Wien ist Graz in Sachen vietnamesische Lokale haushoch überlegen, vor allem, weil das ausgezeichnete Tonkin im ehemaligen Schanzelwirt kürzlich von der kulinarischen Bildfläche verschwunden ist. Gottlob hält sich das Vina standhaft.

Im Februar hat sich nun das „Le Viet“ im ehemaligen Pastis geschmackvoll eingerichtet – ein Ableger aus Wien, der auch in Graz auf vietnamesische Küche setzt. Höchste Zeit für einen Einkehrschwung.

Wann auch immer man an dem Lokal vorbeikommt – es brummt. Im „Le Viet“ wird ganztägig gekocht. Die Karte ist übersichtlich und die Bestellung flott erledigt. Noch flotter ist der Service, der in bester Asia-Manier gleich zu den Vorspeisen die Hauptspeisen einstellt. So lässt es sich gut durchkosten.

Frittiertes Reispapier dient als knusprige Schüssel für Bo Tai Chanh (7,90 Euro), das Gericht wird als Carpaccio angekündigt und kommt als wohlschmeckender Rindfleischsalat mit dem bestimmenden Aroma von geröstetem Sesamöl auf den Tisch. Den grünen Papayasalat mit Erdnüssen toppt man bei Bedarf mit Shrimps (7,90). Schmecken sie wässrig, wie in unserem Fall, schiebt man sie eben zur Seite – ohne sie ist alles gut.

Die Summerrolls (5,50) sind straff gewickelt und reichlich mit Reisnudeln, Gemüse und paniertem Huhn gefüllt, es fehlt allein an Kräutern. Koriander und erfrischende Minze werden vermisst, doch zur Pho (gehaucht: ffho), also zur Suppe, tauchen sie wieder auf. Das Herzstück der vietnamesischen Küche gerät hier süßlich-blumig. Wer das ungewöhnlich findet, bedient sich der gereichten Beigaben (Koriander, Minze, Chili, Limette, ...) und drängt die liebliche Note damit in den Hintergrund. Die Nudeln sind übergart, sonst ist alles vorhanden, was eine Pho Bo braucht – von Lauchzwiebeln bis zu dünn geschnittenem Rindfleisch. Die Nachspeisen schließlich (siehe oben) sind wunderbar mollig.