Drei Architektur-Staatspreisträger haben Hand angelegt, um dem Zentrum von Reininghaus ein Gesicht zu geben: Hermann Eisenköck, der das Projekt auch weiter bearbeitet, Wolf D. Prix und das Team von Delugan Meissl. Mit 76,5 Meter soll der Q2-Tower das höchste Hochhaus der Stadt werden, ihm wird ein zweiter Turm zu Seite gestellt.
2018 wurden die Pläne vorgestellt, seitdem ist baulich aber nichts passiert, auch erschwert durch Pandemie und Explosion des Baukostenindex. Dafür wurde im Hintergrund viel geplant und gearbeitet – das allerdings nicht immer konfliktfrei zwischen Projektentwicklern und Stadtplanung.
Aber jetzt sei alles ausgeräumt, heißt es, lediglich "ein paar Fassadenthemen sind noch offen, die wir einarbeiten werden", so Eisenköck. Er nimmt also einen neuen Anlauf für die Türme und das "plus/minus 200-Millionen-Euro-Projekt", wie Eisenköck sagt. Nachsatz: "Eher plus." Die Reininghaustürme sind damit das größte private Bauprojekt der Steiermark.
Intensives Ringen zwischen Projektwerber und Gestaltungsbeirat der Stadt
Ein Teil des neuen Anlaufes ist ein Beschluss im Gemeinderat, der heute eine Änderung des Bebauungsplanes absegnen wird. "Das ist aber nur eine formale Sache", sagt Stadtplanungschef Bernhard Inninger. Es geht um Bauplatzgrenzen, die aufgehoben werden, "aber am Ursprungsprojekt, der Dichte, den Bauvolumen und Höhen ändert sich nichts".
In den vergangenen Monaten gab es einen intensiven Austausch zwischen Planern und dem Gestaltungsbeirat der Stadt – jetzt gibt es grünes Licht für das spektakuläre Vorhaben, bestätigen Eisenköck und Inninger.
Kein großes Glasdach, sondern Pflanzen und Sprühnebel
Eine der größten Änderungen im Vergleich zu den ersten Plänen: Ein großes Glasdach hätte die Verbindung für Fußgänger zwischen Straßenbahn-Haltestelle im Westen und dem Bildungscampus im Osten des Quartiers darstellen sollen. "Das kommt jetzt nicht", sagt Eisenköck. Vielmehr plant man, die Metallkonstruktion mit Pflanzentrögen zu bestücken, dazu ein Brunnenelement und eine Sprühnebelanlage. "Das Mikroklima gerade im Sommer ist für uns ein zentrales Thema. Eine Versiegelung heizt auf, darauf müssen wir reagieren", sagt Eisenköck.
"Wenn alles gut geht", hofft er, mit Jahreswechsel die Baugenehmigung in Händen zu halten. 2024 soll die Finanzierung stehen, alle Firmen an Bord sein – dann stehe dem Baustart nichts mehr im Weg. Ob alles auf einmal oder in Abschnitten gebaut wird, will Eisenköck noch offenlassen.
Für die Nutzung sind Hotel, Büros, Geschäftslokale vorgesehen, "Absichtserklärungen mit Nutzern gibt es". Wohnen sei eine Option, aber Stand jetzt keine wahrscheinliche.
Am Dach des höchsten Hauses wird der Wurm-Truck stehen
Ein Höhepunkt wird im wahrsten Sinn des Wortes auf dem Dach des Turms zu finden sein: "Dort stellen wir die Skulptur von Erwin Wurm auf", freut sich Eisenköck. Er meint den aufgestellten, begehbaren und 8,7 Meter hohen Lkw, den der Künstler für die Biennale in Venedig 2017 gefertigt hat. Das Kunsthaus hat ihn gemeinsam mit GA Immobilien 2020 um 700.000 Euro gekauft. "Besucher können dann sogar auf der Dachterrasse noch weiter in die Höhe steigen und auf Graz schauen." Denn die Dachterrasse wird öffentlich zugänglich sein, es soll ein Café und eine Veranstaltungszone kommen.