Ein Mangel an Asien-Futter herrscht in Graz nun wirklich nicht: Sushi und Ramen gibt es in allen Qualitätsklassen, Thai- und vietnamesische Lokale in fast jedem Stadtbezirk, auch der Gusto auf Indisch und sogar Nepalesisch kann leicht gestillt werden. Chinesische Kost ist sowieso seit Jahrzehnten in Graz angekommen – aber Moment, ist das wirklich so richtig chinesisch, was in den meisten Lokalen serviert wird? Oder eher eine Version davon, von der gedacht wird, dass das dem europäischen Gaumen besser schmeckt?

Das authentische chinesische Essen gibt es so gar nicht, ist das Land doch riesengroß und vielfältig, im Norden (Peking-Ente) isst man ganz anders als im Süden (schlatzige Eintöpfe, Dim Sum) und im Westen (scharf). Einen Einblick kann man im Liu Asia in der Sporgasse (und bald auch to go am Jakominiplatz) bekommen, das sich auf seiner Speisekarte den Regionalküchen verschreibt.

Unauffällig von außen und auch von innen

Ein Geheimtipp unser Grazer Foodies ist aber der "Goldene Fisch" in der Fischergasse in Geidorf – ein von außen völlig unscheinbares China-Lokal, auch innen total unauffällig, wie auch das Angebot auf der Speisekarte: Standardgerichte wie Schweinefleisch süßsauer und das offenbar unvermeidliche Angebot an Sushi sind zu finden – aber eben in einem eigenen Teil auf der Speisekarte auch echtes Sichuan-Essen. 

Mapo-Tofu, doppelt gebratenes Schweinefleisch und vieles mehr: Der Tisch ist gedeckt mit Köstlichkeiten der Sichuan-Küche
Mapo-Tofu, doppelt gebratenes Schweinefleisch und vieles mehr: Der Tisch ist gedeckt mit Köstlichkeiten der Sichuan-Küche © NM

Das mutet zunächst wirklich wie etwas für Mutige an, nicht nur aufgrund der Schärfe (bei fast jedem Essen ist eine Chilischote als Logo abgebildet): Über Gerichte wie Schweinsblut mit Kutteln und Gemüse, gebratenen Schweinedarm mit Sauerkraut, würzige Schweineohren mit Chili und Pfeffer oder Hühnerfüße im Sagotopf trauen wir uns ehrlich gesagt nicht drüber. 

Auf dem Tisch landen aber zwei kalte Vorspeisen, nämlich Morcheln mit Knoblauch (6,90 Euro) und Rindfleisch mit Kutteln mit Chili und Pfeffer (7,30 Euro) – die Morcheln sind, nun ja, sehr morchelig, das muss man mögen, aber geschmacklich gut, das kalte Rindfleisch kommt in dünnen Scheiben und dezenter Schärfe – gut abgeschmeckt, aber die Portionen sind einfach zu riesig, weshalb einiges am Teller zurückbleibt.

Echter, frischer Szechuanpfeffer als große Offenbarung

Nicht so bei den Hauptgerichten, wir kosten das Sichuan-Standardgericht Mapo-Tofu, hier in einer vegetarischen Variante (d. h. ohne Faschiertes). Mapo-Tofu heißt übrigens "Tofu nach Art der pockennarbigen alten Frau", was uns recht sein soll, solange die pockennarbige Frau so gut kocht: Der Tofu schmeckt feiner als das, was man gemeinhin so bekommt, die große Überraschung im Gericht ist aber der (reichlich verwendete) Szechuanpfeffer, den die Wirtin persönlich aus ihrer Heimat importiert – noch nie haben wir diesen so frisch gegessen, ein zugegebenermaßen gewöhnungsbedürftiger, aber ziemlich toller Geschmack. Gemundet hat auch das doppelt gebratene Schweinefleisch (12,90), schön knusprige, kleine Fleischstücke, auch hier eine riesige Portion, auch hier ordentlich scharf. 

Goldener Fisch in Graz-Geidorf: Kontakt und Öffnungszeiten

Adresse: Fischergasse 5, 8010 Graz

Tel. +43 316 673 109
E-Mail: kangjihongyu@gmail.com
goldener-fisch.eatbu.com

Montag bis Freitag 10–15 und 17–22 Uhr,
Samstag und Sonntag 10–22 Uhr