Laufend gibt es Nachschub für die Ohren – die Grazer Musikszene schläft nicht. An dieser Stelle möchten wir Ihnen in unregelmäßigen Abständen neue Alben und auch Singles aus der steirischen Landeshauptstadt vorstellen – samt Videos und Spotify-Playlist. Sie möchten mit Ihrer Band, mit Ihrem Musikprojekt, auch vorkommen? Schicken Sie uns einfach ein kurzes Mail!
Gravity Waves: "Beauty Queen" (Single)
Mit nur fünf Jahren war die Pause bei Gravity Waves vergleichsweise kurz. Die Grazer Indierocker, die schon beim Frequency Festival aufgetreten sind, bringen 2024 ein neues Album in neuer Besetzung heraus – einen Vorgeschmack gibt es mit dem eingängigen Folksong „Beauty Queen“. „In unserem neuen Song geht es um das Leben in einer chaotischen, schnelllebigen Welt. Um den existenziellen Drang, in ihr den passenden Platz zu finden – und den Druck, der damit einher geht“, erzählt Sänger Ingo Frühwirt. Schon Ende August soll der nächste Song „Shout“ folgen.
Coinflip Cutie: "Wasted Day" (Single)
Ebenfalls fünf Jahre ist es her, dass man von der Indie-Folk-Band Coinflip Cutie etwas Neues zu hören bekam, auch ändert sich jetzt: „Wasted Day“ ist ein Song über’s (Nicht-)Versandeln von Tagen - frei nach dem Motto "Morgen ganz sicher ... oder übermorgen ... oder vielleicht erst irgendwann", das uns von irgendwo bekannt vorkommt. Der Song ist auch ein Vorbote auf die LP „Horizons“ (angekündigt für Herbst/Winter).
Hidden by the Grapes: "Herz geht auf" (Single)
"Könnte vielleicht eine Kreuzung von Attwenger und Bulbul" sein, schreibt Andreas Gstettner-Brugger vom FM4 Soundpark über die neue Single von Hidden by the Grapes. Das Überraschende an "Herz geht auf": Die eigentlich im Postrock verankerte Band setzt jetzt auf Dialekt-Lyrics - allerdings weiterhin mit fettem Gitarrensounds (aufgenommen bei Bernd Heinrauch), sodass Fans von Underground-Rockfans weiterhin das Herz aufgehen wird. Sehr rätselhaft ist das Video dazu geworden, das vornehmlich AI-kreierte ältere Herren in den Bergen zeigt. Ein Album mit dem Titel "Opus" wurde für den Herbst angekündigt.
Wolfram and The Funeral Orchestra: "Knochen" (Single)
Als Folk- und Funeral-Pop-Band bezeichnet sich die Gruppe rund um Rafael "Wolfram" Wagner, die für den Herbst eine LP mit dem Namen "P.O.P. -Psychotisch oder Prophet" ankündigt. Jetzt gibt es eine erste Single daraus und ein von der Grazer Videografin Susanne Mostögl gedrehtes Video (Location: Kalte Ente). Inhaltlich geht es um ungefragte Kommentare: "Wonn i wissn wü, wass'ddenkst, donn frog i di!"
Chris Chronic: "Some Place Nice" (EP)
"Pünktlich zu meinem 20-jährigen Jubiläum als DJ und Produzent hab ich mir endlich ein System zurechtlegen können, mit dem ich von Labels und Verlagen unabhängig Musik releasen kann", meint Christoph Kiesel alias Chris Chronic. Nach fünf Jahren er es endlich geschafft, seine Producer-EP "Some Place Nice" als unabhängiger Künstler zu veröffentlichen: Acht Songs sind es geworden, die zwischen souligen Instrumental Beats und auf (übrigens vollständig lizenzierten, bezahlten und angemeldeten) Samples basierendem Hip Hop stehen. Material für zwei Tracks aufgenommen hat Chris Chronic auch mit dem Berliner Musiker und Multiinstrumentalisten Jim Dunloop.
Kiesels Erkenntnis nach dem harten Weg zur Veröffentlichung: "Ein einfaches Spiel hat man in der Musikindustrie trotzdem nicht, weil ja sehr viel von großen Unternehmen abhängt, die alle relevanten Plattformen betreiben, überall irgendwelche Fees abzwacken und sich für die digitale Reichweite bezahlen lassen."
Facelift feat. Sapho Meyer: "Out of my way" (Single)
In den 90er und frühen 00er Jahren waren Facelift eine der wichtigsten Indiebands Österreichs - und darüber hinaus, auch die deutsche Musikzeitschrift "Visions" zählte sie etwa zu den Alternative-Hoffnungen. Zuletzt war Mastermind Clemens Berger mit seinem Soloprojekt „Guido Maria Berger“ aktiv, nun hat er Facelift reaktiviert - ohne die frühere Sängerin und Bassistin Andrea Orso, sondern mit einer neuen Stimme: Die Schweizer Schauspielerin Sarah Sophia "Sapho" Meyer, Ensemblemitglied am Schauspielhaus Graz, ist auf der neuen Single "Out of my way" zu hören. Poppig und eingängig ist Facelift auf jeden Fall geblieben, die Indiegitarren weichen einem ausgefeilteren Sound. Wohin die Reise führt, wird sich aber erst im Laufe der nächsten Wochen zeigen - in der ersten Single ist Meyer nur im Hintergrund zu hören, weitere Single-Veröffentlichungen sollen aber folgen, am Schluss noch das Album "Blacklight". "Am Ende wird uns Schwarzlicht das Gesamtbild von allem verstehen lassen", gibt sich Berger zunächst noch kryptisch.
Favela Gold: "Straight to Love" (Single)
Es war eine Überraschung beim Schlagergarten Gloria: Gregor Schenker alias Favela Gold meldete sich mit einer neuen Single zurück - zehn Jahre, nachdem er die letzte Auskopplung seines Albums "Born Again" veröffentlich hatte. Dabei ist danach ein Song entstanden, den Schenker damals auf seinem nächsten Album veröffentlichen wollte - das allerdings nie kam. Nun ist - auf den Rat einer Freundin hin - "Straight to love" doch erschienen. "I will turn the wheel / Straight to love" heißt es im Text, "Favela Gold sitzt am Steuer in einer blitzenden Nacht, und bringt uns heim", schreibt Schenker selbst über seine Song. Der Song ist eine Hommage an den Dark Italo Sound der 80er Jahre, im Video gibt es einen Hauch 60s-Twist dazu, wilde Posen sowieso. Favela kann es also immer noch.
Crush: "Past Perfect" (Album)
Zuerst kam "Where Flowers Grow", eine zuckersüße Abba-Reminiszenz, und dann "The Rush", eine Uptempo-Popnummer mit mehrstimmigem Gesang und Mitwipp-Zwang, zu der nicht nur der Wunderbaum im Bandbus mittanzt. Beide Songs waren Vorboten des neuen Albums "Past Perfect", das im Mai bei Numavi Records erschie. Crush stellten ihr Album bei einem Konzert von Indiepartment am 13. Mai im Forum Stadtpark vor.
Pandoras Kleine Schwester: "Titanic" (Album)
Die Grazer Tanzkapelle Pandoras Kleine Schwester stellte beim Styrian Sounds Festival ihr zweites, neues, Album vor. Wie schon auf den drei Vorboten, "I kann nur hoffen", "Christen" und "Titanic" zu hören, ist man sowohl auf die Klarinette und auf den Dialekt gekommen – und beides steht der Band ziemlich gut. Das Cover zur "Titanic" ist übrigens ein Kunstwerk und stammt von der mittlerweile in Graz lebenden ukrainischen Künstlerin Olia Fedorova. Live am 27. April beim Styrian Sounds Festival.
Johnny Batard: "Calimero", Album
Lambda: "Im Freien", Album
Fragments of an Empire, "fast // asleep"
Kobrakasino: "11 Uhr früh", Single
Mit einem großartigen ersten Satz ist schon fast alles gewonnen. Wie: "Irgendwo am Rande der Stadt / Habe ich die Gesichter alle satt". Ein schlauer, gefinkelter Indiepop-Song über durchzechte Nächte und das Leeregefühl danach. Und eine in der Popmusik wenig besungene Uhrzeit. Live am 28. April beim Styrian Sounds Festival.
Sundl: "3", Album
"Ein Soundtrack für Kinder der Nacht und des Zwielichts, jedoch niemals ohne klar schimmernde Hoffnungsfetzen am grau ausgeleuchteten Tanzboden-Himmel", im Christian Sundls neues Album "3" beschreibenden Pressetext finden sich sehr schöne Worte. Der Grazer ist mittlerweile nach Wien weitergezogen, in Graz jedoch durch die Bands Lady Lynch und Black Fox Dance und sein Kassettenlabel "Wilhelm show me the Major Label" in bester Erinnerung. Goth House mit zahlreichen Referenzen – in "Diving to the Depths" werden Gedichte von Alice Paalen Rahon rezitiert, "Dead River" ist eine Neuinterpretation eines Songs von Lydia Lunch und Mick Harvey (der Nick-Cave-Kollaborateur spielt übrigens am 8. Mai im Grazer ppc). Düster-glitzernde Tanzmusik, die süchtig macht.
Freekind: "Carry You", Single
Sara Ester Gredelj und Nina Korošak-Serčič, eine kroatische Sängerin und Pianistin und eine slowenische Drummerin, die beide in Graz zu Hause sind, haben die heimische Musikszene um eine große Portion Soul und R'n'B bereichert. Die neue Single "Carry you" ist erneut ein Song, den man sich immer und überall anhören kann – und bei dem man niemals vermuten würde, dass er in Graz produziert wurde. Für Anfang Juni haben die beiden ihr Debütalbum angekündigt. Live: Am 29. April beim Styrian Sounds Festival in Graz.
