Entstanden war er 2021 als Kulturjahr-Projekt auf einem "Zwickel-Grundstück" in der Herrgottwiesgasse, an der Grenze von Gries und Puntigam und mitten zwischen Heizkraftwerken, Schlachthof, Moschee, Zentralfriedhof und einigen Wohnhäusern: Der Club Hybrid vom Architektenduo Heidi Pretterhofer und Michael Rieper.

2021 hatte man Programm im Rahmen des Grazer Kulturjahrs gemacht - für das der Bau eigentlich als Festivalzentrum dienen sollte, was aber Corona verhinderte. Ein Jahr darauf wurde er als "Werkstatt für Stadtstücke" weitergeführt, heuer wagte man den Versuch, ihn unter dem Titel "To-Gather", koordiniert von Christina Simmerer, nach einem Open Call frei bespielen zu lassen.

Nun ist aber Schluss - wie berichtet wird in der Herrgottwiesgasse um 21,5 Millionen Euro die neue Grazer Großküche gebaut. Am Samstag verabschiedet sich der Club Hybrid mit einer Goodbye-Party. Ab 17 Uhr werden "Klassiker für das Kurzzeitgedächtnis" (Social-Media-Beiträge aus den letzten drei Jahren) gezeigt, anschließend spielt man eine (durchaus humorvolle) "Familienaufstellung" samt Protagonistinnen und Protagonisten des Club Hybrid, aber auch aus der Stadt und der Nachbarschaft durch - und streitet dabei mit den "Göttinnen" Energie, Lärm, Verkehr und Abfall. Dazu gibt es Essen, Trinken und im Anschluss DJ-Musik. 

"Wir sind natürlich traurig, dass es zu Ende geht", sagt Co-Initiator Michael Rieper. Dennoch seien Heidi Pretterhofer und er aber auch ganz froh, dass mit der Küche Graz weiterhin eine öffentliche Nutzung erfolgen wird - war doch das 4000-Quadratmeter-Grundstück der Stadt Graz, das früher eine Gärtnerei beherbergte und zuletzt als Lagerplatz und als "richtig informelle Fläche" (Zitat der Architekten) genutzt wurde, als praktisch einziger unverbauter Grund weit und breit ein heiß begehrtes. "Wir haben immer gesagt, dass alles damit passieren soll, nur eines nicht - dass es die Stadt verkauft", so Rieper. 

Über die letzten drei Jahre ist im Club einiges passiert, es gab einige Recidencies, eine Band hat hier gelebt und eine Platte produziert, Festivals und Gast-Partys wurden organisiert - so haben etwa die Sturm-Anhängerclubs für einen Besucherrekord gesorgt -, es gab temporäre und permanente Installationen, und vieles mehr. "Für uns ist es super gelaufen", so Rieper: "Vor allem sind hierher, in den Grazer Süden, Menschen aus der Architektur und Stadtentwicklung, Kunst und Kultur hergekommen, die sonst niemals hier auftauchen würden."

Mit dem Bau der Großküche wird nächstes Jahr noch nicht begonnen, der Club Hybrid wird aber dennoch nicht fortgesetzt - die Möglichkeit der Fortsetzung war zu kurzfristig gekommen, Pretterhofer und Rieper haben zudem eine Professur in Linz angenommen. Und auch für den "Demonstrativbau" selbst, der zwei Stockwerke samt Arbeits- und Ausstellungsraum, Kantine, Schlafzimmern und Duschen umfasst, wurden mittlerweile Abnehmer gefunden. "Wir hätten ihn natürlich gerne als Ganzes an einer anderen Stelle gesehen", sagt Rieper. Der Bau wird aber nun zweigeteilt - der Stahlbau wird von einem Künstlerkollektiv weitergenutzt, der Holzbau privat. Näheres will man aber erst beim Abschiedsfest verraten.

Eine neue Zwischennutzung wurde aber auch für das Grundstück gefunden: 2024 wird es vorübergehend zum Footvolley-Platz werden.