Ein Selbstläufer war das nicht gerade von Anfang an: Im Juli 2022 haben die Pächter Manuel Köpf und Andreas Knünz – sie betreiben in Wien u. a. das Wirr am Yppenplatz – das Restaurant am Thalersee als Waldcafé übernommen, in den Wochen darauf wurde peu à peu aufgesperrt. Das allerdings mit massiven Anlaufschwierigkeiten, vor allem in der Personalsuche. So dauerte es bis zum Herbst, bis man die volle Speisekarte anbieten konnte – und dann war die Ausflugssaison schon wieder vorbei.
Nun, zu den ersten schönen Frühsommertagen nach einem nasskalten Frühling hatte man viel Zeit zum Nachbessern, höchste Zeit also für einen Wiederbesuch.
Draußen Pölster und Sonnenschirme in Zuckerlfarben, drin Bänke und Tische im Vintage-Look: Innen wie außen ist das Lokal nach wie vor wunderschön eingerichtet, ein echter Design-Hotspot, vor allem wenn man den nostalgischen Look der 50er-Jahre schätzt: Gestalterin Laura Karasinski hat hier ganze Arbeit mit viel Liebe zum Detail geleistet – vom Bierdeckel über die Gläser bis hin zum Vorhang passt alles zusammen. Draußen wie drin gibt es jede Menge Plätze zum Sitzen, von den Picknicktischen als konsumfreie Zone über die Betonstiegen zu den Terrassen-Tischen oder eben im Innenbereich auf den Bänken, die an klassische US-Diners erinnern.
Trotz der vielen Plätze brummt das Service mittlerweile – es dauert nicht lange, bis wir ein kühles Getränk in Händen halten. Insbesondere die Getränkeauswahl ist riesig und regional und reicht von selbstgemachten Limos (fünf Euro für einen halben Liter) und Steirer-Kola über ein großes Bier-Angebot oder Sprizz-Varianten bis hin zu Highball-Cocktails (ab elf Euro). Beim Kaffee ist man ab 2,50 Euro für einen Espresso dabei.
Zum Essen gibt es einerseits Frühstück – und das offenbar den ganzen Tag über, zumindest stand am Nachmittag noch die Tafel mit dem Frühstücksangebot vor der Tür. Uns interessierte aber das "richtige" Essen – insbesondere ein Blutorangen-Salat mit Lauch und Haselnüssen (14 Euro), der zwar saisonal noch am Winter hängt, uns aber wirklich sehr überzeugt: Eine schöne, leichte, erfrischende Kombination mit dünn geschnittenen Rohnen, Rucola und einem feinen Dressing. Viel Spaß machen auch die veganen Melanzani-Fritters (sieben Euro) mit Knoblauch-Kräuter-Dip und Limette. Ein toller Snack, den wir sehr empfehlen können – allerdings nicht unbedingt, ihn als Vorspeise zu bestellen, die Portion ist nicht gerade klein.
Auch immer noch recht gut, aber nicht ganz am selben Niveau sind die Hauptgerichte: Ravioli (23 Euro) mit einer feinen Füllung aus Ricotta und Zitronenschale werden mit einer Unmenge an Tomatensauce überdeckt, ein Lachs (24 Euro) mit Haselnusskruste, Spinatkorizo (griechischer Spinat-Reis) und Brokkoli-Sauce plus Reispapier ist eigentlich ein tolles, mediterran angehauchtes Gericht, an dem man noch etwas feilen könnte (Säure!) – dafür ist die Portion ziemlich groß.
Obwohl pappsatt, muss es einfach noch etwas aus der Nachspeisenvitrine sein – zu unwiderstehlich sehen die süßen Sünden aus. Mit der Optik (Stichwort "instagrammable") hält der Geschmack aber durchaus mit: Ein Topfen-Marillen-Kuchen mit höchst eleganter Schaumhaube ist eine zuckrig-luftige Köstlichkeit, ein runder Double-Chocolate-Kuchen sieht schon fast wie ein kleines Kunstwerk aus und dürfte Schoko-Tigerinnen keinesfalls enttäuschen.
Also zuschlagen, rund um den Thalersee gibt es genügend Möglichkeiten, die Kalorien wieder abzutrainieren – mit einer Runde im Schwan-Tretboot, dem Hin- und Zurück-Radeln über den Fahrradweg ab Gösting oder zu Fuß über den Plabutsch. Bei Letzterem geht sich noch ein zweites Törtchen aus!
Waldcafé Thalersee: Kontakt und Öffnungszeiten
Thalerseestraße 100, 8051 Thal
Geöffnet täglich von 9 bis 24 Uhr
Reservierungen: hallo@waldcafethalersee.at
www.waldcafethalersee.at (Homepage dzt nicht aktiv)
www.instagram.com/waldcafe.thalersee/