"Auf, Steirer!“, den traditionelle Appell an die Steirer, zum großen „Aufsteirern“ zu kommen, musste man gestern ausnahmsweise ein bisschen lauter rufen: Starkregen, Nieselregen, ein bisserl Sonne zwischendurch – durchwachsen war gar kein Ausdruck für das Wetter. Und trotzdem bewiesen Tausende, dass es erstens kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung gibt, und zweitens, dass gute Laune zwangsweise nicht gutes Wetter bedingt. Es wäre auch schade um den gewaltigen Aufwand gewesen: 3.500 Akteure aus allen Regionen waren am Werk, 250 Aussteller präsentierten sich, auf zwölf Bühnen und Tanzböden wurde gesungen, getanzt und geplattelt und an allen Ecken und Enden wurde steirisch und (passend zum Wetter) deftig aufgekocht.
"Wir haben die Sonne im Herzen und nicht am Himmel", formulierte es der Grazer Stadtpfarrpropst Christian Leibnitz - und Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer hielt es mit jenem Spruch, der auch auf den Schirmen von „Steiermark Tourismus“ zu lesen ist: „Ohne Regen wäre die Steiermark nicht so grün!“
Das „Auf, Steirer!“ hat hauptsächlich die jungen Trachtenfans erreicht, die in der Regenpause so richtig aufgemascherlt hereinstürmten und den nasskalten Tag feuchtfröhlich ausklingen ließen.
Jene Besucher, die eine viel weitere Anreise zum „größten Dorfplatz Österreichs“ auf sich genommen hatten, ließen sich schon gar nicht vom Regen abhalten. Wie eine Touristengruppe aus Taiwan, die auf ihrer Rundreise nur eine Stunde Zeit für Graz hatte und dann beim „Aufsteirern“ gleich die ganze Steiermark auf dem Serviertablett bekam. „Ihr habt so ein Glück, hier zu leben, es ist so schön“, grinste ein älterer Taiwanese, der gerade ein Foto mit zwei steirischen Altersgenossen mit Gamsbart und Lederhose ergattert hatte.
Ein Pflichttermin war das Trachtenfest natürlich für die Spitzenkandidaten der Nationalratswahl. Christian Kern (SPÖ) und Sebastian Kurz (Liste Kurz) blieben dem größten Volksfest Österreichs zwar fern, doch HC Strache (FPÖ), Ulrike Lunacek (Die Grünen) – die sich zunächst noch sichtlich fremd fühlte – und Peter Pilz (Liste Pilz) sowie NEOS-Zweite Irmgard Griss stürzten sich ins Wählerstimmengetümmel.
Beim Steirer-Fest feierte viel Prominenz aus der Landes- und Bundespolitik mit: "Hausherr" und ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl eröffnete das Fest mit dem traditionellen Bieranstich - und zwar in einem Trachten-Outfit, über das er vorher via Facebook abstimmen ließ. Beim Empfang von LH Hermann Schützenhöfer im Grawe-Hof, fand sich auch SPÖ-LHStv. Michael Schickhofer ein. Er spazierte dann noch mit dem steirischen Spitzenkandidaten für die Nationalratswahl, Infrastrukturminister Jörg Leichtfried, durch die Innenstadt. Gesehen wurden auch die Landesrätinnen Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) und Ursula Lackner (SPÖ). Tatsächlich waren auch Nicht-Politiker zugegen - wie "Mister Millionenshow" Armin Assinger oder Kulm-Motor "Hupo" Neuper. Später am Abend hat dann übrigens auch noch Andreas Gabalier vorbeigeschaut, der ganz privat mit seinen Freunden feierte.
Auch die Polizei passte sich den Bedingungen an: In der Murgasse hatten die mit Maschinenpistolen bewaffneten Polizisten aus einem Hauseingang heraus dennoch die ihnen anvertraute Sperre aus Betonelementen und Trittgittern im Auge. In der Landhausgasse hatten die in Schutzwesten und mit Maschinenpistolen bewaffneten Uniformierten kurzerhand die Heckklappe ihres Mannschaftsbusses aufgeklappt, darunter Posten bezogen und sicherten so die Beton- und Gittersperre stoisch, aber regengeschützt. Am Eisernen Tor verstärkten zusätzlich schwere Feuerwehrfahrzeuge die Sperren. Laut einem Polizeisprecher war bis zum Nachmittag alles ruhig geblieben, es gab kaum Bedarf zum Einschreiten.
Die Polizei bilanzierte positiv: "Das Einsatzkonzept ging voll auf, es kam zu keinen Zwischenfällen. Auch verlief trotz einiger Sperren die Anreise zur Veranstaltung ohne Probleme."