Ein voll bepacktes Styrian Sounds Festival von Donnerstag bis Samstag und dann noch der Schlagergarten Gloria am Samstag: Nachdem letzte Woche Granada den Alternative Amadeus Award gewannen und Alle Achtung ihr großes Release-Konzert im Dom im Berg spielen konnten, wird auch die kommende eine ereignisreiche Woche für die Grazer Musikszene. Zumal jetzt auch noch etliche Neuveröffentlichungen aus dem Boden geschossen sind – übrigens wortwörtlich wie die Radieschen.
Musikcafé Prenner: "Hallo Zukunft"
Musikcafé Prenner sind schon seit zwei Jahrzehnten in der steirischen Musikszene unterwegs und kommen, so wie es sich fast gehört, sowohl aus dem Punk als auch aus der Provinz. Den hört man ihnen immer noch ein bisschen an, auch wenn die Songs mittlerweile sehr poppig und ohrwurmtauglich geworden sind – wie auch auf der neuesten Single "Hallo Zukunft" zu hören ist, die am Freitag als gleichnamiger Vorbote des vierten Studioalbums (kommt am 1. Mai) erschienen ist. Produziert haben Max Bieder und Patrick Freisinger von Alle Achtung. Eine besondere Freude dürften Fans von deutschem Indie-Rock vom Grand Hotel van Cleef-Label (Stichwort: Kettcar) haben – "Am Ende bleibt nur die Musik", heißt es im Song, und wenn das Album auch so klingt, dann kann die wirklich gerne bleiben.
Live beim Styrian Sounds Festival am Samstag im p.p.c.
Binder & Krieglstein: "Radieschen"
"Radieschen" ist eine Ode an das frühlingshafte Wurzelgemüse. Und auch die Vorab-Single aus dem neuen Album von Binder & Krieglstein alias Rainer Binder-Krieglstein, der mit Toxic Lounge, Fetish 69, Sans Secours – und seit Anfang der 2000er Binder & Krieglstein seit vielen Jahren seine Spuren in der heimischen Musikszene hat.
"Fast nix passiert", wird das neue Album des Musikers heißen, den man stilistisch praktisch nirgendwo festmachen kann, er hat immer schon sein ganz eigenes Ding aus einer riesigen Menge Musikstile, von Jazz über Soul über Pop und Elektronik bis Folk und auch Volkstümliches aus dem Archiv, gemacht.
Bis Mai läuft noch eine Crowdfunding-Aktion von Cooks Records, bei der man das Album vorab unterstützen und gleich kaufen kann.
Binder-Krieglstein hat auch ein Händchen für spannende Koproduktionen, am Album werden Uwe Bubik wie auch Nora Winkler und Gabriele Mitterer-Reichmann (eben auf "Radieschen") zu hören sein, die Produktion übernahm der Künstler selbst gemeinsam mit Michael Eisl (auch Mastering). Sehr sehenswert ist das Video zur Single – das als Performance des Künstlerduos G.R.A.M. beim steirischen herbst 2021 entstanden ist. Dabei tanzten "Skydancer", die man sonst von US-Autoschnalzern als Werbemittel kennt, am Dach des Kunsthauses.
Fraeulein Astrid: "Don't tell me"
Fraeulein Astrid alias Astrid Hirzberger ist auch ein Phänomen: Die 25-Jährige hat bislang eigentlich noch gar nichts veröffentlicht, und trotzdem ist ihr Talent als Singer-Songwriterin alles andere als unentdeckt geblieben – zahlreiche Gastauftritte und vor allem Social Media machen's möglich. Am Freitag war es aber so weit: Fraeulein Astrids Debütsingle "Don't tell me" wurde endlich herausgebracht – und hat es dank ihrer Bekanntheit auch gleich auf mehr als 1000 Streams gebracht. Ein wunderschön-trauriger Song, der das Ende einer Beziehung verarbeitet – und die vielen gut gemeinten Ratschläge, mit denen frau in einer solchen Situation dann auch noch kämpfen muss. Angesichts des in seiner Schlichtheit bestechenden Lieds hat sich das Leid aber ausgezahlt.
Live am 4. Mai als Support von Avec im Orpheum Graz.
Good Wilson: "Bats from the Buffet"
"Bats from the Buffet" heißt die neue Single von Good Wilson, der Band des Grazers Günther Paulitsch, den man unter anderem von Polkov kennt. Fledermäuse? Essen? Ja, der Song hat einiges mit den Dingen zu tun, die in den beiden letzten Jahren das Weltgeschehen recht stark beeinflusst haben – es geht um ansteckenden Wahnsinn, um aufgestauten Frust über Ungleichheiten, Ungerechtigkeit, Fake News, Egozentrismus und Unsolidarität. Und all das in wunderbaren Indiepop-Feelgood-Sound verpackt – zu dem im Lyric-Video passenderweise eine Fledermaus tanzt.
Live beim Styrian Sounds Festival am Donnerstag im p.p.c.
Salò: "Apollonia sitzt bei Edeka an der Kassa"
Salò alias Andreas Binder ist ein Südsteirer, Zwischendurch-Grazer und jetzt Wiener, der seine letzten Songs beim Universal-Sublabel "Mom I made it" veröffentlicht. Klangtechnisch bleibt Salò beim schnellen, (post)punkigem Lo-Fi-80s-Synthiesound, an dem man ihn mittlerweile binnen Sekunden erkennt. Entstanden ist der Song, wie man beim "Musikexpress" lesen kann, nachdem sich der Musiker in einer Berliner Bar mit Musikerkollegen über Deutschpunk-Songtitel unterhielt und einer davon dessen Freundin namens Apollonia anrief – die Inspiration war da, und nachdem es Berlin war, sitzt Apollonia nun nicht beim Hofer, sondern bei Edeka an der Kassa.
Live beim Styrian Sounds Festival am Freitag im p.p.c.
Love God Chaos: "Wir leuchten im Dunklen"
Die erste Single "Wir leuchten im Dunklen" ist Vorbote des gleichnamigen vierten Albums der Gitarrenband Love God Chaos, das am kommenden Freitag erscheinen wird – ein schlichtes, schönes Liebeslied, zweistimmig im Duett mit Gastsängerin Juliane Brantner eingesungen mit einem ebenso schlichten Video von zwei Menschen, die sich in einer Galerie ganz langsam entgegentanzen.
Live beim Styrian Sounds Festival am Samstag im p.p.c.
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