Die Wände der Grazer FPÖ-Parteizentrale zittern ab und an ein wenig, nicht wegen der Stimmgewalt von Mario Eustacchio, sondern weil die Bim gerade von der Conrad-von-Hötzendorf-Straße auf den Jakominigürtel abbiegt. Mit Österreich- und Steiermarkfahne im Rücken stellt der blaue Spitzenkandidat die ersten drei Plakatsujets für den Wahlkampf vor.
Das Wahlziel: Eine "bestimmende Kraft bleiben." Auf Spekulationen zu Prozentzahlen wolle er sich nicht einlassen. Auf der Regierungsbank will die Grazer FPÖ aber anscheinend doch bleiben. Man hatte recht heftig auf die vorgezogenen Neuwahlen reagiert, nun gibt man sich versöhnlich: "Beleidigt sein ist keine Kategorie", sagt Eustacchio.
Er wäre schon wieder bereit mit der ÖVP zu koalieren, allerdings müsse man die Bedingungen im Vorhinein wohl detaillierter ausarbeiten. Für den Fall, dass sich eine Zweier-Koalition nicht ausgeht, ist für ihn Schwarz-Rot-Blau die einzig machbare Option.
Gewohnte FPÖ-Rhetorik
"Freiheit ist wählbar" titeln die Freiheitlichen auf ihrem ersten Plakat. Nachdem Bürgermeister Nagl (ÖVP) angedeutet hatte sich auch eine Koalition mit den Grünen vorstellen zu können, thematisieren die Blauen das auch sofort. Eine "Verbotspolitik" unter Türkis-Grün in Graz nach Bundesvorbild lehne er kategorisch ab, so Eustacchio. Genauso wie eine "Zwangsbeglückung" durch eine allgemeine Impfpflicht. Außerdem sollen Covid-Tests weiterhin gratis bleiben und bei der 3G-Regel fehle eigentlich ein viertes "G" für Gesunde Menschen.
Das zweite Plakat widmet sich dem Wohnen, nicht verwunderlich, da Eustacchio in der letzten Periode Wohnungsstadtrat war. Hier hätten die Grazer "Heimvorteil". "Umweltschutz mit Hausverstand" verspricht das letzte Plakat. Vor allem die Gefährdung des Wirtschaftsstandorts durch "Klima-Fanatismus" steckt hinter diesem Hausverstand. Zum Beispiel durch das geplante Abdrehen der Inlandsflüge vom Grazer Flughafen durch Verkehrsministerin Gewessler (Grüne), meint die Grazer FPÖ.
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Afghanistan als Thema für zweite Plakatwelle
Die am Dienstag vorgestellten Plakate werden am selben Nachmittag in Graz angebracht. Die Stückzahl bewege sich zwischen 200 und 300. Neben den großformatigen Sujets werden außerdem sechs verschiedene Folder verteilt, unter diesen auch einer, der Eustacchio mit strengem Blick vor dem Islamischen Kulturzentrum in Graz zeigt. Die Überschrift: "Graz braucht eine restriktive Zuwanderungspolitik."
Weitere FPÖ-Plakate seien in zwei bis drei Wochen zu erwarten. Ein Aufhänger für den Inhalt dieser könnte auch die aktuelle Debatte über die österreichische Afghanistan-Asylpolitik sein. Der FPÖ-Spitzenkandidat ortet von Afghanistan kommend eine "zweite Welle" und spielt damit vermutlich auf die Flüchtlingskrise 2015 an. Sicherheitsexperte und Politikwissenschaftler Walter Feichtinger sieht das anders. Die Menschen würden zuallererst in die Nachbarsländer fliehen.
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Paul Koren