Es ist die erste große Ausstellung im Graz-Museum unter der neuen Leiterin Sybille Dienesch und in der neuen Ausrichtung als demokratisches Museum: "Protest! ... in Graz von 1945 bis heute" zeigt die vielen, oft kreativen Formen, mit denen sich die Menschen in Graz Gehör verschafft haben und verschaffen: Vom am 1. Mai 1946 erstmals nach der NS-Zeit wieder begangenen "Tag der Arbeit" über Studentendemos bis zu Fridays for Future, die Coronademos oder auch den Aktionen der "Letzten Generation" und "Catcalls of Graz".
"Es soll kein nostalgischer Rückblick sein", sagt Dienesch: Vielmehr gehe es um die Auseinandersetzung mit den Protesten und ihrem demokratiepolitischen Potenzial. Das Team um die Kuratoren Annette Rainer und Bernhard Bachinger führte für die Schau Gespräche mit rund 50 Aktivistinnen und Aktivisten, die viel privates Material zur Verfügung stellten. "Wir haben schnell gemerkt, dass das ein dankbares Thema ist, weil die Beteiligten gerne davon erzählen – in den Protesten steckt viel Herzblut", so Dienesch.
Die nach Themenfeldern aufgebaute Ausstellung gibt natürlich auch Graz-spezifischen Protesten viel Raum – wie der wohl erfolgreichsten Bürgerinitiative gegen die durch Graz geplante Pyhrnautobahn, "Rettet die Mur" (mit einer Dauer von zehn Jahren der wohl dauerhafteste und vielfältigste Protest), die Aktionen gegen das Bettelverbot 2011 oder auch Proteste gegen provokante Kunstaktionen wie im steirischen herbst.
Die Fotos und Zeitungsberichte ergänzen zahlreiche künstlerische Arbeiten, in einer "Schreibox" kann man seine eigene Stimme allein oder in der Masse erheben. Und ein kleines, aber überraschendes Protestdokument ist ebenfalls ausgestellt: Der Grazer Ehrenring, den Arnold Schwarzenegger nach der Stadiondebatte empört zurückgeschickt hatte.