Es ist eine „wirklich schöne Geschichte“, mit der sich Rudi Hampl bei der Kleinen Zeitung meldet: Seit mehr als 18 Jahren hat er mit Gerti Sailer den Sternwirt in der Waltendorfer Hauptstraße betrieben, eine echte Institution im Bezirk Waltendorf – und eines der letzten steirischen Traditionsgasthäuser in Graz. In das Haus haben die beiden viel Liebe und Engagement gesteckt. Und auch kräftig in die Neugestaltung der Gasträume und in den Ausbau der Parkplätze investiert.
Nach 18 Jahren wollen Sailer und Hampl aber aufhören – und Nachfolger finden. „Das hat Monate gedauert“, erzählt Hampl – jetzt kann er aber verkünden, dass man eine „Traumlösung“ gefunden hat: Die neuen Betreiber sind Charlotte und René di Gallo – ein sehr erfahrenes und renommiertes Gastro-Ehepaar, René di Gallo genießt dazu als Küchenchef einen ausgezeichneten Ruf. Eine Traumlösung ist es für Hampl für alle Beteiligten: „Für die Belegschaft, die komplett übernommen wird, für den Gasthof, dessen Existenz damit für die nächsten Jahrzehnte sichergestellt ist, sowie für Stadt und Bezirk, denen ein kultureller Anker erhalten bleibt.“
Wie gut die Lösung für alle Beteiligten gepasst hat, zeigt auch, dass die Übernahme sogar im fliegenden Wechsel passiert: Die di Gallos kochen noch bis Sonntag in ihrem Gasthaus Plüddemanngasse 41 auf, ab 1. Mai dann schon im Sternwirt.
Wo die Weiterführung ebenso gelungen ist
In einer Zeit des Wirtshaussterbens ist es tatsächlich ein Glücksfall, dass eine derartige Übergabe gelingt. Das bestätigt auch Klaus Friedl, Gastro-Obmann in der Wirtschaftskammer. „Wenn ich auf die nüchternen Zahlen schaue, stehen rund 800 Anmeldungen auch rund 800 Abmeldungen gegenüber – es sperren also ungefähr gleich viele auf wie zu.“ Aber: „Meistens werden steirische Gasthäuser dann eben nicht als solche weitergeführt. Sprich: Aus dem Traditionswirt wird eine Pizzeria oder ein Kebaplokal. Viele große Wirtshäuser, wie etwa der Gruberwirt am Stadtrand in Mariatrost, stehen überhaupt leer – oder weichen, wie der Heimkehrer in Andritz, einem Bauprojekt.
Wenn man aber sucht, dann findet man sie schon, die positiven Beispiele: Den Bayernbrunnen in Eggenberg etwa hat im Vorjahr mit Stephan Purgar ein langjähriger Mitarbeiter übernommen – mit der Devise: „Wir wollen das Gasthaus so weiterführen, wie man es kennt.“ Der Höchwirt in Weinitzen, der seit mehr als 100 Jahren von der Großfamilie Feiertag betrieben wird, wurde ebenfalls im Vorjahr neu übernommen, von Andrea Hölzl, der Nichte von Gottfried Feiertag, der 50 Jahre „der Höchwirt“ war und im letzten April 84-jährig verstarb. Der legendäre Thomahan in Friesach – 1729 von Thomas Hahn als Gasthaus erbaut – wird seit 2019 in dritter Generation von Elisabeth Leben geführt. Und in Thal wird der Kreuzwirt seit 2020 von Claudia und Roman Pekarz erfolgreich weiter betrieben.
Auch in Graz, mitten im Lendviertel, gibt es mit dem 1586 gegründeten Mohrenwirt eine erfolgreiche Weiterführungs-Geschichte eines Traditionsgasthauses zu erzählen – in diesem Fall von Lukas Lepsic und Romana Pieber (die das Gasthaus aber nicht ganz direkt von den Langzeit-Wirten Martina und Johann Schwinzerl, sondern vom "Sterz im Mohrenwirt" übernommen haben). Nicht zu vergessen der Landhauskeller, der nun als Aiola-Betrieb eine Mischung aus alteingesessen und modern bietet. Für Friedl sind solche Geschichten für alle Beteiligten ein Gewinn: „In solchen Häusern steckt ja so viel Aufbauarbeit, wenn es weitergeht, haben beide Seiten etwas davon.“