Die Zahl der Todesopfer in den überfluteten Gebieten in Mittelgriechenland ist auf mindestens 15 gestiegen. Dies berichtete der griechische Sender ERTnews am Sonntag unter Berufung auf Feuerwehr und Polizei. Behördenangaben zufolge fand die Küstenwache am Sonntag vor der Halbinsel Pilion die Leiche eines 42-jährigen Vermissten im Meer. Offiziell wurden noch drei Menschen vermisst, darunter ein Ehepaar aus Österreich.
"Sie wurden noch nicht gefunden", bestätigte eine Sprecherin des Außenministeriums der APA am Sonntag. Bis Sonntag wurden nach Angaben der Feuerwehr 4250 Menschen aus den überschwemmten Gebieten gerettet. In Larissa, der Hauptstadt der Region Thessalien, war die Lage am Sonntag weiter angespannt. Am Stadtrand, wo der Fluss Pinios über die Ufer trat, war weiterhin die Feuerwehr im Einsatz.
Die Rettungsmannschaften konnten bisher noch längst nicht alle vom Wasser abgeschnittenen Dörfer erreichen. Zudem erhöht sich wegen des stehenden Wassers Tag für Tag die Gefahr von Seuchen. In der weitgehend ländlichen Region liegen tote Schafe, Ziegen, Schweine, Hunde und Katzen. Bereits jetzt sei die Zahl der Mücken enorm gestiegen, berichteten Reporter. Den Menschen wurde dringend geraten, nur sicheres Trinkwasser etwa aus Flaschen zu nutzen, auf keinen Fall das Wasser der Überschwemmungen. "Es besteht Seuchengefahr", warnte der Epidemiologe Gikas Magiorkinis im Nachrichtensender Skai am Sonntag.
Mit Hubschraubern, Schlauchbooten und Traktoren wurden das ganze Wochenende über weiterhin Menschen gerettet. Nach Schätzungen der Behörden stehen mehr als 73.000 Hektar unter Wasser. Wegen der schweren Schäden und dem Chaos auf zerstörten und überschwemmten Straßen wurde der Beginn des Schuljahres, in Griechenland an diesem Montag, in der Region aufgeschoben.
Wegen der Überschwemmungen blieb am Sonntag außerdem die Autobahn zwischen Athen und der nordgriechischen Hafenstadt Thessaloniki entlang eines rund 70 Kilometer langen Abschnitts gesperrt, wie die Polizei mitteilte. Reisende zwischen Nord- und Südgriechenland müssen große Umwege in Kauf nehmen.
In der zum größten Teil verschlammten Hafenstadt Volos haben bereits die Arbeiten zur Wiederherstellung der Wasser- und Stromversorgung begonnen. Regierungschef Kyriakos Mitsotakis hatte am Freitag die von den Überschwemmungen heimgesuchten Regionen inspiziert. Er versprach den Menschen rasche und unbürokratische finanzielle Hilfe.
Mitsotakis kündigte am Sonntagabend bei einem Besuch in Larisa an, am Dienstag mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen über EU-Hilfen für die überfluteten Gebiete sprechen zu wollen. Die Flutkatastrophe in Griechenland hänge auch mit dem Klimawandel zusammen, sagte Mitsotakis. Insgesamt erfordere die Situation in der EU, dass sich das Staatenbündnis dieser Herausforderung stelle. Mitsotakis bekräftige, dass es rasch Hilfe geben soll. Bereits am Montag soll eine Online-Plattform öffnen, auf der die Menschen entsprechende Anträge stellen können.