berufsgruppen vertreten seien. Die jüngste Kandidatin ist erst 19, die älteste 78 Jahre alt. Inzwischen stehen nur die ersten 48 Plätze der im Reißverschlusssystem gegliederten Kandidatenliste. Am Ende würden aber die maximal erlaubten 96 voll gemacht. Für den Bezirksrat tritt man in allen 17 Grazer Stadtteilen an.
Die zwei neuen Plakate bringen die Grazer Kommunisten analog mit, eines wird sogar über den Fernseher geklebt. Darauf zu sehen sind die Spitzenkandidatin Kahr und Gesundheitsstadtrat Krotzer mit dem Schriftzug "Da sein, wenn's drauf ankommt." 50 Stück sollen davon in Graz zu sehen sein, auch auf den "City Lights", ein paar schon seit Dienstag. Der Wahlkampf sei "selbstgestrickt" organisiert, sagt Krotzer, die Kostenobergrenze von 400.000 Euro werde man nicht überschreiten.
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Paul Koren