Resi Reiner: "Dunkles Herz", Single
Soll man sie Indie-Schlager oder Anti-Schlager nennen, die Musik von Resi Reiner? Oder überhaupt irgendetwas mit Schlager? Es ist eigentlich völlig egal, denn es geht um Musik mit Herz, charmant wie nur was, aber zugleich auch doppelbödig. "Da ist zu viel Liebe, da ist zu viel Euphorie ... in meinem dunklen Herz", heißt es in der neuen Single.
Einen großen Titel hat sich Resi Reiner übrigens heuer auch schon holen dürfen: Sie wurde in der FM4-Sendung "PasstScho" von Duscher und Gratzer im Februar zur Indie-Weltmeisterin 2023 gekürt und hat in einem Spaß-Turnier sage und schreibe Kaliber wie Voodoo Jürgens, Der Nino aus Wien und Beethoven (!) ausgeschaltet. Resi Reiner tritt am 28. April beim Styrian Sounds Festival in Graz mit Band auf.
Kaleidoskop: "Blaue Lippen"
Schon wieder Schlager – zumindest hat sich die Band Kaleidoskop, bei der auch Roland Hanslmeier von Granada mitmischt, das schöne Etikett "Acid-Schlager" umgehängt. Nach Schlager klingt der neue Song "Blaue Lippen" aber nicht, für das ein sehr lustiges Video mit zahlreichen Statistinnen und Statisten und noch mehr Schwimmnudeln und Bällen im Pool des ATG-Schwimmbads gedreht wurde. Nach Acid klingt das Ganze sowieso nicht, vielmehr ist es beschwingter Indie-Pop mit Funfaktor und einem recht überraschend gesetzten Gitarrensolo. "Dein Badetuch bleibt ständig trocken, dein Liegestuhl stets leer. Das Badepersonal kennt dich beim Namen – was willst du denn noch mehr?", heißt es im Text. Eh!
Monsterheart vs Paul & Pets: "Easy Fix", Single
Die Wienerin Anna Attar veröffentlicht seit 2012 als Monsterheart Popmusik mit sehr eigenwilligem Stil, Paul Pfleger hat nach einigen Bands 2022 sein Solodebüt als Paul & Pets auf Musikkassette vorgelegt. Nachdem Paul schon am letzten Monsterheart-Album mit Gitarre, Keyboards, Sitar und Mundharmonika beteiligt war, haben die beiden nun im Februar ein erstes gemeinsames Duett veröffentlicht: "Easy Fix" dreht sich um die schnelle, einfache Problemlösung, dargestellt im Video in Form eines Multifunktionssprays (angelehnt an "Ubik" von Philip K. Dick) und oszilliert zwischen Pessimismus ("an easy fix won't save you now") und Hoffnung ("we mightjust stand a chance"). Musikalisch ist es ein nur vordergründig simpler Popsong geworden, der mit Disco Snips und angeblich sogar verkehrt herum abgespielten Gitarren ziemlich ausgefeilt produziert ist. Monsterheart vs Paul & Pets spielen am 28. April beim Styrian Sounds Festival in Graz.
Modest Oda: "New Heart", Single
Hinter Modest Oda verbirgt sich Lukas Wassermann, ein Grazer, den es musikalisch längst vom Alternative-Rock zum Elektropop gezogen hat – und nun außerdem auch Ende 2022 von Graz nach Wien. Im Lied geht es dementsprechend auch ums Neu-Anfangen: "New life, new high, new way, new start" heißt es in den Lyrics. Modest Oda spielt am 26. April bei "Spotting" in der Postgarage.
Stiller: "Stiller II", Album
Österreichischen Dialekt-Pop mit Singer-Songwriter-Einschlag bietet Stiller. Der in Graz lebende Musiker mit bürgerlichem Namen Klaus Meissnitzer, der sein Pseudonym von Max Frisch' berühmten Roman übernahm, brachte jetzt sein neues Album "Stiller II" in den Handel. Die argentinischen Wurzeln – die Mutter stammt aus Argentinien – spielen für Meissnitzer "eine wichtige Rolle", wie er betont, ebenso wie eine tiefe Verbundenheit zu seiner Ennstaler Heimat, die ihm als Ruhepol, Rückzugsort und Energiequelle dient. Das rote Album der Beatles brachte ihn zur Musik, lokale Bekanntheit erreichte er mit der Band Amanda. Von deren Psychedelic-Rock verabschiedet sich Stiller solo, den Dialekt hat er beibehalten – und das tut den Liedern auch gut. Live kann man ihn am 23. März in Wien (Chelsea), am 24. März in Klagenfurt (Hafenstadt Urban Area), am 6. April in Kirchdorf an der Krems (Hildegard), am 15. April in Graz (Die Brücke) und am 28. April in Öblarn (Kul) erleben. [Text: APA]
Immer wieder neue Musik aus Graz in unserer Spotify-Playlist: