"Es war gar nicht so schwierig, das durchzuziehen", blickt Sängerin und Songwriterin Galka im APA-Gespräch auf die herausfordernde Startphase zurück. "Natürlich war es nicht lustig für uns, die Releaseshows abzusagen. Es war ja wirklich genau in der ersten Coronawoche. Aber schon im Juli haben wir dann ein Album aufgenommen, ganz einfach weil die Songs fertig waren. Gott sei Dank konnten wir ins Studio gehen." Dieser positive Zugang ist auch den Songs eigen, die wie beispielsweise "Red Lips" den Bogen von zarter Melancholie bis zu einem zupackenden Gestus spannen. Die frühen 90er-Jahre grüßen hier, aber angenehm ins Heute verfrachtet.
Das hat nicht zuletzt mit dem dynamischen Sound zu tun, der die intimen Momente ebenso leuchten lässt wie große Gitarrenwände. Vom Songwriting her habe sich seit der ersten EP nicht wirklich etwas verändert. "Wir haben damals schon unsere Schiene gefunden, deshalb sind die Unterschiede nicht so groß", erläutert Galka. Aber soundtechnisch sei man besser geworden, ergänzt Wiese. "Wir haben uns auch mehr aufeinander eingespielt in diesen Jahren. Vielleicht haben wir mehr unseren Stil gefunden, ihn noch genauer definiert." Hilfreich sei zudem Produzent Tom Zwanzger gewesen, der so manchen Tipp einbrachte.
Was bei Stücken wie dem nach vorne preschenden Titelsong oder dem zurückgenommenen "Mirror" auffällt, sind die kleinen, aber feinen Wendungen, mit denen Oxyjane zu überraschen weiß. Kleine Details mit großer Wirkung. "Ich will keine 0815-Songs schreiben", nickt Galka, "sie sollen nicht fad sein." Wobei so manche Idee schon mal zu sehr um die Ecke gedacht werden könne, wie sie lachend auf "Red Lips" verweist. "Da hatten wir im Studio einen Endteil, der hatte 9, 8, 7 Takte – seitdem spielen wir das nicht mehr." Es geht aber auch ganz gerade, wie im Schnellschuss "All This Weight". Sehr zu begeistern weiß Galka ein ums andere Mal mit ihrem fragilen, einnehmenden Gesang, der als Kontrapunkt zu den teils heftigen instrumentalen Ausbrüchen steht.
Ein kleines Aha-Erlebnis liefert der elegische Albumrausschmeißer "Sundown", der Assoziationen zu Mira Lu Kovacs' "Stay A Little Longer" weckt. "Ertappt", lachte Galka. "Die Akkorde sind tatsächlich dieselben, aber die Gesangsmelodie ist natürlich anders." Kovacs ist indirekt auch Patin für den Bandnamen, hat Galka doch einmal eine ihrer Nummern gecovert und das Wort "oxygen" etwas komisch ausgesprochen, woraus letztlich Oxyjane wurde. Einflüsse gebe es letztlich viele, "aber das verselbstständigt sich auch", meint die Sängerin. "Ich habe eine Liste an Nummern, die ich gut finde und dann gerne spiele." Aber das fließe nicht Eins zu Eins in die eigenen Songs ein. "Vielleicht ist es wie ein Mashup an Dingen, die man hört", ergänzt Wiese: "Das passiert eher im Unterbewusstsein."
Wenn man zum Thema Timing zurückkommt, scheint es mittlerweile, dass Gitarrenbands wieder ein ganz gutes Standing haben. "Das ist natürlich ein Stück weit Glück", so Schlagzeuger Wiese. "Man muss den Zeitgeist treffen - wenn man das will. Wir versuchen das zwar nicht, aber ich denke schon, dass es für Gitarrenmusik gerade besser läuft als noch vor einigen Jahren." Eher ein notwendiges Übel sei hingegen Social Media. "Spaß macht das nicht, aber man muss einfach präsent sein", sagte Galka. Instagram und Facebook gehören zum Standardrepertoire, nur um TikTok macht das Trio noch einen Bogen. "Ich habe es mal kurz versucht, aber es war nicht möglich", lacht die Musikerin. "Wir sind wohl zu alt dafür." Dann doch wieder den guten alten Weg gehen und die Menschen live überzeugen: Am Freitag präsentiert Oxyjane das neue Material im Wiener Rhiz, am 4. und 5. Oktober folgen Auftritte in Klagenfurt und Graz.
Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA