Auf der Bühne trägt er coole Sonnenbrillen, das Haar zurückgegelt, das Hemd offen. Der Holzkasten, hinter dem er steht, könnte gut und gerne ein DJ-Pult sein. Denn vor der Bühne tanzen die Jungen. Doch auch der Intellekt älterer Kulturliebenden wird hier bedient. Spätestens jetzt hat man Erklärungsbedarf: Raphael Wressnig ist kein DJ. Der Holzkasten ist seine Orgel. Und der Steirer spielt diese so, dass seine Kunst das Publikum von Ö1 bis FM4 gleichermaßen bewegt.
Explosiv und dynamisch sei die Hammond-Orgel, erzählt der in Graz geborene Musiker. „Mit ihr kannst du mit den lautesten Gitarren mithalten.“ Die Performance tut dann ihr Übriges. Virtuoses Sound-zaubern trifft bei Wressnig auf Handtücher, die er bei Gelegenheit leidenschaftlich auf die Tasten schnalzen lässt. Der Steirer ist einer der besten seiner Zunft. Nicht von ungefähr kommt es, dass der 36-Jährige mit seinem Instrument beim weltweit wichtigsten Jazzpreis „Critics Poll“ 2015 zu den Nominierten zählte.
Seit 20 Jahren steht Wressnig mit seiner Soul Gift Band auf den Bühnen. Die Gitarre zupft dort Enrico Crivellaro, die Trompete bläst Horst-Michael Schaffer. Schlagzeuger Silvio Berger zelebrierte einst mit Rainhard Fendrich „I am from Austria“. Und auch Max the Sax weiß als früherer Mitstreiter von Parov Stelar mit großen Zuschauermassen umzugehen.
Nur Australien fehlt
Im Laufe dieses Jahres soll eine neue Live-CD auf den Markt kommen. Schon im Februar zieht es Wressnig zu Auftritten nach Brasilien. Für den musikalischen Weltenbummler kein Grund mehr für zusätzliche Nervosität. Schließlich fehlt mit Australien nur ein einziger Kontinent auf seiner Konzert-Vita. Das letzte Album „Soul Gumbo“ wurde gar in New Orleans eingespielt. Das passt zum Musiker, der sich der Spielwiesen von Jazz bis Blues, Soul und Funk bedient: „Denn in den Südstaaten passiert einfach jede Musik gleichzeitig.“
Wressnigs Lebensmittelpunkt bleibt dennoch in der Steiermark. Auch der nächste Graz-Gig steht vor der Tür. Am 21. Jänner eröffnet er samt Band und internationalen Musikern (Deitra Farr, Igor Prado) die Grazer Bluestage. Wressnig freut sich: „Schön, dass es im Orpheum die Möglichkeit gibt, in einer größerer Location der Stadt zu spielen.“
Thomas Kuhelnik