An dieser Adresse feierte man den Ibiza-Gschnas lange, bevor ein FPÖ-Chef über das Inselvideo stolpern sollte. Die Partygäste im Brauhaus Puntigam von einst sind heute wohl heilfroh, dass es bei dem Rummel damals keine Kameras gegeben hat. Krankenschwesternball, Pyjamaball, Kärnter-, ja sogar der Bauernbundball oder der Winterbieranstich – das riesige Brauhaus Puntigam mit Biergarten und dem rund 100 Jahre alten Panthersaal war über Generationen glanzvolles gesellschaftliches Parkett.
Von Ruhm und Glanz ist freilich schon lange wenig über. Es gab seit Jahrzehnten keine Investitionen, der Bau ist – vornehm ausgedrückt – abgewohnt, bei der Brau Union stuft man ihn eher als abbruchreif ein. Für Michael Ordelt, seit 23 Jahren leidenschaftlicher Brauhaus-Wirt, ist deshalb und wegen der unklaren Situation rund um Abriss- und Neubaupläne der Brau Union für den Standort die Zeit für den Abschied gekommen: "Mit Ende März sperre ich endgültig zu. Zum Abschluss gibt es noch die Whisky-Messe." Er widmet sich dann mit Geschäftspartner Manfred Seisser von Kapfenbergs Gasthaus Schatz der Wiederbelebung der Burg Oberkapfenberg.
Ackern-Biergarten, aber nur für einen Sommer
Der auch für den Standort Puntigam zuständige Braumeister Andreas Werner aus Göss lässt sich weiter nicht in die Karten schauen: Weder zu einem möglichen Baubeginn, noch zu Projektdetails. Auf Initiative von Gösser-Bräu-Chef Robert Grossauer soll aber zumindest der Biergarten im Innenhof noch einen letzten magischen Sommer erleben: "Ich werde ihn von Mai bis Ende September bespielen." Nachdem Puntigamer seit dem legendären Ackern-Fest des Grossauer-Clans seine Jugendliebe ist – "beim Ackern bin ich auch mit meiner Frau zusammengekommen" – ist da viel Emotion im Spiel: "Wir werden hier das Ambiente des Fests im Sonnenblumenfeld mit der Ackernkuchl und einigen Strohsofas aufleben lassen."
Mit "blauen Bierspezialitäten" soll es ein Sommer wie damals werden: Mit Ackern- oder auch Erdäpfelwurst, Schweinsbraten, Wienerschnitzel und Pulled Pork. Nächstes Jahr fahren dann vielleicht schon die Bagger auf. In der Gerüchteküche heißt es: Vom so großen Brauhaus bleibt nichts über, auch nicht der Panthersaal. Dort, wo jetzt der Shop der Brauerei ist, soll dann ein Restaurant mit bis zu 300 Sitzplätzen entstehen.
Bernd Hecke